Die Zeiten, in denen Sebastian Vettel von Pole zu Pole und Sieg zu Sieg eilte, scheinen zumindest in Melbourne vorerst vorbei zu sein. "Es ist keine Katastrophe, heute Sechster zu sein", betont Vettel, doch wirklich glücklich ist der amtierende Champion damit erwartungsgemäß nicht. Insbesondere, da ein Fehler in Kurve eins nicht hilfreich war. "Aber wir müssen akzeptieren, dass McLaren heute sehr stark war und die Pole verdient."

Eine Krise sieht Vettel bei Red Bull aber nicht ausbrechen. "Es wäre falsch, jetzt jeden Bereich des Autos in Frage zu stellen." Das Team habe in den vergangenen Jahren gut gearbeitet, in Melbourne nun aber erfahren, dass der RB8 nicht schnell genug sei. "Zumindest auf dieser Strecke", fügt Vettel hinzu. "Das wollen wir ändern."

Dabei kommen mehrere Faktoren zusammen. Einerseits die nicht ganz perfekten Wintertests, bei denen einige Zuverlässigkeitsprobleme Testzeit und damit Kilometer kosteten, zum anderen ein Dreher im dritten Freien Training, der ihn Abstimmungszeit kostete. "So konnte ich mich nicht auf das Qualifying einschießen", betont Vettel. "Aber das hatte ich bis Q2 eh nachgeholt."

Das größte Problem liegt in der Balance des Autos begraben. Sie schmeckt Vettel einfach noch nicht. "Sie ist noch nicht ganz zufrieden stellend und ich habe noch nicht das nötige Vertrauen gefunden, um das Extra-Zehntelchen herauszuquetschen - dann pusht man zu sehr und ist anfällig für Fehler." Durch dieses Extra-Zehntel zeichnete sich Vettel gerade im vergangenen Jahr auf seinen Pole-Runden aus. "Das sollte aber im Rennen besser sein, da wir eine bessere Rennpace haben, doch es gibt noch viel zu tun und zu verstehen."

Sebastian Vettel ist nicht zufrieden, Foto: Sutton
Sebastian Vettel ist nicht zufrieden, Foto: Sutton

Trotzdem gibt er Entwarnung: "Wir haben kein globales Problem mit dem Auto. Es liegt eher daran, es richtig hinzubekommen", so Vettel. "Es gibt keinen Grund zur Panik." Das Team kenne und verstehe "Abbey", so der Name für Vettels neues Chassis, einfach noch nicht so gut wie deren Vorgängerin und könne Probleme entsprechend noch nicht so schnell erkennen und beheben. "Das ist aber auch ein unfairer Vergleich, da man da immer vom letzten Rennen 2011 ausgeht." Jetzt stehe man noch am Anfang der Entwicklung und Kennenlernphase.

Die neue Rolle als Verfolger stellt für Vettel kein Problem dar. "Wir hatten auch schon schwierigere Zeiten, in denen wir nicht die Schnellsten waren und geschlagen wurden", erinnert er. "Wir haben immer gesagt, dass McLaren sehr stark ist. Heute waren sie wahrscheinlich stärker, als es jeder gedacht hätte." Auch Lotus habe sein Überraschungspotenzial wie erwartet ausgeschöpft. "Und Mercedes ist eindeutig näher dran", merkt Vettel an. "Wir haben also noch einige Hausaufgaben zu erledigen."