Bisher verlief die Saison von Timo Glock und Virgin nicht wie gewünscht. Vom erhofften Schritt nach vorne ist man weit entfernt - ganz im Gegenteil: HRT kommt immer näher und somit droht endgültig der Fall ans Ende des Feldes. Auch im teaminternen Qualifying-Duell mit Kollege Jerome D'Ambrosio steht es nach vier Rennen nur unentschieden. Für den erfahrenen Glock gegen einen Rookie keine gute Bilanz. Hinzu kommen Probleme mit der Zuverlässigkeit des Autos. Zuletzt beim Rennen in Istanbul konnte Glock gar nicht erst starten. Das kann dem Deutschen nicht gefallen.

"Als ich in der Einführungsrunde gemerkt habe, dass der fünfte Gang gebrochen war, habe ich mir bereits gedacht, dass sich mein Start damit erledigt hat. Wir haben zwar noch versucht, das Getriebe zu wechseln, aber das hat dann zeitlich alles nicht mehr hingehauen", erklärte der Virgin-Pilot. "Die technischen Probleme müssen wir abstellen", gab Glock als Ziel für die nahe Zukunft aus und auch am Speed müsse das Team arbeiten, da man diesbezüglich noch nicht gut genug aufgestellt sei.

Die konkreten Schwierigkeiten in Istanbul beschrieb der Deutsche wie folgt: "Ich habe bereits am Samstagmorgen - und dann auch im Qualifying - nach Kurve 8 das Problem gehabt, dass ich vorne rechts und hinten links gar keine Haftung mehr gehabt habe und dadurch im letzten Sektor jedes Mal sehr viel Zeit verloren habe - da konnte ich relativ wenig ausrichten." Das sei momentan auch allgemein das größte Manko. "Das Hauptproblem ist, dass wir am Auto nicht genug Abtrieb generieren. Das trifft im Qualifying und genauso im Rennen zu", ließ Glock wissen.

Keine Kritik am Team

Ob seiner Unzufriedenheit über die aktuelle Situation war in den Medien zuletzt sogar von Teamkritik die Rede. Nun beteuerte Glock jedoch: "Mit dem Team hat das gar nichts zu tun. Ich habe einem Journalisten nur gesagt, dass es schon schwierig zu verstehen ist, dass wir beim Testen zunächst so viele Probleme mit abbauenden Reifen hatten, aber das Thema im Rennen ganz anders aussieht. Da hätten wir uns die Testerei auch sparen können und uns alle auf einen Kaffee treffen können. Ich bin ganz allgemein auf die Reifensituation eingegangen, aber das war weder als Kritik am Team noch an Pirelli gedacht." Im Rennen seien die Reifen überdies nicht so schlimm gewesen, wie es vorausgesagt worden war.

Zunächst einmal sei es also von oberster Priorität die Geschehnisse beim eigenen Team in den Griff zu bekommen. Etwas einfacher hatte Glock sich den Aufbau bei Virgin bei seinem Wechsel vor anderthalb Jahren schon vorgestellt. "Als ich gewechselt bin, war mir klar, dass es ein schwieriges erstes Jahr wird. Wir alle haben uns erhofft, dass wir dann einen Schritt nach vorne machen - das haben wir aber leider nicht ganz so geschafft. Wir müssen uns schon fragen, warum wir uns nicht auf Augenhöhe mit Lotus befinden. Wir müssen das unbedingt verstehen", meinte der 29-Jährige.

Auf die Frage, ob er in dieser Zeit bereits einmal daran gedacht habe, das Handtuch zu werfen, antwortete der Virgin-Pilot bestimmt: "Nein, noch nie. Wir müssen da als Team wieder rauskommen." Zumindest in diesem Jahr sei aber nicht mehr all zu viel drin: "Es wird schwierig. Wir müssen mit aller Macht versuchen, weiter nach vorne zu kommen. Das ist das einzige Ziel, das wir im Moment haben können", lautete das Urteil des Hessen. Auch wenn es bei seinem Team noch nicht rund läuft, gibt es 2011 vom sportlichen Standpunkt aus, aber allen Grund zur Freude. Die Formel 1 liefert wieder ausreichend Spannung. Das kriegt Glock auch am Ende des Feldes mit.

Überholen fast schon zu einfach

"Ich glaube, es war bis jetzt ziemlich spannend und sehr abwechslungsreich, obwohl das Überholen in Istanbul fast schon ein bisschen zu einfach aussah. Ansonsten glaube ich aber, dass die Änderungen zur Show und Spannung beigetragen haben und die Rennen dadurch interessanter geworden sind", sagte der Ex-Toyota-Fahrer. Auch die Umstellung auf die vielen Knöpfe im Cockpit und am Lenkrad sei schnell von Statten gegangen. "Das ist sehr schnell zur Routine geworden", meinte Glock.

Seine Lieblingsneuerung sei der Heckflügel. "Der macht schon Spaß - gerade weil man ihn auch im Freien Training und samstags nutzen kann, halte ich das für sehr gelungen. Ich bin ein ganz großer Fan davon", erklärte er gegenüber Sport 1. "Man muss ja erst mal bis auf eine Sekunde an den Vordermann herangefahren sein, bis man den Heckflügel benutzen darf. Wenn das geschafft ist, ist die Wahrscheinlichkeit zu überholen, schon sehr groß", freute sich der Deutsche. In Istanbul war es dem Virgin-Piloten aber schon fast ein bisschen zu viel des Guten. "Vielleicht hätte man das ein bisschen spannender gestalten können, indem man die Zone, in der man den Heckflügel lüften darf, etwas verringert hätte", meinte der 29-Jährige.

Etwas Spannungshemmend ist momentan auch die Dominanz von Sebastian Vettel - für Glock ist das jedoch keine Überraschung. "Er hat die Leichtigkeit eines Weltmeisters und die Leichtigkeit, drei der ersten vier Rennen gewonnen zu haben", sagte der Deutsche über seinen Landsmann und fügte an: "Er fährt im Moment auf einem sehr hohen Niveau und hat alles, was er braucht, um zu dominieren und den Grundstein für den zweiten WM-Titel zu legen."