Ich bin jetzt seit Dienstag in Indien, muss aber sagen, dass ich mich diesmal ganz auf mein Training, die Akklimatisierung und auf das Kennenlernen der Strecke konzentriert und nicht viel rundherum unternommen habe. Ich finde es ja immer sehr interessant, neue Kulturen und Länder kennenzulernen, aber wenn man auf eine ganz neue Strecke kommt, im ersten Jahr, dann ist es doch am Wichtigsten, sich erst einmal ganz auf das Rennen zu konzentrieren, gerade in meiner derzeitigen Situation mit noch so wenig Erfahrung.

Später kann man dann ja mal ein etwas touristischeres Programm durchziehen. Ich war diesmal zum Beispiel ein paar Tage in Tokio, möchte nächstes Jahr dann mal nach Seoul und mir vielleicht auch hier mehr anschauen... Was ich nur so, auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel, mitbekommen habe, sind natürlich die extremen Kontraste. Große Unterschiede zwischen Reich und Arm sind für mich als Brasilianer nichts Unbekanntes, aber hier ist das schon noch deutlich krasser, als ich es aus Brasilien kenne – eine andere Welt, als wir sie sonst während der Saison kennenlernen. Aber solche Erfahrungen sind immer sehr wertvoll.

Die Strecke habe ich schon ganz genau studiert, zu Fuß, per Fahrrad und dann auch in einigen Runden im Auto mit Karun Chandhoks Vater. Sie gefällt mir sehr gut, ist sehr flüssig, hat einige sehr interessante Stellen, zum Beispiel die Kurven 3, 4 und 16, mit sehr breiter Einfahrt, aber engem Ausgang, schnelle, lange Kurven, ich denke, das wird den meisten gefallen.

Simulator haben wir keinen, also konnte ich da nicht üben, aber mit dem Simulator ist das sowieso so eine Sache. Wirklich hilft einem nur ein wirklich guter, mit guten Programmen, wo zum Beispiel auch der Griplevel stimmt, was bei einer neuen Strecke nicht so einfach ist. Wenn das nicht passt, kann man sich mit Simulatorarbeit sogar im Weg stehen. Aber ein guter Simulator ist natürlich immer ein Vorteil.

Trotzdem glaube ich, dass wir hier recht gut vorbereitet sind. Wir haben in unserer Analyse nach Japan und Korea einiges verstanden, was wir in den letzten Rennen falsch gemacht haben. Wobei Japan eigentlich nicht so schlecht war, die Sache mit der Gummiansammlung an Flügel und Unterboden, die mich dann im Rennen massiv Downforce gekostet hat, war ja nicht wirklich ein Fehler von uns, das ist halt passiert, weil ich im dichten Verkehr gesteckt habe.

Für die letzten Rennen hat sich Senna Punkte zum Ziel gesetzt, Foto: Sutton
Für die letzten Rennen hat sich Senna Punkte zum Ziel gesetzt, Foto: Sutton

Korea war anders, da hat mich der verlorene Freitag mit dem Regen und den vielen Problemen, die wir da am Auto hatten, am Ende viel gekostet. Wir haben auch bei den Änderungen, die wir am Auto gemacht haben, nicht alles richtig gemacht, das hat sich bei der Analyse herausgestellt.

Ich bin dann am Samstag mit einem gewissen Rückstand ins freie Training gegangen, der Fehler und Ausrutscher hat natürlich auch nicht geholfen, dann konnte ich im Qualifying nicht das Optimale herausholen, stand hinten, der Start war nicht gut – und auch den muss ich auf meine Kappe nehmen, es gab kein technisches Problem, er hat einfach nicht gepasst, ein bisschen Übung fehlt da noch im Auto. Und unsere Strategie war sicher im Nachhinein gesehen auch nicht die beste, sie war sehr riskant mit der Idee, am Ende 25 Runden auf den super weichen Reifen zu fahren.

Das Team dachte, dass das gehen könnte – es ging halt nicht, okay, hinterher ist man immer schlauer. Wir haben aber auch darüber sehr intensiv gesprochen, auch darüber, wie man da vielleicht die Kommunikation noch verbessern könnte bei solchen Entscheidungen.

Natürlich sind diese letzten drei Rennen 2011 auch sehr wichtig für meine Position in Richtung Zukunft 2012, natürlich ist da auch immer Druck vorhanden, vor allem der, den ich mir selbst mache, dann ich will mich bei jedem Rennen steigern. Aber man muss vorsichtig sein. Auch ich hatte am Korea-Wochenende und direkt danach quasi vergessen, dass das schließlich erst mein fünftes Saisonrennen war, während die anderen alle schon 16 haben.

Da läuft man Gefahr, zu verkrampfen, sich in ein mentales Problem hinein zu drehen. Deswegen ist es wichtig, die Fakten zu sehen, sich vielleicht auch mal einen Fehler oder ein nicht so tolles Wochenende zuzugestehen, abzuschalten, das hinter sich zu lassen und mit klarem Kopf nach vorne auf die neuen Aufgaben zu schauen, sie positiv anzugehen.

Und das tue ich hier auf jeden Fall – ich bin optimistisch, dass es dann auch wieder klappt mit Punkten, hier und dann hoffentlich auch bei den letzten beiden Rennen in Abu Dhabi und Brasilien, wo ich ja letztes Jahr für die Verhältnisse zweimal gut dabei war.