1. - S wie Startaufstellung

Die magische Zahl 3: Sebastian Vettel fuhr in Valencia zu seiner dritten Pole Position in diesem Jahr. Es war die dritte Pole für Red Bull in dieser Saison und gleichzeitig Vettels dritte Pole in Valencia. Gewinnt der amtierende Weltmeister am Sonntag den Europa GP, wäre es der dritte Sieg 2012 für die Bullen. Dabei hatte Vettel gar nicht mit Startplatz eins gerechnet. "Mit Sicherheit nicht", bestätigte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Im dritten Qualifying habe ich mich aber wohler gefühlt. Die Strecke hat sich am Nachmittag gegen Ende der Session noch einmal verändert und wir konnten wieder mit der Strecke gehen und haben uns besser gefühlt."

Auch Lewis Hamilton war von seinem Ergebnis am Samstag überrascht. "Ich war schockiert", sagte er angesichts Startplatz zwei. "Ich hatte mir eigentlich einen Platz unter den Top-5 erhofft, denn um ehrlich zu sein, hatte ich das gesamte Wochenende über arge Probleme mit dem Setup meines Autos." Probleme anderer Natur hatte Pastor Maldonado, der sich auf P3 vor das Lotus-Duo Romain Grosjean und Kimi Räikkönen quetschte. "Das Auto war am Freitag zwar schon recht schnell, aber wir hatten Probleme auf dem Option-Reifen", so der Barcelona-Sieger. "Wir waren ein bisschen verwirrt."

Angesichts ihres Startplatzes werden wohl auch Fernando Alonso (Platz 11), Michael Schumacher (Platz 12), Felipe Massa (Platz 13) sowie Mark Webber (Platz 19) ein bisschen verwirrt gewesen sein. Gerade beim Australier lief kaum etwas zusammen: Das DRS funktionierte nicht und die Getriebe-Hydraulik machte Ärger. Übrig blieb ein verzweifelter Run auf den harten Reifen und eine Herkules-Aufgabe am Sonntag.

2. - S wie Start

Schluss ist erst, wenn der Schiedsrichter pfeift oder die Zielflagge fällt - das haben die bisherigen Rennen gezeigt. Pirelli-Reifen sei Dank, ist Pole-Mann Vettel gewarnt. "Wir haben in Montreal gesehen, dass auch in den letzten zehn Runden noch viel passieren kann", mahnte der Red-Bull-Star. "Hoffentlich geschieht diesmal weniger, aber jetzt müssen wir erst mal gut losfahren und über die Runden kommen." Ein guter Start ist auf einem Stadtkurs schon die halbe Miete, auch wenn Valencia durchaus Charakteristika einer permanenten Strecke aufweist. Die Fahrer sind sich größtenteils einig: Überholen ist zwar möglich, aber mit einem gewissen Risiko verbunden.

Schnappt sich Sebastian Vettel den zweiten Saisonsieg?, Foto: Red Bull
Schnappt sich Sebastian Vettel den zweiten Saisonsieg?, Foto: Red Bull

"Nach sieben verschiedenen Siegern wird es langsam Zeit, dass ein Fahrer sein zweites Rennen gewinnt", fordert Niki Lauda bei Motorsport-Magazin.com. Mit Vettel, Hamilton und Maldonado auf den ersten drei Startplätzen stehen die Chancen gut. Grosjean und Räikkönen, denen bislang die stärkste Longrun-Performance nachgesagt wird, werden beim Start wohl kaum volles Risiko gehen, sondern eher im Verlauf des Rennens die Power ihrer E20 ausspielen wollen. Spannender könnte es im grauen Mittelfeld werden, wo die Herren Alonso, Schumacher und Massa versuchen könnten, schnell nach vorn zu kommen.

3. - S wie Strecke

Auf dem Valencia Street Circuit Plätze gut zu machen, ist allerdings für jeden Fahrer eine Herausforderung. Der enge Kurs durch den Hafen Valencias bietet nur wenige Gelegenheiten für Überholmanöver. "Wir sind hier in Valencia - im Rennen passiert nicht viel, und der Kurs ist ja nun nicht gerade für seine großartigen Überholmöglichkeiten bekannt", meinte der McLaren-Star. Zumal es im Gegensatz zum Vorjahr nur noch einen Bereich gibt, in dem die Piloten den Heckflügel hochstellen dürfen. "Das ist schon verwunderlich, weil es voriges Jahr praktisch keine Überholmanöver gab", wunderte sich der Engländer. "Aber immerhin haben sie die DRS-Zone verlängert, das wird hoffentlich für ein bisschen Action führen."

Vettel sieht das mit dem Überholen dagegen ein bisschen optimistischer als sein Kollege. "Überholen ist möglich, aber nicht ohne Risiko", sagte der Weltmeister, der zudem den Vorteil hat, dass er als Pole-Setter bei normalem Rennverlauf gar nicht darauf angewiesen ist, am Vordermann vorbeizuziehen. "Die Pole Position ist hier die halbe Miete", bekräftigte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Vettel droht allerdings anderes Ungemach: Auf dem eng gestrickten Kurs kann es schnell mal zu Unfällen mit anschließender Safety-Car-Phase kommen, womit sich ein einmal herausgefahrener Vorsprung ganz schnell wieder in Luft auflöst.

4. - S wie Strategie

Beim Großen Preis von Kanada entschied die richtige Strategie über Erfolg und Misserfolg: Sergio Perez und Grosjean wurden dank ihrer Einstopp-Strategie weit nach vorne gespült; Vettel und Fernando Alonso verpassten wegen der falschen Entscheidung am Kommandostand einen Platz auf dem Podium. Die Piloten waren sich einig, dass die Taktik auch beim Europa Grand Prix eine Schlüsselrolle spielt. Grosjean glaubte allerdings nicht, dass er die 57 Runden auf dem Valencia Street Circuit so wie in Montreal mit nur einem Boxenstopp bewältigt. "Ich glaube nicht, dass ein Pitstop reicht, ich rechne mit zwei oder drei", sagte er.

Achter Sieger im achten Rennen? Romain Grosjean wäre ein Kandidat, Foto: Sutton
Achter Sieger im achten Rennen? Romain Grosjean wäre ein Kandidat, Foto: Sutton

Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo sieht es genauso. "Ich gehe davon aus, dass zwei Stopps die beste Variante für alle sind", sagte er. "Aber einige, die wie ich in Q2 ausgeschieden sind, wollen vielleicht nur einen Stopp machen. Wir haben einen zusätzlichen Reifensatz zur Verfügung, also machen wir wohl zwei. Ich schätze 80-90 Prozent machen zwei Stopps, 10-20 Prozent einen." Doch die Voraussagen und Einschätzungen der Piloten sind das eine, welche Strategie sich am Sonntag als das Nonplusultra erweist, wird erst das Rennen zeigen.

5. - S wie Setup

Eins haben die bisherigen Grand Prix gezeigt: Mit der Wahl des richtigen Setups sind im Rennen noch enorme Sprünge möglich. Vor allem den Lotus-Piloten wird zugetraut, noch einige Plätze gut zu machen. Demnach müssen die Worte von Grosjean in den Ohren der Konkurrenz wie eine Drohung klingen. "Wir haben im Qualifying eine gute Runde hinbekommen, ohne unser Setup für das Rennen großartig zu verändern", kündigte der Franzose an.

Aber nicht nur das Team von Eric Boullier, auch die Silberpfeile von Mercedes trauen sich offenbar zu, im Rennen in die Spitze vorzufahren. Allen voran Schumacher, der ausdrücklich betonte, dass die Fahrzeugabstimmungen im Qualifying mit Blick auf das Rennen gewählt worden seien. "Die Frage ist, wie viele Kompromisse wir heute für das Rennen eingegangen sind und wie viele die anderen Teams. Für unsere Seite war hier das Rennen wichtiger, darauf liegt unser Fokus", erläuterte der 43-Jährige.

6. - S wie Sonntagswetter

Für das Rennen in Valencia ist Sonnenschein mit höchstens leichter Bewölkung bei bis zu 29 Grad angesagt. Eine Hitzeschlacht, die Mensch und Maschine fordert, ist also programmiert. "Ich denke, es wird hart, heiß - aber es ist nicht das härteste Rennen für die Autos", relativiert Sebastian Vettel. In die Karten spielen könnte das Wetter vor allem Lotus. "Es stimmt, dass es für uns besser ist, wenn es warm ist. Wir sollten morgen gut dabei sein", erklärte Kimi Räikkönen. "Sie haben ein hohes fahrerisches Potenzial und sind bei hohen Temperaturen reifenschonend unterwegs", bestätigte Red-Bull-Berater Marko.

7. - S wie Spannung

In Sachen Spannung ließ das Qualifying in Valencia kaum Wünsche offen. Im zweiten Qualifyingsegment befanden sich 13 Fahrer innerhalb von drei Zehnteln. Bis zur letzten Runde der Zeitenjagd konnte sich kaum ein Fahrer sicher sein, ob ihm der Sprung in die entscheidende Qualifikationsrunde gelingt - und das auf einem Kurs, der eigentlich nicht für geringe Zeitabstände gemacht ist. "Der Kurs hat viele Kurven und ist lang, das zieht die Teams normalerweise auseinander", erklärte Adrian Sutil. Steht den Zuschauern im Rennen am Sonntag damit der nächste Thriller bevor?

Der Europa GP von seiner schönsten Seite, Foto: Sutton
Der Europa GP von seiner schönsten Seite, Foto: Sutton

Vielleicht war es seinem neunten Platz im Qualifying geschuldet, doch Button tat sich nach dem Zeittraining in Valencia als Schwarzmaler hervor."Man kann hier eigentlich nicht überholen", meinte der Brite. "Gemessen daran, wie gut die Reifen bei den meisten Leuten doch halten, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir ein besonders spannendes Rennen sehen werden." Williams-Streckenchef Mark Gillan teilte die Einschätzung Buttons. "Wenn du dich nicht an der Spitze qualifizierst, ist es in Valencia sehr schwer Plätze gut zu machen", sagte er. Dass wenige Überholmanöver nicht mit fehlender Spannung gleichzusetzen sind, hat aber spätestens das Rennen in Monaco erwiesen.