In Montreal werde ich ja wie in Monaco auch wieder das erste Freitagtraining fahren können. Eigentlich war es von Williams ja anders geplant, Valtteri sollte in Montreal das FP1 fahren, ich dann Valencia komplett bekommen. Aber ich habe darum gebeten, ob man das nicht anders herum machen könnte, und das Team hat dem auch zugestimmt. Denn in Kanada bin ich ja nur einmal gefahren, mit dem HRT, mit viel zu wenig Abtrieb und auch generell nicht allzu viel. Deswegen habe ich dort viel weniger Erfahrungswerte als in Valencia, wo ich ja auch in der GP2 schon unterwegs war - und ich komme ja immer mehr zu der Erkenntnis, dass ich im Prinzip mit den Referenzen eines wirklich guten GP2-Autos, wie es der iSport war, mehr anfangen kann als mit denen des HRT...

Im Simulator bin ich Kanada natürlich auch schon gefahren, da bin ich auch auf sehr konkurrenzfähige Zeiten gekommen, ich hoffe natürlich, dass das dann jetzt in der Praxis auch klappt, vor allem im Qualifying müsste es halt endlich mal hinhauen. Ich weiß, das ich da immer noch ein Problem habe, auf eine Runde das Optimale aus dem Auto herauszuholen, ohne dabei den Reifen zu überfahren. Das hat mich ja auch in Monaco wieder sehr viel gekostet. Wenn ich es da im Qualifying unter die Top Ten geschafft hätte, wozu das Auto ja absolut in der Lage war, hätte ich garantiert auch im Rennen noch einiges mehr erreichen können.

Denn den Speed, in der Spitzengruppe mitzufahren, hatten wir ja, ich hing halt nur praktisch das ganze Rennen hinter Kimi fest, der deutlich langsamer war, aber auch keinen so gravierenden Fehler gemacht hat, dass er mir die Chance gegeben hätte, vorbei zu kommen. Dazu kam, dass das Timing unseres Boxenstopps diesmal wirklich nicht ideal war. In den anderen Rennen hat unsere Strategie meistens sehr gut funktioniert, aber diesmal war es falsch, zusammen mit den anderen vor mir herein zu kommen.

Bruno Senna erlebte kein problemfreies Rennen in Monaco, Foto: Sutton
Bruno Senna erlebte kein problemfreies Rennen in Monaco, Foto: Sutton

Ich habe, als die Anweisung kam, rein zu kommen, auch einen Moment überlegt, ob ich nicht draußen bleiben soll, weil ich das Gefühl hatte, dass der Reifen noch sehr gut ist, dass da noch einiges geht, ich war ja auch in den Runden zuvor in diesem 'Kimi-Train' alles andere als am Limit. Aber die Zeit war zu knapp, um das mit meinem Renningenieur noch zu diskutieren, und dann habe ich mich halt doch nicht getraut, diese Entscheidung ganz auf eigene Faust zu treffen, denn normalerweise haben die Leute an der Box ja den besseren Überblick... Im Nachhinein wissen wir alle, dass es schlauer gewesen wäre, noch ein, zwei Runden draußen zu bleiben, dann wäre Platz sieben statt Platz zehn möglich gewesen.

Trotzdem - wir haben alle zusammen auch in diesem Rennen wieder sehr viel gelernt, auch in die Richtung, was wir noch am Auto ändern müssen, damit es für mich optimal passt. Der Punkt ist, dass Pastor und ich einfach einen sehr, sehr unterschiedlichen Fahrstil haben. Er kommt mit dem Auto, so wie es im Moment ist, optimal zurecht, ich hätte ein paar Dinge lieber ein bisschen anders. Ich brauche zum Beispiel ein Auto, das vorne ganz, ganz präzise reagiert, auf die geringste Veränderung im Lenkradeinschlag, Pastor hat es lieber so, dass er es ein bisschen herum werfen kann. Seine Einlenkbewegungen sind ja auch zweieinhalb mal schneller als meine, daraus ergibt sich schon dieser Unterschied.

In Montreal werde ich jetzt versuchen, mit dem Setup von Anfang an mehr in diese Richtung zu gehen. Eine so aggressive Abstimmung gilt zwar als riskant, aber ich habe das letztes Jahr bei Lotus-Renault auch ein paarmal gemacht und bin gut damit zurecht gekommen. Ansonsten muss man dort vor allem darauf achten, dass das Auto beim Anbremsen sehr stabil ist, die Strecke besteht ja in erster Linie aus Geraden und Schikanen und langsamen Kurven. Und wenn es dann im Quali endlich mal passt, dann sollte auch im Rennen wieder viel möglich sein, denn unser Auto scheint im Moment wirklich fast überall konkurrenzfähig zu sein, aber gerade in langsamen Ecken. Top Six im Rennen, das könnte schon das Ziel sein...