1. - Wie wichtig war der Start für Vettels Sieg?

Alle Augen waren beim Start auf Sebastian Vettels Finger gerichtet. Würde er KERS einsetzen und wie gut würde es seinen RB7 beschleunigen? Die Antwort: Gut genug, um in Führung zu bleiben. Womit jedoch keiner gerechnet hatte: KERS sollte auch Nick Heidfeld nach vorne befördern, und zwar noch vor Vettels Verfolger Lewis Hamilton!

"Ich dachte, ich hatte einen guten Start. Dann sah ich Lewis hinter mir und war überrascht als in der ersten Kurve etwas Schwarzes im Spiegel auftauchte", erklärte Vettel. "Ich merkte, dass es Nick ist - das war eine gute Sache, denn ich konnte mich Runde für Runde absetzen." So baute sich Vettel ein Polster auf Hamilton auf, der erst nach Heidfelds erstem Boxenstopp freie Fahrt hatte - dann aber mit Reifenproblemen, einer falschen Boxenstrategie, einem Auffahrunfall und einer Strafe zurückgeworfen wurde. Alles in allem also ein enttäuschendes Rennen für den McLaren-Fahrer.

"Am Start blieb ich hinter Heidfeld hängen, hatte Jenson innen und Heidfeld außen, also war ich in Kurve eins rein eingezwängt", sagte Hamilton. "Es war schwierig, zu verteidigen, ohne jemanden zu treffen." Dennoch gelang es ihm, entgegen seines Naturells, in der ersten Kurve ohne Berührung durchzukommen - Fernando Alonso war das später beim Angriff auf Hamilton nicht vergönnt.

2. – Was war mit dem Red Bull KERS los?

"Ohne KERS wären wir am Start ganz woanders gewesen", weiß Sebastian Vettel. Doch das System gibt sich beim Branchenprimus noch arg störrisch. Bei Mark Webber versagte es komplett den Dienst, der Australier fiel am Start und in den Runden danach Platz um Platz zurück. "Es ist schwierig, wenn jeder außer dir KERS zur Verfügung hat", gab Webber zu bedenken. Aber auch bei Vettel lief KERS nicht in jeder Phase des Rennens.

"Zum Glück hatten wir KERS noch als wir es brauchten", so der Deutsche. "Das System war mal da und dann wieder weg. Wir mussten es zwischenzeitlich deaktivieren, konnten es aber später wieder aktivieren. Die Mehrheit des Rennens hat es funktioniert."

3. – Was waren Phase 2 und Plan B bei Vettel?

Hamiltons Boxenstopps waren falsch getimt, Foto: Sutton
Hamiltons Boxenstopps waren falsch getimt, Foto: Sutton

Der Reifenabbau war unberechenbar, die KERS-Funktionalität schwankend und die Funksprüche für Nichteingeweihte kryptisch. Von Phase 1 und 2, von Plan A und B war bei Red Bull die Rede. Was genau damit gemeint war, wollte Motorsportdirektor Helmut Marko nicht verraten. Nur so viel: "Das ist ein Code von uns, damit nicht jeder weiß, was los ist. So lange das hält, behalten wir es für uns."

Christian Danner war die Geheimsprache egal: "Sie haben die Reifen in Phase 1 und Phase 2 eingeteilt und sie wissen natürlich ganz klar, was das heißt, obwohl Helmut Marko damit nicht rausrücken wollte. Das eine heißt, ich habe noch Reserve oder bin 20 Prozent unter dem, was ich eigentlich fahren kann. Natürlich wollen sie das nicht sagen, aber was Sebastian und das Team machen, ist schon sehr reif."

4. - Wer hatte Schuld: Hamilton oder Alonso?

Sie kennen sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit 2007 bei McLaren: In Sepang lieferten sich Fernando Alonso und Lewis Hamilton abermals ein hartes Duell - bis zur Berührung. "Fernando traf mich, da war er wohl etwas nahe dran und als er rauszog blieb er mit dem Flügel hängen", ging Hamilton mit dem Spanier nicht allzu hart ins Gericht.

Die Experten gaben die Schuld dennoch Alonso: "Das war Alonsos Fehler", kritisierte Niki Lauda. "Er ist Hamilton hinten drauf gefahren und hat dadurch sein Auto beschädigt." Auch Christian Danner hielt die Aktion für ungeduldig. "Das habe ich nicht verstanden. Ich kann mir schon vorstellen, dass es ein bisschen eine Überreaktion war, weil sein Flügel nicht ging." Denn wenn es nach Alonso geht, hätte er Hamilton ohne Probleme überholt, wenn sein verstellbarer Heckflügel nicht geklemmt hätte.

Die Rennkommissare bestraften beide: Alonso für das Verursachen einer vermeidbaren Kollision und Hamilton für einen mehrfachen Linienwechsel beim Verteidigen seiner Position. "Ich darf nicht mehr als einmal die Linie wechseln. Sehe ich das als gefährlich? Nein, aber so ist die Regel", nahm Hamilton die Strafe hin. "20 Sekunden sind keine so schlimme Strafe dafür. Was Fernando betrifft, er traf mich, er bekam 20 Sekunden Strafe, aber ihn beeinträchtigte das nicht. Es ist daher keine richtige Strafe, aber so ist Racing."

5. - Warum kam Webber immer besser in Fahrt?

Der Start war für Mark Webber zum Vergessen, doch danach kam der Australier immer besser in Fahrt, zeigte starke Überholmanöver ohne die Hilfe von KERS und schnupperte am Ende sogar noch am letzten Podestplatz von Nick Heidfeld.

"Mark hat KERS zum Schluss benutzt. Er hatte aber starkes Untersteuern, sobald er nah an Nick Heidfeld dran war. Deshalb kam er nicht ganz nah ran", erklärte Helmut Marko. "Ich musste mich hart gegen Webber wehren, der mit Überschuss angeflogen kam", schilderte Heidfeld das Duell gegen den Red-Bull-Piloten, dessen Reifen vier Runden jünger waren als die des Deutschen. Doch im folgenden Duell konnte Heidfeld "KERS zielgerichtet einsetzten, um die Position zu halten." Dem Australier fehlte diese Waffe.

6. - Wie kam Button auf Platz 2?

Jenson Button schlich sich nach vorne, Foto: Sutton
Jenson Button schlich sich nach vorne, Foto: Sutton

Er ist und bleibt der Reifenflüsterer und Strategiemeister: Jenson Button sicherte sich mal wieder heimlich, still und leise einen Podestplatz - weit vor seinem aggressiven Teamkollegen. "Er hat bewiesen, wie gut und clever er mit den Reifen umgeht", lobte Kai Ebel. "Es ist eben nicht unbedingt der Schnellste am Ende vorne, sondern auch der Cleverste, denn bei Lewis Hamilton sind die Reifen kaputtgegangen."

Aber selbst Button empfand das Rennen durch die vielen Boxenstopps und den unvorhersehbaren Reifenabbau als verwirrend. "Im letzten Stint ist mein Auto dann mit den harten Reifen wie neu zum Leben erwacht", verriet er. "Ich hatte viel mehr Grip und das Gefühl, dass das Auto viel besser war als mit den weichen Reifen - ich glaube nicht, dass da irgendjemand schneller war."

7. - Warum ritt Schumacher einmal aus?

Mercedes GP erlebte in Malaysia das zweite Wochenende ohne Erfolgserlebnis - die beiden WM-Punkte für Michael Schumacher waren nur ein Trostpflaster. Diese eroberte er trotz eines Ausflugs in die Wiese kurz vor Schluss. "Das war zum Ende des Stints, die Reifen waren relativ weit runter - dann kam ich von der Linie ab und da war es sehr dreckig", erklärte der Rekordchampion.

"Das war zu viel für mich und mit Untersteuern bin ich dann etwas ins Grüne." Die Aktion kostete ihn fünf Sekunden, am Resultat änderte sie nichts - denn am Ende fielen Vitaly Petrov aus und Paul di Resta verlor einen Platz wegen abbauender Reifen.

8. - Wie kam Kobayashi mit zwei Stopps durch?

Jenson Button ist der Reifenflüsterer, aber Sauber der flüsternde Rennstall. In Australien fuhr Sergio Perez mit nur einem Boxenstopp durch, in Sepang brauchte Kamui Kobayashi nur deren zwei. "Wir sind mit zwei geplanten Stopps ins Rennen gegangen", verriet der Japanar. "Die Schwierigkeit von eigenwilligen Strategien besteht darin, dass man oft ein anderes Tempo fährt als die anderen um einen herum. Ich hatte ein paar schöne und faire Kämpfchen mit Mark Webber und Michael Schumacher, das hat mir Spaß gemacht."

9. - Warum verlor Petrov das Lenkrad?

Vitaly Petrovs Wochenende hatte Höhen und Tiefen, Foto: Sutton
Vitaly Petrovs Wochenende hatte Höhen und Tiefen, Foto: Sutton

In Runde 49 kam Vitaly Petrov von der Strecke ab, fuhr über einen Randstein und wurde hoch in die Luft katapultiert - damit erhielt sein Spitzname "Vyborg Rocket" eine völlig neue Bedeutung. Bei der harten Landung auf der Strecke brach die Befestigung seiner Lenkstange und Petrov rollte mit gebrochener Lenkstange der Hand aus.

"Ich machte einen kleinen Fehler, der eigentlich keine dramatischen Auswirkungen hätte haben sollen", so Petrov. "Ich war ein bisschen weit raus gekommen und dann wurde das Auto durch den Randstein ausgehebelt und prallte hart auf dem Boden auf."