Ganz so grau und trist wie das Wetter am Rennsonntag am Nürburgring, aber auch wie die Stimmung bei vielen in der letzten Woche, sieht die Zukunft der Formel 1 auf der Traditionsrennstecke in der Eifel nicht mehr aus: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und die Nürburgring-Verantwortlichen zeigen sich sehr interessiert daran, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, wie der Grand Prix von Deutschland auch in Zukunft alle zwei Jahre hier stattfinden kann.

Auch wenn die Politik in Zukunft keine zweistelligen Millionenbeträge mehr zuschießen will. Ministerpräsident Kurt Beck, der am Sonntag den Siegerpokal überreichte, sagt nun: "Wir hoffen, zu einer wirtschaftlich tragbaren Lösung zu kommen. Die Gespräche wurden aufgenommen." "Ich würde gerne für immer hierbleiben", gibt sich Ecclestone sehr offen - um dann gleich konkret noch einen draufzulegen: "Ich wäre froh, wenn wir gleich einen Zehn-Jahres-Vertrag machen könnten."

Er habe den Organisatoren jedenfalls gesagt, was möglich sei, worüber man reden könne "und ich denke, das ist ein sehr fairer Vorschlag." Unter den gegenwärtigen Vertragsbedingungen kassiert Ecclestone etwa 16,5 Millionen Euro Antrittsgeld, dazu kommen noch die Organisationskosten für das Rennen, sodass die Ausgaben bei geschätzten 20 Millionen liegen. Die Einnahmen liegen bei 68 000 Zuschauern - gegenüber 2009 übrigens eine Steigerung von 15 000 - bei etwa zehn Millionen, bleibt also eine ebenso große Finanzlücke.

"Allerdings bei weitem nicht, wie zum Teil an manchen Stellen kolportiert, eine von bis zu 17 Millionen", wie Karl-Josef Schmidt, einer der drei Geschäftsführer der Betreiber-Gesellschaft Nürburgring Automotiv, betont. Er freut sich generell über die positive Stimmung bei Ecclestone, "auch wenn damit natürlich noch nichts über die detaillierten Konditionen gesagt ist, da müssen wir schon noch reden. Schmidt hat Erfahrung im Verhandeln mit dem großen Formel-1-Zampano. Er wechselte erst kürzlich von Hockenheim, wo er den neuen, "besseren" Vertrag mit Ecclestone aushandelte, an den Nürburgring.

Vettel ist ein Fan des Nürburgrings, Foto: Red Bull
Vettel ist ein Fan des Nürburgrings, Foto: Red Bull

"Man kann jetzt allerdings auch nicht sagen, wir machen jetzt hier eben genau das Gleiche wie in Hockenheim. Die Verhältnisse sind doch etwas unterschiedlich." Einig sind sich jedenfalls alle, Veranstalter, Fahrer und Fans: Es wäre sehr, sehr traurig, wenn es dieses Rennen in Zukunft nicht mehr gäbe. Gerade die deutschen Piloten mit Sebastian Vettel und Michael Schumacher, betonten das immer wieder an diesem Wochenende. Und auch die Fans schätzen neben allem anderen durchaus auch die viele Annehmlichkeiten des neuen Rings, zum Beispiel die Möglichkeit, von der Haupttribüne immer wieder einmal kurz zum Aufwärmen in die dahinter liegende "Ringwelt" flüchten zu können.

Wobei zumindest einige durchaus differenzieren: "Das Rennen hier muss schon auch wirtschaftlich vernünftig sein", sagt etwa Claus Lenditsch, einer, der schon seit den 70er-Jahren Formel-1-Rennen besucht: "Es kann nicht sein, dass am Ende der Steuerzahler für eine Veranstaltung wie die Formel 1 aufkommen muss, die an sich so viel Geld bewegt und einnimmt." Auch wenn Geschäftsführer Schmidt darauf hinweist, die Landeszuschüsse nicht wirklich als Subventionen, sondern als Investitionen zu sehen seien, da durch den Grand Prix Tourismus auch sehr viel an zusätzlichen Steuereinnahmen wieder hereinkämen.

Ein Grund, warum eine relativ hohe Chance besteht, mit Ecclestone zu einer akzeptablen Einigung zu kommen: Auch er weiß, dass es bei dem derzeitigen großen deutschen Anteil an der Formel 1 keine besonders gute Idee wäre, nur alle zwei Jahre ein deutsches Rennen in Hockenheim zu haben. Andererseits hat er auch nicht ganz unrecht, wenn er darauf hinweist, dass man die riesigen, wohl auch überhöhten, Baukosten und Verluste hier in der Eifel nicht mit den reinen Kosten für die Formel 1 zu tun hätten. "Wenn wir hier verschwinden würden, würden sie wohl immer noch Verlust machen, wenn die andere Seite nicht profitabel ist." Schmidt ist jedenfalls zuversichtlich: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ganze scheitert."