Für den heutigen Sonntag haben Künstler in aller Welt zu Solidaritätsdemonstrationen für den chinesischen Künstler Ai Weiwei aufgerufen. Der Regimekritiker wurde vor zwei Wochen am Flughafen in Peking verhaftet - seitdem ist er verschwunden, die chinesischen Behörden geben keine Auskunft über seinen Verbleib. Erwähnt man den Namen des Mitgestalters des Olympiastadions von Peking, des berühmten "Vogelnests", und den ganzen Vorfall hier im Fahrerlager in Shanghai, erntet man in der deutlich größeren Anzahl der Fälle nur Unwissen und Verständnislosigkeit.

Die Formel 1 und China: Nicht immer eine erfolgreiche Kombination, Foto: Sutton
Die Formel 1 und China: Nicht immer eine erfolgreiche Kombination, Foto: Sutton

Die chinesischen Behörden haben sich wohl unnötige Sorgen gemacht. Es gab ja dieses Jahr sehr viele Probleme mit der Vergabe der Journalisten-Visa für den China GP, alles dauerte noch länger als sonst, viele bekamen erst letzte Woche in Malaysia endgültig ihre Einreiseerlaubnis - dabei hätte sich der Machthaber im Großen und Ganzen wohl auf das bekannte Phänomen verlassen können: Die Formel 1 - und das gilt leider auch für einen großen Teil ihrer Medienvertreter - neigt massiv zu der Haltung, sich selbst als den Nabel der Welt zu sehen - und alles das, was außerhalb ihres begrenzten Zirkels vor sich geht, nur verschwommen wahrzunehmen. Wie im Nebel - oder im Smog, der ja am Freitag in extremem Maße über der Rennstrecke von Shanghai hing...

Dich nur auf den Sport konzentrieren und um das Drumherum keine Fragen stellen, das ist bei den meisten angesagt, vor allem natürlich bei den reinen Fachmedien. Etwa die Frage, ob angesichts der Entwicklung der letzten Wochen und Monate in China in Richtung Meinungsfreiheit, Menschenrechte, China derzeit wirklich ein guter Platz für die Formel-1-Show ist, die damit gleichzeitig PR für das Land und damit die herrschenden Machtstrukturen macht.

Fährt die Formel 1 2011 noch in Bahrain?, Foto: Sutton
Fährt die Formel 1 2011 noch in Bahrain?, Foto: Sutton

Früher wurde oft argumentiert, mit mehr internationalen Veranstaltungen, mehr solchen Events wie der Formel 1 oder eben Olympia in Peking, würde automatisch eine weitere Öffnung und mehr Freiheit im Land einhergehen. Was inzwischen so nicht mehr zu halten ist - wenn man nicht gerade Edel-Shopping-Center oder die deutlich gestiegene Starbucks-Dichte in Shanghai als Maßstab nimmt.

Besonders nachdenklich macht dann aber, wenn ausgerechnet während des China-Wochenendes ein offizielles Statement der Veranstalter aus Bahrain kommt, man hoffe doch sehr, dass der zu Saisonbeginn ausgefallene Grand Prix noch in diesem Jahr nachgeholt würde.

Schließlich herrsche doch jetzt wieder Ruhe im Land, alles sei in Ordnung. Bleibt nur die Hoffnung, dass die FIA, die bis zum 1. Mai über einen eventuellen Nachholtermin entscheiden muss, wenigstens da einmal Klartext spricht und den Bahrainis antwortet: Ruhe unter Kriegsrecht, mit Panzern an jeder Ecke und Hunderten verhafteter oder verschwundener Oppositionellen, mit Foltervorwürfen und vier toten Häftlingen innerhalb von neun Tagen ist keine akzeptable Bühne für uns!