Auch bei seiner Ankunft in Indien war Mark Webber in Gedanken immer noch bei seinem vor knapp zwei Wochen tödlich verunglückten Freund Dan Wheldon. "Er war auf der Strecke ein großartiger Kämpfer und auch abseits ein toller Kerl - genau deswegen mochten ihn die Leute, die ihn gut kannten, wohl auch so sehr", zollte Webber seinem gefallenen Kammeraden höchsten Respekt. "Es ist erneut eine schmerzliche Lehrstunde und ruft einem auf furchtbare Art und Weise wieder in Erinnerung, dass wir weiterhin hart daran arbeiten müssen, die Sicherheit zu verbessern und trotzdem das Element beibehalten, dass wir uns, wie bisher auch, weiterhin Woche für Woche selbst testen", fand der Australier.

Dass ihn die Trauer und vielen Gedanken in Indien aber von seiner Konzentration abbringen und so eventuell sogar gefährden könnten, glaubte Webber nicht. "Wenn man nicht im Auto ist, dann driften die Gedanken schon einmal in die eine oder andere Richtung ab. Wenn man aber im Cockpit sitzt, ist das anders", so der Red-Bull-Star, der erklärte: "Ich hatte selbst schon einige schwere Unfälle. Ich denke, das ist für einen selbst der härteste Test." Solche Situationen seien schwierig. "Auf eine bizarre Art und Weise dreht man sich das aber als etwas Positives hin", gab Webber zu.

"Was das betrifft sind wir wirklich hochmütig, denn die Autos sind sicher genug, wir fahren wieder auf die Strecke und greifen an", sagte der Australier. "Wir sehen dieses Ausreizen der Limits und Grenzen ja nicht unbedingt als das an, was wir machen. Wir machen es, weil wir erfahren sind, wissen was wir tun und einfach gegeneinander Rennen fahren - das machen wir", so der 35-Jährige, der glaubte: "Ein Großteil der Menschen sieht es als etwas an, dass jede Runde sehr gefährlich ist. Wir sehen das aber natürlich nicht so, denn wir sind es gewöhnt."

Eine der besten Strecken der letzten Jahre

Für Mark Webber und seine Kollegen gibt es in Indien viel zu entdecken, Foto: Sutton
Für Mark Webber und seine Kollegen gibt es in Indien viel zu entdecken, Foto: Sutton

"Ich hatte schon zwei Unfälle, wo ich nicht wusste, ob ich da wieder herauskommen würde. Die Tage danach waren für mich immer hart - für meine Familie aber fast noch mehr, als für mich persönlich", erinnerte sich Webber. "Glücklicherweise ging es für mich gut aus. Wir wissen aber, wie schmal der Grat ist, dass es so endet, wie wir das in Las Vegas hatten", sagte der Australier. "Wir haben es nun auch bei Marco gesehen. Eine Runde später und das Feld wäre schon weiter auseinandergezogen gewesen und er hätte mehr Chancen gehabt. Man kann einfach nicht glauben, dass all diese Umstände zusammenkamen - noch dazu auf einer der sichersten Rennstrecken der Welt", so der Red-Bull-Pilot in Bezug auf den Simoncelli-Unfall in Sepang.

In puncto Sicherheitsstandard müsse man sich zumindest in Indien aber keine Sorgen machen. "Die Strecke ist sehr interessant und sicher einer der besten Kurse, der in letzter Zeit gebaut wurde. In manchen Streckenteilen ist der Kurs eher eng, dann wieder breiter - das ist für den Fahrer sehr interessant", lobte Webber und gab an: "Die Kurven zehn und elf sind ziemlich kniffelig - so auch die dritte Kurve." Die beste Überholmöglichkeit machte Webber hingegen in Kurve vier aus. Dort wollte er auch im Rennen angreifen.

Dass die WM schon entschieden sei, werde der Spannung in Indien keinen Abbruch tun, meinte der 35-Jährige. "Ich glaube das macht keinen Unterschied zu den bisherigen Rennen in dieser Saison. Wir wollen das Jahr mit einem Höhepunkt abschließen und ein paar Siege holen. Aber das wollen alle Fahrer in der Boxengasse", so der Australier. "Die Titel sind vergeben - die weiteren Platzierungen sind zwar schon wichtig, aber jetzt auch nicht übermäßig", meinte Webber in Bezug auf den Kampf um den Vizetitel. Derzeit liegt der Red-Bull-Pilot mit 13 Punkten Rückstand auf den zweitplatzierten Button auf dem vierten Rang in der Fahrerwertung.