1. - S wie Startaufstellung

"Wenn es drauf ankommt, liefert Sebastian Vettel wie üblich die Performance ab und steht vorne", sagte Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Damit war die Erkenntnis des 17. Qualifyings der Formel-1-Saison 2011 kurz und prägnant auf den Punkt gebracht. Denn zum 13. Mal in diesem Jahr parkte der Heppenheimer seinen Red Bull auf der ersten Startposition.

Sebastian Vettel sicherte sich seine 13. Pole der Saison, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel sicherte sich seine 13. Pole der Saison, Foto: Red Bull

"Es hat heute alles gepasst. Das Auto hat sich sehr gut angefühlt, die Balance war gut und wir hatten ein relativ ruhiges Qualifying und große Aufregung", schilderte der Doppelweltmeister seine Leistung auf dem Buddh International Circuit. An seiner Seite qualifizierte sich McLaren-Pilot Lewis Hamilton, der aber am Freitag gelbe Flaggen ignorierte und dafür drei Startplätze verlor. Damit steht Mark Webber an Vettels Seite.

Eine kleine Überraschung lieferte Fernando Alonso, der sich noch vor Jenson Button auf die dritte Position stellen konnte und damit selbst nicht richtig gerechnet hatte. "Platz drei gibt uns die Chance auf ein besseres Rennen als sonst. Normal ist die Rennpace OK, wir starten aber als Fünfter oder Sechster und kommen dann zu spät an die Spitzengruppe. Wenn wir vorne starten, haben wir mehr Chancen", malte sich der Spanier aus.

Insgesamt hatte es aber nach dem Qualifying – aufgrund der vielen Strafen – große Verwirrung gegeben. Denn Sergio Perez und Hamilton gehen, wegen der gelben Flaggen, drei Plätze nach hinten. Vitaly Petrov, wegen den Unfalls mit Michael Schumacher in Korea, Narain Karthikeyan, weil er selbigen im Qualifying behinderte, und sein Teamkollege Daniel Ricciardo, wegen eines Getriebewechsels, müssen jeweils fünf Plätze nach hinten. Glück und Pech zugleich hatte Timo Glock, der keine Zeit setzten konnte, da sein Getriebe streikte. Nun entschieden die Steward zwar, dass er starten darf, dass er das aber, trotz der Strafen für HRT, hinter den beiden spanischen Autos tun muss.

2. - S wie Start

Wie bei den meisten Rennen wird auch in Indien der Start maßgeblich am Rennergebnis beteiligt sein. Daher wurde lange spekuliert, welche Seite die bessere sei, um dort zu starten. Die meisten Piloten erkennen aber keinen Unterschied, denn sie fahren auf ihren schnellen Runden zwischen den beiden Reihen hindurch, wodurch keine Position besser oder schlechter sein dürfte.

Unter Berücksichtigung dieser Situation scheint ein Startsieg von Vettel sehr wahrscheinlich, während Webber sich eher nach hinten orientieren muss, wie auch Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com erläuterte. "Fernando Alonso ist am Start ähnlich gefährlich, vielleicht nicht ganz so unkalkulierbar, aber er ist im Rennen meistens ein starker Gegner. Wir wollen den Start gewinnen und können dann hoffentlich das Rennen von der Spitze bestimmen."

Dabei sollten aber auch die McLaren nicht vergessen werden, die in letzter Zeit gut starteten. Doch das reicht laut Teamchef Martin Whitmarsh nicht aus. "Wir haben gute Starts, haben aber auch schlechte erste Runden gezeigt", schilderte der Brite. Wenn seine Piloten nun die erste Umrundung gut meistern, blickt er positiv auf den Sonntag. "Dann haben wir eine Chance auf ein starkes Rennen."

Mit der Spitze hat Michael Schumacher vermutlich weniger zu tun, doch der Mercedes-Pilot möchte von seiner 12. Startposition aus viel riskieren, um gleich nach vorne zu kommen. Doch Probleme oder Gefahren in Bezug auf die schmutzige Strecke sieht er dabei nicht. "Gefährlich würde ich nicht sagen, aber dass es den einen oder anderen Versuch geben wird, Positionen gut zu machen, ist ja klar, dafür ist der Start ja da", zeigte der siebenfache Weltmeister klar auf.

3. - S wie Strecke

Die neue Strecke in der Nähe von Neu Delhi bot über die Tage gleich mehrere Punkte, die zu Diskussionen anregten. Doch einige Piloten wie Hamilton waren einfach nur zufrieden. "Es gibt aber keinen Grund zur Klage - die Strecke ist perfekt, schnell, flüssig, hat guten Grip und die besten Kerbs, die ich je gesehen habe. Es ist eine wundervolle Strecke und die Organisatoren hier in Indien haben wirklich einen guten Job gemacht", lobte der Brite und gab damit in anderen Worten wieder, was auch sein Teamkollege Jenson Button denkt.

Kleine Schönheitsfehler fielen den Piloten aber doch ins Auge. Denn die Boxenausfahrt liegt unglücklich hinter einer Kurve, sodass einige Fahrer nicht sehen, wenn von hinten ein schnelleres Auto kommt. Das passierte Vettel im freien Training, als er herauskam und beinahe mit seinem Landsmann Adrian Sutil kollidierte. "Ich weiß nicht, was er da gemacht hat, denn man sieht dort gut", nahm der Force-India-Pilot die Streckenbauer in Schutz und schob den schwarzen Peter den Bullen zu, die mehrfach Probleme hatten. "Ich habe jedes Auto gesehen, als ich auf die Strecke gefahren bin, das lag heute vielleicht ein bisschen am Team."

Und auch am Samstag warf die Strecke erneut Fragen auf, als Felipe Massa über den Kerb in Kurve acht fuhr und sich dabei seine Radaufhängung beschädigte. Doch während der Brasilianer den zu hohen Streckenbegrenzungen die Schuld in die Schuhe schob, gab es auch andere Meinungen. "Es ist sehr erstaunlich, dass Felipe Massa diesen Kerb immer und immer wieder so hart überfahren und nichts daraus gelernt hat", wunderte sich Christian Danner. "Somit war es keine Überraschung, dass seine Aufhängung gebrochen ist und er in die Mauer einschlug." Massa möchte nun aber eine Diskussion anregen, dass die "orangen Teile" für das kommende Jahr geändert werden.

4. - S wie Staub

Bereits ab dem ersten Tag war der Staub auf dem neuen Buddh International Circuit ein großes Thema. Dieser macht sich überall auf der Strecke breit und lässt neben der Ideallinie die Strecke gelb schimmern. "Wenn du nur das kleinste Stück von der Linie abkommst, ist es wie Fahren auf Eis", schilderte Alonso seine Eindrücke. Das könnte sich vor allem am Sonntag interessant auswirken, wenn die Piloten überholen, oder auch nur überrunden wollen. Für Button stellte sich daher die Frage, ob die Verantwortlichen abends noch mit der Kehrmaschine über die Strecke gehen würden.

Doch auch das normale Renngeschehen kann Schwierigkeiten bereiten. "Wenn man direkt hinter dem Auto vor sich fährt - je nachdem, wo es die Strecke verlässt - wirbelt das Staub auf die Linie und man nimmt ihn auf", schilderte Vettel, der sich besonders Gedanken darüber macht, wenn ein Wagen vor ihm von der Strecke abkommen sollte. "Richtig knifflig wird es, wenn die Leute so weit von der Strecke abkommen und viel Staub aufwirbeln, dass man nicht mehr sieht, wo man hinfährt"

5. - S wie Strategie

Während seit Beginn des Wochenendes darüber diskutiert wird, dass die harten Reifen zu hart für den Buddh International Circuit sind, gibt es diesmal kein Problem mit dem Verschleiß der Pneus. "Die Reifen halten ziemlich gut", erkannte Mercedes-Teamchef Ross Brawn, der deshalb mit einer Zwei- oder Dreistopp-Strategie rechnet. "Die meisten Leute werden versuchen, die Reifen lange genug zu schonen, um zwei Stopps zu fahren."

Michael Schumacher warf einen genauen Blick auf die Reifen, Foto: Sutton
Michael Schumacher warf einen genauen Blick auf die Reifen, Foto: Sutton

Ein weiterer Stopp kostet dank der kurzen Boxengasse aber auch nicht wirklich mehr Zeit, weshalb Teams oder Fahrer, die ihre Reifen mehr strapazieren, ihrer Boxencrew sogar einmal mehr einen Besuch abstatten könnten. "Es ist wichtig, sich die Reifen richtig einzuteilen", sagte Vettel zu diesem Thema.

Doch wesentlich weiter möchten sich die Teams nicht aus dem Fenster lehnen. "Eine riskantere Strategie wäre bestimmt interessant", fügte Brawn hinzu, der aber noch keine zündende Idee hatte. Zudem würden die Reifen zu konstant arbeiten, um große Experimente zu unternehmen. "So etwas kann man eher auf Strecken mit hohem Verschleiß machen."

Weiter hinten könnten die Teams sogar die Option ins Auge fassen, auf den harten Reifen zu starten und sich ihrer schnellstmöglich zu entledigen. Doch der Achtplatzierte Sutil glaubt nicht an diese Idee: "Man kann ihn am Ende nutzen, aber am Anfang ist es natürlich ein Risiko, besonders da ich recht weit vorne stehe und dann möglicherweise gleich fünf oder sechs Plätze verlieren könnte."

6. - S wie Sonntagswetter

Nach nebelverhangenen und regnerischen Tagen in Korea, sind die Piloten in Indien zurück auf der Sonnenseite des Lebens. Mit 30 Grad Luft- und 36 Grad Streckentemperatur ist es sehr warm und angenehm. Doch speziell für die harten Reifen nicht warm genug, denn beinahe alle Teams bekamen diese Mischung nicht auf Temperatur. "Die harten Reifen sind einfach zu hart", äußerte sich Sutil kurz aber deutlich.

Sein Teamkollege kämpfte am Samstag ebenso mit den Temperaturen. "Ich denke, die Bedingungen haben sich etwas abgekühlt, was uns vielleicht nicht hilft, weil ich die Balance nicht dort hatte, wo ich sie wollte", gab Paul di Resta zu bedenken. Für den Sonntag sind aber wie an allen anderen Tagen Sonne und warme Temperaturen vorhergesagt.

7. - S wie Spannung

Die WM ist entschieden und seither geht es nur noch darum, den Sieg zu holen. Zwar spricht alle Welt davon, wer denn den Vizetitel holt, doch den vier Kandidaten, Webber, Alonso, Button und Hamilton scheint das nicht allzu wichtig zu sein. Genau wie Vettel, der noch auf die Einstellung von Michael Schumachers 13 Saisonsiegen hofft, geht es für jeden einzelnen einfach um den prestigeträchtigen ersten Sieg auf der neuen Strecke in Indien.

Auf dem Papier stehen die Chancen des Weltmeisters am besten. "Wir haben einen sehr guten Startplatz, aber es wird ein sehr langes und interessantes Rennen", gab Vettel zu bedenken. Leicht werden es ihm die anderen aber nicht machen. "Morgen werden wir auf den Sieg losgehen", zeigte sich Alonso angriffslustig, der nach Silverstone gerne noch ein zweites Mal 2011 siegen möchte. "Das ist das erste Rennen in Indien, da wäre es schön, wenn man den Pokal zuhause hat. Wenn wir die Chance auf den Sieg bekommen, werden wir sie ergreifen."

Genau dieser unbedingte Wille könnte Potenzial für Spannung bieten, denn wer hinten ist, muss es sich bei den Streckenverhältnissen sehr genau überlegen, ob er auf die schmutzige Seite ausscheren möchte. "Es werden nicht viele Autos einen Versuch starten und es sich dann zwei Mal überlegen können. Wenn man ein Manöver beginnt, muss man es hier auch zu Ende bringen", zeigte der Ferrari-Pilot auf. Auch Button war sich nicht sicher, ob der Grip zum Überholen reicht.

Sollte dies nicht der Fall sein und die beiden Bullen auch nach dem Start noch an der Spitze sein, wird es vermutlich keinen großen Kampf, sondern eher eine weitere 60-ründige Prozession geben. Denn auch TV-Experte Danner rechnet nicht mit einem teaminternen Duell der Red Bulls. "Ich glaube nicht, dass die beiden sich bekämpfen werden. Sie werden mit einem Doppelsieg zufrieden sein."