Obwohl die Formel 1-Piloten auf dem 5,793 km langen Autodromo Nazionale di Monza rund 83% jeder Runde Vollgas geben, stellt der 52 Runden lange Italien Grand Prix kein einfaches Rennen dar. Aufgrund der harten Bremspunkte und den hohen Beschleunigungswerten ist der Kurs für die Fahrer sehr belastend, obwohl die Renndauer wegen der Durchschnittsgeschwindigkeit von 250 km/h die Kürzeste der Saison ist. Bereits seit 1950 ist der Traditionskurs Teil des Rennkalenders.

Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, die in Monza gefahren werden, wurde die Fahrzeugabstimmung in den vergangenen Jahren auf möglichst wenig Abtrieb ausgerichtet. Dank DRS könnte sich dies jedoch ändern: Für das Rennen hat sich die FIA erstmals in dieser Saison dazu entschlossen, zwei eigenständige DRS-Zonen zu erlauben. Eine wird auf der Start-Ziel-Geraden liegen, die andere zwischen der zweiten Lesmo und der Ascari-Schikane. Damit könnten sich Abtrieb und Gang-Übersetzungen in Monza verändern.

Top-Speed gesucht

Die erste Schikane stellt den härtesten Bremspunkt in Monza dar, Foto: Sutton
Die erste Schikane stellt den härtesten Bremspunkt in Monza dar, Foto: Sutton

Müsste man den italienischen Traditionskurs grob beschreiben, könnte man sagen, dass es sich um vier lange Geraden handelt, die durch drei langsame Schikanen unterbrochen werden. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man fest, dass die Strecke über insgesamt sieben Rechts- und vier Linkskurven verfügt.

Von der Start-Ziel-Geraden geht es mit rund 330 km/h zur 'Prima Variante', der ersten Schikane des Kurses, wo die Piloten gut 152 Meter vorher auf die Bremse steigen. Innerhalb von 3,16 Sekunden verlangsamt der Formel 1-Renner von 330 km/h auf 77 km/h, was eine Belastung von bis zu 5G bedeutet - der härteste Bremspunkt in Monza.

Von dort aus geht es durch die 'Curva Grande', einer langgezogenen Rechtskurve zur 'Variante della Roggia'. Erneut bremsen die Fahrer 125 Meter vorher in 2,32 Sekunden von 320 km/h auf 110 km/h herunter. Mit bis zu 123 Kilogramm pressen die Piloten ihr Bremspedal durch und räubern beim Kampf um die Pole hart über die Randsteine. "Man muss die Curbs sehr aggressiv nehmen, um auf eine gute Rundenzeit zu kommen", erklärt der Schotte Paul die Resta. Eine enorme Belastung für Mensch und Material.

Die beiden Lesmo-Kurven sind ein Highlight in Monza, Foto: Sutton
Die beiden Lesmo-Kurven sind ein Highlight in Monza, Foto: Sutton

Nach einer kurzen Gerade folgen mit den beiden Lesmo-Kurven - zwei schnelle Rechtsknicke - die Kurven sechs und sieben. Nicht einmal eine Sekunde stehen die Fahrer auf der Bremse, was die hohe Durchfahrtsgeschwindigkeit von knapp 200 km/h erklärt. Dadurch sind besonders die seitlichen G-Kräfte, die auf die Piloten wirken enorm: Mit bis zu 3,6G wird das Fahrzeug zur Seite gezogen.

Gute Traktion erforderlich

Auf dem Teilstück nach der zweiten Lesmo haben Vettel, Alonso & Co. im Rennen das zweite Mal die Chance ihren verstellbaren Heckflügel zu aktivieren, bevor sie in der Anfahrt zur 'Variante Ascari' erneut hart bremsen müssen. Auf knapp 100 Metern verlangsamen sich die Boliden in 1,43 Sekunden um etwa 150 km/h - erneut wirken Kräfte von bis zu 5G.

Aus der 'Variante Ascari' geht es mit 300 km/h in Richtung Parabolika, Foto: Sutton
Aus der 'Variante Ascari' geht es mit 300 km/h in Richtung Parabolika, Foto: Sutton

Ausgangs der Ascari-Schikane lassen sich die Piloten dann weit nach aussen tragen, um möglichst viel Schwung auf die nächste Gerade mitzunehmen. "Im Freien Training müssen wir dann sicherstellen, dass das Auto gut ausbalanciert ist und eine gute Traktion hat, um gut aus den langsamen Schikanen herauszubeschleunigen", versucht Ferrari-Pilot Felipe Massa die Wichtigkeit des Fahrzeugsetups zu verdeutlich.

Der 'Variante Ascari' folgt nach einer weiteren Gerade die Parabolika, die die letzte Kurve des Kurses darstellt. Innerhalb weniger Meter müssen die Fahrer erneut mit 127 Kilogramm Pedalkraft für eine Sekunde auf die Bremse steigen. Die Belastung von erneut knapp 5G zeigt, wie anstrengend der Kurs vor allem für die Nackenmuskulatur der Piloten ist. Aus der Parabolika wird früh herausbeschleunigt, um möglichst viel Schwung auf die Start-Ziel-Geraden zu nehmen, bevor sich das Starterfeld auf eine neue - 5,793 km lange - Runde macht.

Wie schon in Spa könnten auch in Monza wieder die Reifen Probleme machen - zumindest bei stark veränderten Sturzwerten. Bei den hohen Raddrehzahlen erhitzt sich das Gummi besonders schnell, was erneut zur Blasenbildung an den Reifenschultern führen könnte. Pirelli kündigte jedoch an, die Grenzwerte in Monza weiter zu limitierten. Das bekannte 'Blistering' sollte damit vorerst vom Tisch sein, zumal die Teams in Italien nicht erst im Rennen trockene Bedingungen vorfinden sollten - für alle drei Tage ist bestes Wetter vorhergesagt.