In all den Diskussionen um einen vorzeitigen Austausch von Felipe Massa gegen Sergio Perez kann man eigentlich nur an die Ferrari-Verantwortlichen appellieren, so schnell wie möglich überall, vor allem intern, klar zu machen, dass man von dieser auf den ersten Blick vielleicht durchaus attraktiv klingenden Idee die Finger lassen will und wird.

Über so einen Wechsel am Ende der Saison, also dann für 2013, nachzudenken, ist durchaus legitim, wobei noch die Frage wäre, ob Sauber unbedingt das allergrößte Interesse daran hätte, Massa zurückzunehmen statt lieber weiter auf junge Piloten zu setzen. Aber wie auch immer - eines scheint bei sorgfältigem Abwägen klar: ein hektischer Wechsel in der Saison würde mit größter Wahrscheinlichkeit niemanden wirklich weiter bringen.

Ferrari hat andere Probleme

Ferrari nicht, denn das größte Problem dort ist mit Sicherheit erst einmal das Auto. Das wirklich weiter zu bringen, umzubauen, um auch unter normalen Bedingungen wieder wirklich konkurrenzfähig zu sein, das ist die aktuell wichtigste Aufgabe. Das funktioniert mit einem eingespielten Team mit Sicherheit besser als mit einem, in dem man sich ganz nebenbei auch noch damit beschäftigen muss, einen neuen, noch relativ unerfahrenen Fahrer, der das Team und die Ingenieure dort genauso wenig kennt wie das Auto, zu integrieren.

Perez kennt das Ferrari-Rot schon, Foto: Ferrari
Perez kennt das Ferrari-Rot schon, Foto: Ferrari

Die meiste und systematischste Arbeit in dieser Beziehung leistet wahrscheinlich sowieso Fernando Alonso, aber mit Massa und seiner Arbeitsweise ist man zumindest vertraut – und Massa kennt das Auto und die bisherige Entwicklung nach den ganzen Wintertests.

Bessere Chancen zum Saisonende

Für Sergio Perez ist Ferrari sicher eine tolle Chance - aber genauso sicher ist auch, dass die wesentlich größer wäre, wenn er zum Saisonende 2012 in aller Ruhe dorthin wechseln könnte, dann in der Wintertestphase das Team und das Auto kennen lernt und sich ordentlich vorbereiten kann. Dass die Hin- und Herspringerei mitten in der Saison gerade für jüngere Piloten schwierig ist, dass sich sogar sehr erfahrene schwertun, vor allem, wenn sie in ein nicht einfach zu fahrendes Auto kommen, haben die letzten Jahre immer bewiesen.

Man denke nur an die Probleme, die Giancarlo Fisichella 2009 hatte, als er von Force India in den Ferrari wechselte - damals nach Massas Unfall. Bei Perez kommt noch dazu: der Druck auf ihn, sich bei Ferrari sofort zu beweisen, Druck, der nicht nur von außen käme, sondern den er sich unter Garantie auch selbst machen würde, wäre enorm. Und auch wenn der Mexikaner schon einige sehr gute Leistungen zeigte, vor allem natürlich zuletzt in Malaysia: er ist - verständlicherweise - durchaus noch anfällig für Fehler. Man frage nach bei Sauber - die Warnungen vor Übereifer beim Angriff auf Alonso kamen ja nicht von ungefähr.

Vorsicht vor Fehlern, Foto: Sutton
Vorsicht vor Fehlern, Foto: Sutton

Bitter für Sauber

Für Sauber wäre es auch bitter, Perez jetzt mitten im Jahr ziehen lassen zu müssen. Die Unruhe, die ins Team käme, ausgerechnet jetzt, wo man ein Auto hat, das deutlich konkurrenzfähiger zu sein scheint als das der letzten Jahre, wäre enorm. Egal, ob man nun Massa im Tausch von Ferrari bekäme oder eventuell sogar Esteban Gutierrez doch vorzeitig ins Auto setzen würde, was allerdings eher unwahrscheinlich scheint.

Bleibt zum Schluss noch Massa. Es gibt ja einige, die glauben, ein schneller Wechsel zurück zu Sauber würde ihm sogar gut tun. Aber wer das denkt, der berücksichtigt den einen Faktor nicht: die psychologische Verfassung des kleinen Brasilianers, der sowieso schon mit mangelndem Selbstbewusstsein und extremer Verunsicherung zu kämpfen hat, auch wenn er das recht oft hinter trotzig klingenden Sprüchen zu verstecken versucht.

Die Kritik nimmt nicht ab, Foto: Sutton
Die Kritik nimmt nicht ab, Foto: Sutton

Einen so klaren Misstrauensbeweis, wie ihn ein Austausch mitten in der Saison darstellt, würde ihn mit ziemlicher Sicherheit erst recht noch weiter verkrampfen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dann dort im "neuen" Team schnell wieder bessere Leistungen bringen würde, ist eher gering. Wobei natürlich ganz ehrlich die Karriere und das Schicksal von Massa der Punkt ist, der die Entscheidungsträger in der Formel 1 am wenigsten interessieren dürfte.