Geht es nach Ex-Weltmeister Alan Jones, sehen wir Mark Webber bald im roten Overall. Der Australier, der 1980 seinen ersten und einzigen WM-Titel in der Formel 1 mit Williams einfuhr, rät seinem Landsmann zu einem Wechsel zu Ferrari. Sollte Webber, wie in den Medien bereits oft spekuliert wurde, tatsächlich ein passendes Angebot aus Maranello vorliegen, würde Jones an Stelle des Red-Bull-Stars nicht lange fackeln und zugreifen. Das könnte dem 35-Jährigen zudem einen Schub und frischen Wind verleihen. Ob Webber diesen jedoch überhaupt braucht, ist nach seiner eindrucksvollen Performance in Monaco fraglich.

Im vergangenen Jahr bereits abgeschrieben, legt Webber heuer eine weltmeisterliche Konstanz an den Tag. Dass genau die der Schlüssel zum Gesamterfolg sein wird, predigen die Fahrerlagerexperten schon seit Saisonbeginn. Mit vier vierten Plätzen in den ersten vier Rennen hamsterte der Red-Bull-Pilot eifrig Punkte. Einer Nullrunde in Barcelona folgte nun der Sieg in Monte Carlo. In der Weltmeisterschaftswertung liegt der wiedererstarke Australier nach seinem zweiten Sieg im Fürstentum - den ersten holte er in seiner bis dato besten Saison 2010 - nun punktgleich mit Stallkollege Sebastian Vettel auf Rang zwei.

Frische italienische Luft

Lediglich drei mickrige Pünktchen fehlen zur Spitze und Fernando Alonso. Eben diesen soll Webber nächste Saison als Teamgefährten haben, findet zumindest Jones. "Mark hat bereits eine der zwei Sachen geschafft, die die meisten F1-Piloten irgendwann einmal unbedingt schaffen wollen - und das ist in Monaco zu gewinnen. Die andere ist für Ferrari zu fahren." Jones beteuerte, er sei sich sicher, dass Webber diese Möglichkeit in Betracht ziehe. "Wenn er zu Ferrari gehen würde, wäre das wie eine Prise frische Luft für ihn - es ist einfach sehr prestigeträchtig und macht sich auch äußerst gut im Lebenslauf", fand Jones, der selbst nie für die Italiener fuhr.

Sinnbild: Springt Webber von der Nummer zwei bei Red Bull direkt ins freie Ferrari-Cockpit?, Foto: Sutton
Sinnbild: Springt Webber von der Nummer zwei bei Red Bull direkt ins freie Ferrari-Cockpit?, Foto: Sutton

Wichtig sei auch, dass Webber sich gut mit Alonso verstehen würde. "Sie kommen extrem gut miteinander aus - es könnte für ihn also wirklich eine gute Sache sein, dorthin zu gehen." Eine Bestätigung für den gegenseitig herrschenden Respekt sei nicht zuletzt auch das jetzt schon legendäre und gleichermaßen faire Duell der beiden im vergangenen Jahr in der Eau Rouge. Webbers Vertrag mit Red Bull läuft Ende der Saison aus. In den vergangenen Jahren war die Situation zumeist ähnlich, der Kontrakt wurde dann immer Jahr für Jahr verlängert.

Vettel immer noch da

2012 könnte die Situation jedoch anders aussehen. Bei Red Bull drängen mit Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne die Rookies nach, auch Sebastien Buemi scheint noch nicht aus dem Rennen um ein Stammcockpit. Zusätzlich könnte mit Lewis Hamilton bald ein ganz anderes Kaliber auf dem Markt sein - der Brite wirkt bei McLaren derzeit etwas unglücklich. Ferrari sucht hinter den Kulissen hingegen händeringend nach einem Nachfolger für den schwächelnden Felipe Massa. Da Sergio Perez eventuell noch etwas mehr Reifezeit bei Sauber zugestanden werden soll, scheint eine Übergangslösung mit dem alternden Webber mehr als sinnvoll.

Dass Webber von Platzhirsch Alonso und der klaren Ausrichtung Ferraris auf den Spanier abgeschreckt sein könnte, glaubt Jones hingegen nicht. Diese These sei einfach zu widerlegen, befinde er sich bei Red Bull mit Sebastian Vettel doch seit Jahren in der gleichen Situation und habe diese auch nie gescheut. "Ich persönlich denke, dass Mark sich dort sehr wohl bei einem guten Team befindet. Aber wenn er auch für nächstes Jahr mit Red Bull verlängert, hat er nach wie vor Vettel als Teamkollegen. Eine einfachere Aufgabe ist das also auch nicht", so der Champion von 1980 über die Optionen seines Landsmannes.