Pro: Kein Risiko, kein Titel

von Robert Seiwert

Lewis Hamilton hatte sich in Monaco keine Freunde gemacht. Die Bilanz des McLaren-Piloten: Zwei Unfälle, bei denen er Massa und Maldonado aus dem Rennen beförderte, zwei FIA-Strafen und drei Besuche bei den Stewards. Ein ereignisreiches Wochenende für den Briten, aus dem er immerhin noch acht WM-Punkte mitnahm.

Wo Hamilton eine Lücke sah, als er Maldonado unsanft in die Reifenstapel beförderte, bleibt wohl sein Geheimnis, Foto: Sutton
Wo Hamilton eine Lücke sah, als er Maldonado unsanft in die Reifenstapel beförderte, bleibt wohl sein Geheimnis, Foto: Sutton

Sicher, die Manöver von Hamilton im Fürstentum waren hart an der Grenze - die Quittung bekam er ja auch dafür. Doch wer eine Chance auf den WM-Titel haben will, muss auch mal was riskieren. Dass es auf dem engen Stadtkurs immer wieder knallt, ist nichts Neues. Hamilton wäre nicht Hamilton, wenn er nicht immer alles versuchen würde, um Positionen gut zu machen. Dabei fährt er meist hart, aber fair. Es ist der Ehrgeiz eines ehemaligen Champions, der ihn in Monte Carlo nach vorn pushte.

Wenn seine Überholmanöver glücken, freuen sich die Zuschauer über gutes Racing auf der Strecke - wenn es mal zu einem Unfall kommt, ist er sofort der Buh-Mann. "Die Leute wollen Überholmanöver und mehr Show sehen, aber dann wird man gerade dafür bestraft", ärgerte sich der Weltmeister von 2008.

Hamilton brachte Schwung in die F1, als die Rennen eher Prozessionen glichen - und alle freuten sich über den frischen Wind. Gilt das heutzutage nicht mehr? Zwar schlägt er manchmal über die Stränge, doch der Erfolg gibt ihm schließlich Recht. Wäre er wirklich zu aggressiv, hätte nicht zuletzt die FIA schon früher eingegriffen. Hamilton ist nun einmal ein Racer, der verbissen um jeden WM-Punkt kämpft; und nur darum geht es letztendlich in der Formel 1.

Contra: Lewis, der Unbelehrbare

von Frederik Hackbarth

Lewis Hamilton holte in Monaco zum Rundumschlag aus - erst auf und dann neben der Strecke. Der Brite ist seit jeher für seine ungestüme Art bekannt und Stammgast bei der Rennleitung. Kaum ein Fahrer bekam in seiner verhältnismäßig kurzen Karriere schon so viele Strafen, wie der McLaren-Pilot. Die lange Liste reicht von seiner Lügen-Affäre, über das Blockieren von Gegnern auf der Strecke, bis hin zum wiederholten Verursachen von Kollisionen. Konstant ist bei Hamiltons Vergehen zumeist nur eines: Die mangelnde Einsicht im Anschluss.

Auch Hamiltons Manöver gegen Schumacher war grenzwertig und klappte nur, weil der Rekordweltmeister so vernünftig war, genügend Platz zu lassen, Foto: Sutton
Auch Hamiltons Manöver gegen Schumacher war grenzwertig und klappte nur, weil der Rekordweltmeister so vernünftig war, genügend Platz zu lassen, Foto: Sutton

In diesem Punkt blieb er sich auch im Fürstentum treu und sorgte mit seiner Kritik an den Rennkomissaren nach dem Grand Prix gleich für den nächsten Eklat. Damit tat er sich keinen Gefallen, denn außer ihm teilte niemand im Fahrerlager seine Ansichten. Der 26-Jährige scheint nach wie vor nicht zu verstehen, dass er damit nur einer einzigen Person schadet: Sich selbst. Auch dass seine Aktionen, wie beispielsweise vergangenes Jahr in Monza oder Singapur, ihn regelmäßig aller Titelchancen berauben, scheint er nicht zu merken.

Dass der Brite übermotiviert und ein Heißsporn ist, ist eine Sache - gefährlich wird es aber dann, wenn er andere gefährdet. Unnötiges Risiko braucht auf einem Kurs wie dem in Monte Carlo, wo am Wochenende mehrmals der Krankenwagen ausrücken musste, wirklich niemand. Hamiltons Rennen war verkorkst. Sein Frust saß tief und war bei seinen Aktionen auf der Strecke deutlich zu spüren. Das frühe Manöver gegen Schumacher ging nur gut, weil der Deutsche mitspielte. Wenn ein Kontrahent jedoch einmal dagegen hielt, krachte es.

Massa und Maldonado waren ihm jeweils eine Wagenlänge voraus, für Hamilton sollten die Gesetze der Physik an diesem Tag jedoch scheinbar nicht gelten. Er ruinierte beiden das Rennen und beschuldigte Massa anschließend auch noch, absichtlich in in hinein gefahren zu sein. Mit den milden Strafen war er gut bedient, zumal die 20 Sekunden ihn am Ende nichts kosteten. Eine Sperre oder zumindest einige Rennen auf Bewährung wären wohl angebrachter gewesen, denn wie stellte schon Felipe Massa ganz richtig fest: "Anderenfalls wird er es einfach nie lernen."