Niki Lauda und Sebastian Vettel trennen 39 Jahre und zwei WM-Titel. Dennoch zieht der österreichische Altmeister vor der momentanen Leistung seines jungen deutschen Nachfolgers respektvoll den Hut. "Erst einmal muss man Geschwindigkeit haben - die hat er unbestritten. Dann muss man lernen, immer besser zu werden. Und intelligent ist man dann, wenn man im richtigen Moment vom Gas geht. Willst du Rennen gewinnen, musst du alles in dir vereinen. Das hat der Sebastian und deshalb ist er so gut", lobte der 62-Jährige, der mittlerweile als TV-Experte fungiert.
Alles andere, was es zum Erfolg bräuchte, sei harte Arbeit. Das habe sich auch seit Laudas Blütezeit in den 70er und 80er Jahren nicht geändert. Für Vettel sind die damaligen Bedingungen trotzdem schwer vorstellbar. "Sich da hinein zu versetzen, was es bedeutet haben muss, mit 20 anderen im Raum zu sitzen und zu wissen, dass zwei oder drei und vielleicht man selbst am Ende der Saison nicht mehr da ist, das kann man sich nicht vorstellen, das ist furchtbar", erklärte der Heppenheimer im RTL-Interview.
Rennfahrer haben keine Angst
Heute würde zwar immer noch ein Restrisiko bestehen und man dürfe auch nicht den Respekt verlieren, die Angst von damals gäbe es aber nicht mehr. "Das einzige Gefühl, wo ich Angst verspüre, ist die Hilflosigkeit in dem Moment, wenn man die Kontrolle über das Auto verliert wie zuletzt in der Türkei. Auch wenn es Ruckzuck geh, kommt es einem wie eine Ewigkeit vor, wenn man den Einschlag nicht mehr verhindern kann", gewährte Vettel ein Blick in das Innenleben eines Rennfahrers.
Veteran Lauda sah es ähnlich: "Rennfahrer müssen furchtlos sein. Du musstest immer wissen, wieweit kann ich hierbei gehen. Wenn Du einschlägst, und das Problem habe ich ja öfters zustande gebracht, habe ich auch keine Angst gehabt, sondern habe mich geduckt und gehofft, das alles gut geht." Die Zeiten hätten sich also gar nicht so sehr verändert. Dies würde auch auf einen ganz anderen Bereich im Fahrerlager zutreffen: Frauen.
"Generell ist es nichts Schlechtes, wenn Frauen an der Rennstrecke sind", scherzte Vettel mit einem breiten Grinsen, erklärte jedoch auch: "Aber bei der eigenen ist es was anderes. Irgendwo muss man gewisse Grenzen abstecken. Für mich lässt sich das nicht vereinbaren." Eine klare Trennlinie zwischen Arbeit und Privatleben sei wichtig, um sich zu einhundert Prozent auf seinen Job konzentrieren zu können. Dem pflichtete auch Lauda bei. "Keine Frau kann dir helfen, dein Auto einzustellen oder schnelle Runden zu drehen", meinte der 62-Jährige.
Erste Titel ist der Wichtigste
Ohne Ablenkung fällt also alles leichter und Vettel geht mit seinem RB7 2011 weiterhin ungestört auf Rekordjagd. Drei Siege aus den ersten vier Rennen stehen bereits zu Buche. Wichtig seien ihm diese beeindruckenden Zahlenspiele und Statistiken aber nicht. "Ich fahre jetzt nicht danach, dass ich eine gewisse Anzahl an Grand-Prix-Siegen oder Pole Positions habe. Man muss es nehmen, wie es kommt. Aber ich bin ein unheimlicher Fan von Statistiken und schaue auch immer direkt nach einem Rennen nach, wo ich jetzt gerade stehe, das gebe ich schon zu", so der 23-Jährige.
"Ob ich nun drei Mal Weltmeister geworden bin oder vier mal hätte sein können, ist vollkommen Wurscht. Der erste Titel ist sowieso der Wichtigste, und das hat der Sebastian im letzten Jahr geschafft. Jetzt folgen noch alle Weltmeistertitel, die er mit seinem Team noch gemeinsam herausfahren kann. Und am Schluss wird zusammengezählt", meinte auch Lauda. "Man fährt, um zu gewinnen. Wenn man dann nicht als Erster ins Ziel kommt, ist das im ersten Moment schon eine Enttäuschung. Nichts sonst gibt einem diese Zufriedenheit", grinste Vettel.
Schumacher muss sich hinterfragen
Der zufriedenste Pilot im Fahrerlager müsste demnach Michael Schumacher sein. Der 91-fache Grand-Prix-Gewinner macht in diesem Jahr bis dato aber keine gute gute Figur. Bereits die Comeback-Saison 2010 war eine Enttäuschung. Sebastian Vettel wollte den Glauben an den einstigen Dauer-Weltmeister aber nicht so schnell aufgeben. "Ich glaube, man zieht da sehr voreilig die Schlüsse. Dass der Michael wahrscheinlich mit seiner Leistung selbst im Moment nicht zufrieden ist, wird er offen eingestehen und sagen. Aber ich glaube, da muss man ein bisschen warten und dann wird sich das Ganze von alleine erklären", sagte der Red-Bull-Pilot in Bezug auf seinen Landsmann.
"Jetzt kommt die Zeit, wo er im gleichen Auto gleich schnell fahren muss wie der Nico, überhaupt keine Diskussion. Wenn er das nicht schaffen würde, muss er es sich irgendwann überlegen", sah Lauda die Angelegenheit schon etwas kritischer. Er selbst habe Erfahrung mit solchen Situationen gemacht, sei 1985 im Stallduell mit dem jungen Alain Prost unterlegen gewesen und habe sich dann gefragt: "Bin ich noch in der Lage, diese Leistung bringen zu können? Mir war damals klar, ich kann sie nicht mehr bringen und habe dann entschieden, ich hör auf", so Lauda, der anfügte: "Irgendwann wird auch der Michael zu der Entscheidung kommen müssen."
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