Vijay Mallya kann nicht verstehen, dass er vor allem von seinen indischen Landsleuten dafür kritisiert wird, bei seinem Force India Team keine indischen Fahrer zu haben. Der Teamchef und -Besitzer ist der Ansicht, die Fans sollen lieber stolz auf ihr Team sein, statt sich darüber aufzuregen, dass keine Landsleute dort fahren. "Hauptsächlich von Indern dafür kritisiert zu werden, dass ich keinen indischen Fahrer habe, ist einfach nur unfair. Meine einzige Antwort darauf wäre, dass ich mehr über die Formel 1 weiß als sie", sagte Mallya gegenüber Reuters.

Was die aktuell in der Formel 1 beschäftigten indischen Fahrer betrifft - Narain Karthikeyan ist offizieller Fahrer bei HRT, aber momentan ohne Cockpit, Karun Chandhok ist Test- und Ersatzfahrer beim Team Lotus -, so meinte der Inder, dass sie ihm leid täten. Denn sie hätten Verpflichtungen bei Teams, die nicht konkurrenzfähig seien. "Wenn es das ist, was sie tun wollen - ein Formel-1-Auto fahren, nur um ein Formel-1-Auto zu fahren, aber dafür ganz hinten -, dann kann ich da nichts tun. Es muss gute, starke Talente in Indien geben und ich bin entschlossen, sie zu finden", betonte Mallya.

Ferrari auch ohne italienische Piloten

In der Türkei im Mai waren Karthikeyan und Chandhok am Freitag sogar gemeinsam auf der Strecke, aktuell gibt es aber keinen Inder, der Rennen in der Formel 1 bestreitet - wobei Karthikeyan beim Indien Grand Prix Ende Oktober wohl wieder im Auto sitzen wird. Mallya konnte nur darauf hinweisen, dass Ferrari als Stolz Italiens auch schon viele Jahre keinen italienischen Fahrer eingesetzt hat. "Wenn Ferrari auf dem Podest ist, applaudiert ganz Italien. Wenn Ferrari ein Rennen gewinnt, feiert ganz Italien. Niemand stellt die Frage, wo der italienische Fahrer ist. Warum auf einmal in Indien?", fragte er.

Mallya meinte, man solle doch dankbar sein, dass es erst einmal ein indisches Team in indischen Farben gebe. "Der indische Fahrer wird folgen, aber spannen wir den Wagen nicht vor das Pferd." Der Milliardär will mit seinem "One in a Billion" Projekt indische Motorsporttalente entdecken und fördern, um sie eventuell irgendwann über Kart- und Formel-Serien in die Königsklasse zu bringen. "Wir wollen einen echten indischen Rennfahrer schaffen. Wir reden hier von einem strukturierten Programm wie es McLaren mit Lewis hatte und hoffentlich schaffen wir dadurch einen jungen, talentierten, indischen Fahrer, der Leistung bringt und es in die Formel 1 schaffen kann."