Ist Red Bull wieder überlegen?

Um über zwei Sekunden fuhr Sebastian Vettel der Konkurrenz im ersten Training auf und davon, im zweiten waren es nur noch anderthalb Zehntel. Trotzdem scheint Red Bull auch am dritten Rennwochenende der Saison der haushohe Favorit zu sein. Vettel stapelt dennoch tief: "So klar wie es in Australien war, wird es hier sicher nicht sein."

Die Konkurrenz sieht Red Bull vorne. "Sie sind sehr, sehr schnell", gesteht Hamilton. "Sie haben etwas mehr Downforce als wir und der ist hier gefragt, aber wir sind weiter ihr erster Verfolger, wenn auch etwas zurück. Wir jagen sie noch immer, aber sie geben die Pace vor."

Dem muss auch Jenson Button zustimmen, der keine Verbesserung im Vergleich zu Malaysia sieht. "Wir sind nicht näher an Red Bull", betont er. Beide McLaren-Fahrer klagten über Balanceprobleme, die durchaus von weiteren Veränderungen am Malaysia-Upgrade kommen könnten. "Ich denke, wenn wir die Balance aussortieren, kommen wir ihnen etwas näher, aber ich wäre überrascht, wenn wir gegen sie um die Pole fahren könnten", so Button.

Fährt Red Bull mit KERS?

Fährt Red Bull mit KERS oder nicht? Diese alles entscheidende Frage beantwortete das Team mit: Ja, sie fahren damit. Aber war es auch in beiden Autos zuverlässig? Auch hier eine klare Antwort: Nein, das war es nicht. "Ich hatte Probleme mit KERS", bestätigte Mark Webber, der schon in Malaysia mit dem System zu kämpfen hatte.

Bei Sebastian Vettel funktionierte das System allerdings reibungslos. Ob KERS für den Rest des Wochenendes zum Einsatz kommt, wird erst noch entschieden. "Wir werden uns KERS heute Abend ansehen - wir möchten es dieses Wochenende natürlich einsetzen", betonte Webber.

Was war bei Ferrari los?

Fernando Alonso fuhr in keinem der beiden Trainings in die Top-10, Felipe Massa gelang zumindest zwei Mal Platz 6. "Ich verlor aufgrund eines Hydraulikproblems wertvolle Trainingszeit, speziell in der zweiten Session", verriet Alonso. Dadurch konnte er keinen Longrun auf den weichen und harten Reifen abspulen und auch nicht die neuen Aero-Teile evaluieren.

Nick Heidfeld fabrizierte viel Karbonschrott, Foto: Sutton
Nick Heidfeld fabrizierte viel Karbonschrott, Foto: Sutton

"Wir hatten in den drei Stunden mehr Probleme als in den ganzen 15 Testtagen im Winter", ärgerte sich Pat Fry. Felipe Massa hofft derweil, dass mit Renault und Mercedes keine Konkurrenz von hinten drückt. "Mercedes sieht sogar stärker als Renault aus", meinte der Brasilianer. "Unser Ziel ist es immer, vorne an der Spitze zu kämpfen. Unter diesen Bedingungen werden wir wohl nicht Red Bull schlagen können, aber wir werden alles geben."

Alonso hofft darauf, dass sich die Bedingungen ändern werden. "Wer weiß schon, was passiert? Die Formel 1 ist ein unvorhersehbarer Sport, alles kann am Sonntag passieren. Wenn wir aus irgendwelchen Gründen die Chance auf den Sieg haben, dann werden wir diese nutzen", so Alonso. Am Freitag gab es sogar die ersten Rauchzeichen von Red Bull. "Ja, da war Rauch, aber nichts Besorgniserregendes", beschwichtigte Vettel. "Das war nicht nach Plan und Rauch ist nie schön, aber es gab keinen Schaden."

Warum flog Heidfeld zwei Mal ab?

Nick Heidfelds Gedanken nach seinen beiden Abflügen in den zwei Trainings waren nicht druckreif. "Ich bin mit dem Hinterrad auf den Kerb gekommen, habe leicht aufgesetzt und mich weggedreht", beschrieb er seinen ersten Abflug. In Session zwei wiederholte sich das Bild: wieder stand Heidfelds Renault mit zerstörter Frontpartie neben der Strecke.

"Natürlich ärgert man sich dabei. Der erste Abflug war etwas unnötig. Ich war erst ein paar Runden gefahren, die Balance war nicht wie gewünscht, ich fühlte mich aber sehr wohl und ging da übers Limit", sagte der Renault-Pilot. Das Problem dabei: Heidfelds erster Unfall beschädigte den einzigen Frontflügel der neuen Spezifikation. Deshalb musste er auf einen älteren Flügel zurückrüsten. "Ich hoffe, es ist kein Unterschied wie Tag und Nacht. Es sollte immer noch ein Auto sein, mit dem man vorne mitfahren kann."

Ist Mercedes in China besser?

Die ersten beiden Rennwochenenden waren für Mercedes GP zum Vergessen. In China ließ sich der Freitag besser an. "Das war unser bisher bester Freitag in dieser Saison und es sieht so aus, als ob wir uns gesteigert haben", freute sich Norbert Haug. Auch Michael Schumacher war mit der neuen Herangehensweise zufrieden. Demnach konzentrierte sich das Team in den ersten Trainings zunächst auf die Rennabstimmung.

Mercedes GP kam in China bislang besser zurecht, Foto: Sutton
Mercedes GP kam in China bislang besser zurecht, Foto: Sutton

"Die Longruns waren in meinen Augen gut, was eine deutliche Verbesserung zu den ersten beiden Rennen ist", so Schumacher. Christian Danner bleibt jedoch skeptisch, er sagte Motorsport-Magazin.com: "Mercedes hat die Hosen herunter gelassen. Nach dem Motto: Hampeln wir nicht lange herum, sondern schauen, wo wir stehen." Mehr sei seiner Meinung nach nicht mehr drin.

Wie sieht es mit den Reifen aus?

Die neuen Pirelli-Reifen spielen in dieser Saison eine entscheidende Rolle. Der erhöhte Reifenabbau und die damit verbundene Anzahl an Boxenstopps bestimmt das Renngeschehen. "Der Reifenverschleiß ist ziemlich hoch, ich gehe von drei Stopps aus", sagt Nico Hülkenberg voraus.

Der Unterschied zwischen der harten und weichen Mischung scheint ebenfalls bereits festzustehen: "Der weiche Reifen ist hier besser", verrät Felipe Massa. "Er hat viel mehr Grip und der Reifenverschleiß scheint nicht so hoch zu sein wie bei den harten Reifen." Ferrari kommt das entgegen. In Australien und Malaysia bekam das Team die Reifen nicht sofort auf Temperatur. Das ist laut Fernando Alonso in China anders. "Aus irgendwelchen Gründen ist es hier besser."