Pro: Können setzt sich durch

von Marion Rott

Michael Schumacher schrammte am Sonntag beim Grand Prix von Kanada nur um wenige Sekunden an seinem ersten Podest nach 1715 Tagen vorbei. Unbestritten fuhr er in Montreal eines seiner besten - wenn nicht das beste - Rennen seit seiner Rückkehr in die Formel 1. Dennoch hat es wieder nur zum vierten Platz gereicht, wie bereits 2010 in der Türkei und in Barcelona. Doch Schumacher wäre nicht siebenfacher Weltmeister, wenn ihm nicht zuzutrauen wäre, in den - vorerst - 31 Rennen, die ihm noch bleiben, bis seine Karriere 2012 erneut endet, aufs Podest zu fahren.

Platz vier in Montreal lässt auf Besserung hoffen - doch für einen Pokal reichte es wieder nicht, Foto: Sutton
Platz vier in Montreal lässt auf Besserung hoffen - doch für einen Pokal reichte es wieder nicht, Foto: Sutton

Zudem sind die Verantwortlichen von Mercedes davon überzeugt, spätestens 2012 ein besseres Auto liefern zu können. Man meint die Probleme zu kennen und will sich sowohl auf den W02, als auch auf den Silberpfeil für die kommende Saison konzentrieren. Dementsprechend: Sollte es in der aktuellen Saison - in der immerhin noch 12 Rennen zu absolvieren sind - nicht klappen, kann Schumacher sich im dritten Vertragsjahr bei Mercedes, mit einem hoffentlich besseren Wagen, über seine erste Champagner-Dusche im silbernen Rennoverall freuen. Wieder war es die Phase des Rennens in der die Strecke nass war, als Schumacher mit schnellen Rundenzeiten glänzte.

Im Gegensatz zu 2010 scheinen dem Deutschen die Pirelli-Reifen für feuchte Bedingungen zu liegen. Wenn also der nächste Schauer über die Formel 1 hereinbricht, kann er wieder beweisen, der 'Regengott' zu sein und es mit ein bisschen mehr Glück einen Platz weiter nach vorne schaffen. Zwar hatten die Regen-Pneus auf der Ile de Notre Dame ihren ersten Einsatz in dieser Saison, aber bereits in Silverstone, am Nürburgring oder in Schumis Wohnzimmer, dem belgischen Spa, könnte der Himmel seine Schleusen wieder öffnen und ihn auf das Podest spülen.

Ohnehin zählen diese Strecken zu den erfolgreichsten seiner Karriere. In Spa holte er den ersten Formel-1-Sieg und zeigte damit, dass ihm die Strecke liegt. Ähnlich verhält es sich mit Kanada, was sieben Siege bei 17 Auftritten deutlich beweisen. Wenn er also auf einem Kurs der ihm sieben Siege bescherte einen eigentlich nicht konkurrenzfähigen Wagen auf Platz vier fahren kann, dann ist auf seiner Lieblingsstrecke, die ihn auch zum Weltmeister machte, noch mehr drin.

Contra: Wann, wenn nicht unter solchen Bedingungen?

von Frederik Hackbarth

Michael Schumacher hat es wieder nicht geschafft - seit seiner Rückkehr vor anderthalb Jahren fährt der Rekordweltmeister einem Podium hinterher. Auf dem Circuit Gilles Villeneuve kam der Deutsche am Sonntag dem Treppchen so nahe, wie noch nie zuvor in seiner zweiten Formel-1-Karriere. Auf abtrocknender Piste zeigte er mit den Intermediates zweifelsohne sein noch vorhandenes Können. Doch Fakt ist auch, dass es am Ende trotz der guten Ausgangslage und dem zwischenzeitlich zweiten Platz nicht reichte. Zu schwach war der Mercedes - zu übermächtig schienen die Gegner.

Gegen KERS und DRS hatte Schumacher auf der langen Geraden nichts entgegen zu setzen. Als er den Vorteil seinerseits inne hatte, konnte er ihn am Ende nicht mehr nützen. Norbert Haug glaubte nach dem Rennen zwar, dass der Kerpener schon bald den in Kanada eigentlich verdienten Pokal einfahren wird, schreckte dabei nicht einmal vor einem Vergleich mit Michaels in der DTM wiedererstarktem Bruder Ralf zurück, doch was soll der Sportchef ob der Leistung des Mercedes auch anderes sagen?

Kritischer Blick - wann drückt sich Schumachers Leistung bei Mercedes endlich auch einmal im Ergebnis aus?, Foto: Sutton
Kritischer Blick - wann drückt sich Schumachers Leistung bei Mercedes endlich auch einmal im Ergebnis aus?, Foto: Sutton

Die bittere Wahrheit für den siebenmaligen Weltmeister ist: So groß wie in Montreal, war die Chance auf ein Podium seit der Rückkehr 2010 noch nie. Dass eine Fahrt im Mercedes unter die ersten Drei möglich ist, wurde in der Vergangenheit schon bewiesen - jedoch von Teamkollege Rosberg, der im Vorjahr drei Mal aufs Treppchen durfte. Schumacher hätten gerade die Ausnahmebedingungen in Kanada - einer Strecke, auf der er immer gut unterwegs war - immens helfen können. Doch nicht einmal das reichte, was unter dem Strich nichts Gutes für die Zukunft hoffen lässt.

In England gibt es sogar einen Journalisten, der gewettet hat, dass man den Deutschen nie wieder auf dem Podium sehen wird - der gute Mann musste gestern zwar gehörig zittern, noch konnte ihn der Rekordweltmeister aber nicht vom Gegenteil überzeugen. Ob dies bei der momentanen Performance des Autos schon bald möglich sein wird, bleibt höchst fraglich - selbst in solchen Chaos-Rennen, wie dem in Kanada, scheint die Konkurrenz einfach zu stark.