"Da muss man etwas ausholen", begann Christian Danner, angesprochen auf die Erfolgsaussichten Michael Schumachers 2012, seine Ausführungen in Bezug auf den Rekordweltmeister. Klarstellen wollte Danner, dessen Verhältnis zu Schumacher in den Medien bereits oftmals als schwierig bezeichnet worden war, von Beginn an vor allem: "Ich bin, was den Michael Schumacher betrifft, ein sehr großer Fan, weil er natürlich dem Motorsport und der Formel 1 in Deutschland unglaublich viel Gutes getan hat." Den Blick fürs Wesentliche habe er deshalb aber noch lange nicht verloren.

"Ich bin aber dennoch niemand, der über das hinwegsieht, was er macht", so Danner mit Blick auf den früher viel kritisierten Mercedes-Piloten. Diesbezüglich könne man ihm nichts vormachen. "Ich weiß schon, wie es im Cockpit zugeht und diesbezüglich gab es zwischen mir persönlich und dem Michael schon öfter leichte Reibereien", gab der Deutsche am Rande eines Medienevents in München zu. "Ganz einfach deshalb, weil, wenn einer ein Foul begeht und ich das Foul erkenne, und mir dann jemand danach sagt: 'Was willst Du eigentlich?' - ich schon sage: "Naja, ich hab's halt gesehen!" Da gab es ein paar Spannungen", so Danner mit einem Lächeln.

Alter spielt definitiv eine Rolle

Solche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kerpener und dem TV-Experten würden jedoch weitestgehend der Vergangenheit angehören. "Sein Comeback war dann ja eigentlich durchaus positiv", meinte der 36-fache GP-Starter in Bezug auf Schumacher, fügte allerdings auch hinzu: "Aber er hat halt mit dem Nico Rosberg einfach einen Teamkollegen, der wirklich saugut und sauschnell ist und der hat ihn rasiert." Diese Meinung habe er bereits Anfang 2011 auch so kommuniziert und an seiner Einschätzung festgehalten: "Ich habe gesagt, dass ich glaube, dass das auch so bleibt. Es hat sich einfach an den Grundparametern nichts verändert. Ich glaube: Rosberg wird immer schneller sein als Schumacher."

Fahrerlager-Experte: Zusammen mit Heiko Wasser sitzt Christian Danner schon viele Jahre hinterm RTL-Mikro, Foto: Mandoga Media
Fahrerlager-Experte: Zusammen mit Heiko Wasser sitzt Christian Danner schon viele Jahre hinterm RTL-Mikro, Foto: Mandoga Media

"Nun ist das Jahr 2011 vorbei und es war ja tatsächlich so", erklärte Danner, der im Anschluss an seine Aussagen teilweise selbst mediale Kritik einstecken musste. "Bei einigen Leuten kam das scheinbar nicht so gut an, sodass der ein oder andere Kollege versucht hat, mich sehr zu verunglimpfen." Er selbst sehe die Angelegenheit jedoch nach wie vor äußerst entspannt. "Es sind Tatsachen, die auf der Hand liegen und anhand denen sich jeder selbst ein Bild machen kann. Rosberg ist schneller und ich glaube, er wird auch 2012 schneller sein", stellte Danner klar.

Man müsse seine Aussagen jedoch im richtigen Licht verstehen. "Ich sage nicht, dass Michael schlecht fährt und ich sage auch nicht, dass er langsam ist - aber der Rosberg ist eben zwanzig Jahre jünger. Und auch wenn es manchmal schwerfällt, aber man wird älter, schlauer, auch besser - aber nicht unbedingt schneller in einem Formel-1-Auto." Für Schumacher sei es daher an der Zeit, sich Gedanken über seine sportliche Zukunft zu machen. "Das sind Dinge, mit denen sich der Michael unter Umständen mal persönlich auseinandersetzt und sein Umfeld sollte das auch tun. Ein Michael Schumacher ist so ein großartiger Motorsportler und so ein unglaublich erfolgreicher Mann."

Besser als im Vorjahr

"Der kann auch von mir aus die nächsten zwei Jahre gerne aus Spaß mitfahren - soll er eben Punkte machen und dann gewinnt halt der Rosberg", sagte der ehemalige Arrows- und Rial-Pilot und fügte an: "Wenn ihm das gefällt und er das mag, ist das doch überhaupt kein Problem. Ich verstehe ihn und ich finde er ist nach wie vor ein überragender Motorsportler, der jetzt halt einmal unter anderen Voraussetzungen fährt." Wie es um die allgemeinen Erfolgschancen der Silberpfeile 2012 steht, sei hingegen auch nach zwei von drei geplanten Wintertestfahrten schwer abzuschätzen. "Ob der neue Mercedes Red Bull und McLaren schlagen kann, ist im Moment noch nicht absehbar. Ich bin mir aber sicher, dass sie im Vergleich zum vergangenen Jahr, wo sie ja wirklich schrecklich hinterher fuhren, besser sind", meinte der 53-Jährige.

"Ich glaube aber nicht, dass sie an den Red Bull und den McLaren herankommen - vielleicht an den Ferrari." Weniger überrascht zeigte sich Danner von der von Mercedes benötigten Zeit, um in die Erfolgsspur zu finden. "Ross Brawn ist natürlich ein sehr guter Techniker und ein hervorragender Organisator, aber er ist kein Designer. Und das Problem liegt nicht darin, dass das Auto im Konzept falsch organisiert wäre, das funktioniert - sondern es liegt daran, dass der ein oder andere Designer da vielleicht nicht ganz so schlau ist wie der Herr Newey bei der Konkurrenz. Das ist das Hauptproblem", stellte der Münchner fest.