Pro: Dem Chaos Einhalt gebieten

von Heiko Stritzke

Das Rennen in Singapur hat gezeigt, wie Überrundete bei einem Restart große Unruhe ins Feld bringen, wenn sie weit vorne in der Schlange liegen. Jeder überrundete Fahrer, der dicht hinter dem Führenden liegt, muss rundenlang das Feld passieren lassen und kann seinen Rhythmus nicht fahren, dazu steht er häufig schnelleren Fahrzeugen im Weg herum.

Dabei kommt es häufig zu gefährlichen Situationen. Oft muss eine ganze Gruppe von Fahrzeugen im Kampf eine andere Gruppe überrundeter Fahrer passieren, die ihrerseits miteinander kämpfen - das Chaos ist programmiert. Um das Problem zu lösen, wurde 2007 bereits mit einer Regel experimentiert, dass sich Überrundete zurückrunden dürfen.

Bernd Mayländer kam bislang bei jedem Singapur GP zum Einsatz, Foto: Sutton
Bernd Mayländer kam bislang bei jedem Singapur GP zum Einsatz, Foto: Sutton

Die führte jedoch dazu, dass Überrundete einen unverhältnismäßig großen Vorteil bekommen haben. Lewis Hamilton stand am Nürburgring 2007 im Kies, wurde befreit, durfte sich dank des Safety-Cars zurückrunden und fuhr fast noch in die Punkte. Das kann nicht der Sinn der Sache sein. Deshalb wäre es am sinnvollsten, wenn sich überrundete Fahrzeuge zu einem bestimmten Zeitpunkt der Safety-Car-Phase am Ende des Feldes einsortieren.

Contra: Überrundete als kleiner Fairness-Faktor

von Falko Schoklitsch

Wie oft haben wir uns schon gedacht, das ist jetzt aber blöd und unfair, wenn ein überlegen in Führung liegender Fahrer seinen ganzen Vorsprung verlor, weil irgendwer irgendwo auf der Strecke Mist gebaut hat und dadurch eine Safety-Car-Phase auslöste. Gutes Beispiel dafür war Sebastian Vettel, der in Singapur souverän in Führung lag und plötzlich statt rund 20 Sekunden Vorsprung eigentlich gar keinen mehr hatte, weil Michael Schumacher Sergio Perez' Heck etwas zu nahe gekommen war.

Trotz Flügeltüren kann der SLS nicht fliegen, Foto: Sutton
Trotz Flügeltüren kann der SLS nicht fliegen, Foto: Sutton

Aber halt, er hatte eben doch noch Vorsprung, weil zwischen ihm und Jenson Button noch ein paar überrundete Autos als Puffer dienten. Das ist zwar nicht perfekt, aber immerhin doch ein kleiner Ausgleich dafür, dass der Führende auf einmal seinen gesamten Vorsprung einbüßt, sobald das Safety Car herauskommt. Wer jetzt meint, aber es wäre doch viel spannender, wenn dadurch ein neuer Zweikampf entsteht, dem will ich entgegnen, hätte der Verfolger vorher schon mehr Speed gezeigt, hätte er es zurecht spannend gemacht.

So ist es nun aber so, dass der Führende zumindest ein klein wenig seines Vorteils behält, denn wäre der Hintermann nahe genug dran gewesen, gäbe es auch keine überrundeten Autos zwischen ihm und der Spitze. Und noch etwas Gutes hat die aktuelle Regelung, bei der die Nachzügler eben nicht aussortiert werden, um sich zurückzurunden und die Lücken zwischen den Spitzenautos freizumachen: eine Safety-Car-Phase kann viel schneller zu Ende gebracht werden als bei der langwierigen Prozedur des Vorbeilassens und am Ende des Feldes wieder Anschließens.