McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh hat eingeräumt, dass er Lewis Hamilton in der Qualifikation zum Großen Preis von Spanien in Barcelona am Samstag hätte anweisen sollen, seine schnelle Pole-Position-Runde abzubrechen, nachdem man festgestellt hatte, dass sich nicht mehr genügend Sprit im Auto befinden würde, um es anschließend zurück in den Parc Fermé zu schaffen. Hamilton stellte den Boliden nach seinem gezeiteten Umlauf daher vor Beginn der Gegengeraden ab, um sicherzustellen, dass noch genügend Benzin für eine Probe der Regelwächter im Tank sei.

Zuvor hatte er sich mit über einer halben Sekunde Vorsprung eindrucksvoll den ersten Startplatz gesichert. Dieser wurde dem Briten vor dem Rennen jedoch wieder aberkannt, da die Rennleitung entschied, dass Hamilton es aus eigener Kraft zurück an die Boxen hätte schaffen müssen und sich durch das nahezu leere und leichte Auto einen Vorteil verschafft hatte. Der McLaren-Pilot wurde daraufhin vom Zeittraining ausgeschlossen und musste als Letzter in den Grand Prix am Sonntag starten - in diesem betrieb er immerhin noch Schadensbegrenzung und fuhr als Achter in die Punkte. Das ganze Theater hätte man sich jedoch sparen können, wie auch Whitmarsh weiß.

1,3 Liter herausgepumpt

Da war die Welt noch in Ordnung: Lewis Hamilton wurde zu den Boxen zurückgefahren und wähnte sich auf dem ersten Startplatz, Foto: Sutton
Da war die Welt noch in Ordnung: Lewis Hamilton wurde zu den Boxen zurückgefahren und wähnte sich auf dem ersten Startplatz, Foto: Sutton

"Im Nachhinein war es falsch, aber ich denke, weder ich noch besonders viele andere Leute haben diese Situation so kommen gesehen - als Konsequenz daraus mussten wir von ganz hinten losfahren", ärgerte sich der Brite bei der Nachbetrachtung des Spanien-Wochenendes. "Ich hätte auch anders entscheiden können und er hätte einfach am Ende der Out-Lap wieder hereinkommen können. Aber ehrlich gesagt, habe ich auch einfach nicht erwartet, dass es so eine Strafe setzen würde", meinte Whitmarsh ganz offen. Zudem versicherte er, dass das Team erst um die Sprit-Problematik gewusst habe, als sich Hamilton bereits auf der Strecke befand.

"Irgendwann auf seiner letzten Qualifyingrunde haben die Daten dann angezeigt, dass er nicht mehr so viel Benzin an Bord hatte, wie wir dachten. Wir wussten, dass es die ganz klare Regel gibt, die besagt, dass man am Ende mindestens noch einen Liter zur Probe im Tank haben muss. Deswegen habe ich diese Order ausgegeben, denn die Vorgabe war klar - da gab es nichts zu verhandeln."

"Wir mussten sicherstellen, dass wir dieser Norm gerecht werden", schilderte Whitmarsh den hektischen Ablauf der Geschehnisse und seine Entscheidungsfindung. "Wir haben das Auto angehalten und wie sich später herausgestellt hat, konnten wir noch 1,3 Liter Benzin herauspumpen. Das wussten wir aber erst einige Stunden später", so der McLaren-Boss. "Es hätten auch drei Liter sein können, dann wäre ich natürlich ziemlich beschämt gewesen. Also egal wie es ausgegangen wäre, ich hätte sowieso schlecht dagestanden".