Pro: Reifen besser als ihr Ruf

von Kerstin Hasenbichler

Paul Hembery konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Nachdem sich Pirelli während den Testfahrten aufgrund seiner verschleißfreudigen Reifenmischungen zahlreiche Kritik anhören musste, gab es nach dem Australien-GP Lob von allen Seiten. "Die Reifen waren besser als wir erwartet hatten", gestand Nico Rosberg.

Vettel stoppte zwei Mal, Foto: Sutton
Vettel stoppte zwei Mal, Foto: Sutton

Sebastian Vettel, der im Vorfeld zu den Pirelli-Kritikern zählte, erklärte: "Wir müssen Pirelli ein Kompliment aussprechen. Nach den Tests waren wir alle etwas besorgt, aber wir haben hier weniger Stopps gesehen als erwartet. Alles in allem war es ein ausgeglichenes Rennen." Vor dem Saisonauftakt war der Aufschrei groß: viele rechneten in Melbourne mit 3 bis 5 Boxenstopps und einem Reifenchaos. Doch weit gefehlt!

Die meisten Fahrer absolvierten zwei Boxenstopps. Für staunende Gesichter sorgte allerdings Sauber-Pilot Sergio Perez, der lediglich einmal in die Box fuhr, um neue Reifen abzuholen. Der Plan von Pirelli, durch die neuen Mischungen die Teams zu unterschiedlichen Taktiken zu verleiten und das Rennen spannender zu machen, ging in Melbourne auf. "Das ist doch herrlich, schöner kann es nicht sein", freute sich F1-Experte Christian Danner. Und auch Hembery jubelte: "Was für ein fantastisches Rennen. Australien bot alles!"

Contra: Böses Erwachen könnte noch folgen

von Frederik Hackbarth

Allgemein waren die Fahrer von den neuen Pirellis in Melbourne positiv überrascht. Doch die Aussagekraft der ersten Bewährungsprobe auf dem untypischen Stadtkurs sollte nicht überbewertet werden. Fakt ist: Die Pneus bauen nach wie vor sehr schnell ab, brauchen sehr lange um auf Temperatur zu kommen und der Zeitunterschied zwischen der harten und der weichen Mischung ist immens.

Böses Erwachen in Malaysia?, Foto: Sutton
Böses Erwachen in Malaysia?, Foto: Sutton

Noch verstehen die Teams ihre Reifen nicht zur Gänze. Bestes Beispiel in Australien war Mark Webber, dessen RB7 mit der harten Mischung im Rennen einfach nicht funktionieren wollte. Laut Adrian Sutil sei es mittlerweile sogar eine übliche Praktik der Piloten, alle drei oder vier Runden einen Umlauf mit moderaterem Speed einzulegen, weil der Reifen der Überbelastung sonst nicht allzu lange standhalten würde. Besonders entgegen kamen der Performance des schwarzen Goldes aus Italien beim Saisonauftakt auch die wenigen schnellen Kurven und der weiche Asphalt im Albert Park.

Blickt man auf die Streckencharakteristik beim nächsten Rennen in Malaysia, sieht das schon ganz anders aus. Schnelle und fließende Kurvenkombinationen mit vielen Richtungswechseln und die extrem hohen Temperaturen unter der Sonne Malaysias, werden ein ganz anderer Gradmesser. Erst dort wird sich zeigen, wie gut Pirelli unter Extrembedingungen wirklich ist.