Zumindest der Start in den Samstag sei bei Williams gut verlaufen, wie Chefingenieur Mark Gillan im Anschluss an das Zeittraining in Montreal verriet: "Heute früh lief das Auto richtig gut - Pastor belegte P5 und auch Bruno war mit der Balance zufrieden." Im Qualifying habe man es dann aber nicht mehr so hinbekommen. "Das ist natürlich enttäuschend und müssen wir erst einmal verstehen - wir sehen uns gerade schon an, wo die Pace geblieben ist", versicherte Gillan, der klarstellte: "Wenn wir selbst all die Antworten schon hätten, wäre es natürlich einfacher."

Mit ein Grund könnten die äußeren Bedingungen gewesen sein. "Nun ist es heißer geworden und das Auto war dann ein kleines bisschen schwieriger zu fahren. Außerdem geht es so eng zu, dass ein paar Zehntel sehr viel ausmachen", meinte der Williams-Mann. Geschuldet sei das der allgemeinen Situation der Formel 1 2012. "Wann immer die Regeln ziemlich gleich bleiben, wird es früher oder später enger - dann schiebt sich alles zusammen. Man sieht bei einigen Teams von Rennen zu Rennen aber immer noch Formschwankungen - es gibt einfach sehr viel Wettbewerb." Zwischen Platz fünf und Platz 15 läge oft nur ein Unterschied von wenigen Zehnteln.

Feld sehr eng zusammen

"Da können dann auch die Fahrer viel ausmachen - im Gegenzug werden Fehler hart bestraft", so Gillan. 2014 wird es in der Königsklasse wieder umfangreiche Regeländerungen geben. Der Williams-Techniker freute sich darauf bereits. "Das wird sehr spannend, ich wäre aber überrascht wenn die Top-Teams dadurch gleich um mehrere Sekunden getrennt würden, denn alle sind in Sachen Entwicklung doch sehr gut." Beim letzten großen Umbruch, wie beispielsweise neuen Regeln in Bezug auf die Unterböden, hätten die Teams auch schnell reagieren können, sobald die Saison erst einmal lief.

In der F1 geht es heuer sehr eng zu, Foto: Sutton
In der F1 geht es heuer sehr eng zu, Foto: Sutton

In Bezug auf das Geschehen in diesem Jahr meinte Gillan: "Unser Auto ist mit mehr Sprit besser und auch in Sachen Rennpace. Es geht aber immer darum, das wirklich enge Fenster der Reifen zu treffen - sowohl im Qualifying als auch im Rennen." Hinzufügen wollte er: "Es ist nicht so, dass man sich, weil das Überholen nun einfacher ist, deswegen nur noch auf die Rennpace konzentriert. Das Überholen ist immer noch schwer - zum Beispiel gerade auf Strecken wie zuletzt in Monaco. Der Umgang mit den Reifen wird dabei immer mehr zum Schlüssel. Wenn man in den Top-10 qualifiziert ist, macht man sich das Leben auch am Sonntag viel einfacher - das haben wir ja auch bei Pastor in Barcelona gesehen."

Reifen enorm wichtig

"Wenn man erst einmal vorne ist, kann man auch einmal viel leichter vornewegfahren und die Pace kontrollieren. Je weiter hinten man ist, desto schwieriger wird es. Das Qualifying ist also nach wie vor sehr wichtig", beteuerte der Ingenieur. Zufrieden zeigte sich Gillan auch mit dem neuen Aero-Paket seines Teams. "Es läuft gut - bislang macht es genau das, was es soll", scherzte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Der Heckflügel in Kanada sei nun noch effizienter - man wähle je nach Strecke den passenden Flügel aus dem Williams-Sortiment aus. Insgesamt habe sich aber auch einfach das gesamte Auto und die Fahrbarkeit verbessert.

Das hänge auch mit den Reifen und allen von Pirelli vorgenommenen Verbesserungen an den Pneus zusammen. "Auch hat uns das mehr Flexibilität bei der Strategie gebracht." Da die Reifennutzung so wichtig sei, habe man zudem intern den Fokus auf diesen Bereich noch einmal verstärkt. "Es macht den Unterschied aus - deshalb geben auch wir uns da besonders Mühe." Einen extra Reifen-Guru brauche man deshalb aber nicht anstellen. "Wir haben diesbezüglich schon sehr viele erfahrene Leute", vertraute Gillan auf das vorhandene Personal. "Die Strategie war schon immer wichtig, ist mit den Reifen heutzutage aber noch einmal wichtiger geworden", unterstrich der Brite seine Einschätzung abermals.