Reifen. Auch am fünften Rennwochenende des Jahres in Barcelona sind die schwarzen Gummiwalzen das Schlagwort Nummer 1 im Fahrerlager. Nach einigen Probeläufen in den Freien Trainings am Freitag bei den letzten Grand Prix hat sich Pirelli dazu entschlossen, beim Spanien GP erstmals einen neuen, härteren Reifen einzusetzen. Bei den Fahrern stieß der Pneu jedoch auf wenig Gegenliebe.

"Sie ist sehr hart", sagte Sebastian Vettel mit einem schelmischen Grinsen über die neue, harte Reifenmischung. Damit drückte er sich noch am freundlichsten aus. "Die superharten Reifen haben überhaupt nicht funktioniert, wenn es ein bisschen wärmer war", klagte Nico Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Darauf rutscht man nur herum und findet keine Balance - es ist ein Albtraum. Die weichen Reifen waren teilweise bis zu drei Sekunden schneller."

Harter Reifen viel zu langsam

Diesen gravierenden Geschwindigkeitsunterschied stellte auch Lewis Hamilton fest. "Der super-harte Reifen ist eine Katastrophe, er war nicht schön zu fahren", sagte Hamilton, der von bis zu zwei Sekunden Unterschied zwischen beiden Mischungen sprach. "Alles in allem ist der harte Reifen viel zu langsam", bestätigte Nick Heidfeld im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Auch Adrian Sutil hatte so seine liebe Mühe und Not auf der härteren Reifenmischung. "Damit war das Auto unfahrbar", beschwerte sich der Force-India-Pilot. "Es war so, als hätte man den Grip gestohlen." Dabei stellte Sutil fest: "Der Reifen hält auch nicht unbedingt länger." Schon nach fünf bis zehn Runden baute der harte Reifen stark ab. "Der weiche Reifen funktionierte viel besser - damit hatte ich wenigstens eine gute Balance."

107%-Problem für kleine Teams

Allerdings musste Sutil Pirelli etwas in Schutz nehmen: Beim Test in der Türkei war der Unterschied zwischen den beiden Mischungen nicht so gravierend wie jetzt in Barcelona. "Die Strecke ist hier einfach anspruchsvoller für die Reifen", erklärt Sutil. "Deshalb ist der Unterschied so groß und die Fahrbarkeit nicht so gut."

Für das Rennen bedeutet das noch mehr Reifenkonfusion. "Es wird interessant, wie sich dadurch die Strategie verändert", sagt Heidfeld. Vor allem im Qualifying könnte es sein, dass die Teams schon im Q1 auf die weiche Mischung setzen müssen, um sicher in die nächste Runde einzuziehen.

"95 Prozent der Fahrer werden in Q1 auf den weichen Reifen setzen", prophezeit Fernando Alonso. Heidfeld fügt hinzu: "Das könnte ein schlechtes Vorzeichen für die neuen Teams sein, denn vielleicht müssen auch Red Bull und die anderen Top-Teams den weichen Reifen fahren und dann würden die Kleinen über die Klinge springen." Sprich: Die 107%-Hürde nicht packen.