Der Sonntag in Montreal war eine Schlappe für Ferrari, aufgeben kam für das italienische Team deswegen aber noch lange nicht infrage. Teamchef Stefano Domenicali wiederholte noch einmal, dass man erst das Rennen in Silverstone abwarten müsse, wo neben Updates am Auto auch das Reglement zum angeblasenen Diffusor verschärft werden wird. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass es wohl einiges an Glück brauchen dürfte, um den Titel wirklich noch zu gewinnen. Ihm war nur klar, dass man es sich nicht leisten kann, Gelegenheiten wie Kanada, wo Ferrari stark aussah, fast ungenutzt verstreichen zu lassen.

"Ich habe beim vorigen Rennen gesagt, wir warten noch die nächsten Läufe ab. Ich bin sehr enttäuscht vom Rennen hier, denn wir holten nicht die Punkte, die das Team verdiente, weil die Leistung eigentlich da war. Wir müssen also in Valencia die maximalen Punkte holen. Und dann müssen wir in Silverstone schauen, wie sich die Regeländerungen bezüglich des Auspuffs wirklich auswirken", sagte Domenicali. Er meinte, dann könnte eine zweite Weltmeisterschaft losgehen, bei der sich auch auf Strecken mit viel Abtrieb etwas in der Rangordnung ändert. "Ich würde also sagen, nach Silverstone können wir ein Urteil fällen."

Das Potential auch nutzen

Besonders wichtig wird für Ferrari aber sein, das eigene, mittlerweile stark verbesserte Potential auch wirklich in Ergebnisse umzumünzen. Das musste auch der Teamchef einräumen und überlegte, andere Mächte anzurufen als Windkanäle und Computer. "Ich denke, wir haben das Richtige getan, als wir einen Überrundeten überholen wollten, der sehr, sehr langsam war. Leider gab es in dem Moment nur eine echt trockene Linie und sobald Felipe beschleunigte, war er mitten auf dem 'Eis', was soll man da sagen? Es war schade, denn wir hatten eine gute Chance und nahmen sie aus mehreren Gründen nicht wahr. Wenn man sich Jenson ansieht, er gewann das Rennen mit sechs Stopps. Wir werden eine Fahrt nach Lourdes oder so etwas organisieren, damit wir das umkehren können."

Sollte es sich doch nicht umkehren lassen, dann weiß auch Domenicali, dass man in den sauren Apfel wird beißen und du Bemühungen auf 2012 wird umstellen müssen. "Ferrari befindet sich an einem entscheidenden Moment der Saison. In den nächsten Rennen bis nach dem Grand Prix von England entscheidet sich, ob wir weiter um den WM-Titel mitfahren oder uns entschließen müssen, schon für das nächste Jahr zu arbeiten", sagte er der Welt. Unrealistisch wollte er nicht auf die anstehenden Aufgaben schauen, er wusste, dass Red Bull weiter ein starker Gegner sein wird.

Neue Bedingungen sind schwierig

Dass Red Bull überhaupt so stark mitfährt, machte er an einer dramatischen Veränderung der Formel 1 in den vergangenen Jahren aus. Früher hätten die großen Teams fast ohne finanzielle Limits arbeiten können, es durfte nach Herzenslust getestet werden und so wurden Sieger und Verlierer voneinander unterschieden. "Für ein großes Unternehmen wie Ferrari ist es schwierig, unter den neuen Bedingungen zu arbeiten. Für Red Bull ist es dagegen einfacher. Trotzdem sehe ich Ferrari in der Organisation oder Logistik nicht hinter Red Bull, erkenne aber an, dass die Red-Bull-Techniker ein überragendes Auto gebaut haben. Es ist sogar so gut, dass bei einem Sieg zumeist das Auto zuerst genannt wird und nicht der Fahrer", erklärte Domenicali.