2011 wird ein wichtiges Jahr für Force India: Seit Jahren freut sich Teambesitzer Vijay Mallya auf den ersten Großen Preis von Indien in seiner Heimat. Im Oktober ist es nun endlich soweit und das Ziel ist klar: Mallya würde gerne einen seiner Piloten bei der Premiere in Indien auf dem Podium sehen.

"Warum sollten wir nicht auf dem Podium landen?", gab sich Adrian Sutil bei der Präsentation seines neuen Autos optimistisch. "Wir sollten auf jeden Fall bei einigen Rennen darum kämpfen können." In allen weiteren Rennen peilt Sutil regelmäßig WM-Punkte an. "Und manchmal eben das Podium. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen können."

Team-COO Otmar Szafnauer hat WM-Rang 5 als Ziel ausgegeben: "Wir wollen Platz fünf in der WM. Damit wir das schaffen, müssen wir von Beginn an Punkte holen und das die ganze Saison bis zum Ende durchhalten. Wenn alles gut läuft und wir in guter Position sind, dann könnten auch ein oder zwei Podeste drin sein."

Force India möchte beim Heimrennen in Indien aufs Podium, Foto: Sutton
Force India möchte beim Heimrennen in Indien aufs Podium, Foto: Sutton

Das Team Force India musste mal wieder intern umstrukturieren: Nachdem Technikchef James Key und einige weitere wichtige Ingenieure und Techniker das Team im letzten Jahr verlassen haben, rückten andere an ihre Stelle. Obwohl es das Team im letzten Jahr nicht zugeben wollte, war das einer der Gründe dafür, dass Force India in der zweiten Saisonhälfte zurückfiel und nur noch selten alle vier Räder auf den Boden brachte.

Vor allem der Abgang von Technikchef Key zu Sauber schmerzte sehr. Die anderen Aerodynamiker folgten dem Ruf ihres alten Chefs Mike Gascoyne zu Lotus. Ganz oben in der Technikerriege steht jetzt Andy Green, der dem VJM04 bereits seinen Stempel aufdrückte.

Die Fahrer Eigentlich wäre Adrian Sutil in diesem Jahr gerne für ein Topteam gefahren, doch dort waren bereits alle Plätze vergeben. Somit geht er in sein fünftes Jahr mit Force India und möchte dort weitermachen, wo das Team zur Saisonhälfte 2010 aufgehört hat - bei regelmäßigen Punkteankünften und vielleicht etwas mehr. An seinem Speed wird es nicht mangeln, abgesehen von einem rabenschwarzen Korea-Wochenende fuhr er im letzten Jahr besser denn je. Um sich 2012 doch noch ein Topcockpit zu sichern, muss er in diesem Jahr erneut über seinen Force India hinauswachsen und zeigen, dass er zu mehr als nur konstanten Punkten fähig sein kann.

Paul di Resta fand sich schnell in der Formel 1 zurecht, Foto: Pirelli
Paul di Resta fand sich schnell in der Formel 1 zurecht, Foto: Pirelli

Paul di Resta kommt als DTM-Champion in die Formel 1 - das ist schön für ihn, hilft ihm in der Königsklasse allerdings nicht viel weiter. "Als DTM-Champion kennen ihn jetzt vielleicht mehr Leute in Deutschland, aber die Formel 1 ist eine viel größere Bühne", bestätigt David Coulthard. In der F1-Welt muss sich der Schotte erneut beweisen. Seine Leistungen in den Freien Trainings 2010 waren ermutigend. Gegen Sutil kann er beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Ein Medienliebling und Interviewfreund wird er trotzdem nie werden.

Das Auto Der VJM03 erwischte einen starken Saisonstart 2010 und fiel dann im Laufe des Jahres immer weiter ab. Das Team brachte den Doppeldiffusor einfach nicht zum Laufen. In diesem Jahr soll sich das ändern: Der VJM04 soll durchgängig von Anfang bis Ende konkurrenzfähig sein und bleiben. Die Vorzeichen dafür stehen jedoch nicht gut: Das Auto verpasste den ersten Test in Valencia und war danach nicht immer zuverlässig und schnell genug.

"Letztes Jahr hatten wir weniger Probleme, das Auto war am Anfang sehr stark", erinnert sich Adrian Sutil zurück. "Jetzt sehe ich noch ein paar Baustellen. Im letzten Jahr habe ich beim letzten Test in Barcelona mit sehr guten Zeiten und einem guten Gefühl verlassen." In diesem Jahr war das nicht der Fall.

Wie im Vorjahr wird der Force India von einem Mercedes-V8 angetrieben. DTM-Champion Paul di Resta brachte auch noch das Mercedes-KERS mit nach Silverstone, womit die Inder zumindest theoretisch auf einen der besten Antriebsstränge der Formel 1 zurückgreifen können. Gleichzeitig läuft auch die technische Partnerschaft mit McLaren weiter. Nur die geteilte Airbox rief einige Fragezeichen hervor, da diese angesichts einer Regeländerung nicht mehr als hilfreich angesehen wird.

Die Saisonvorbereitung verlief nicht nach Wunsch, Foto: Sutton
Die Saisonvorbereitung verlief nicht nach Wunsch, Foto: Sutton

Saisonziel: Ein Podium in Indien und Platz 5 in der Konstrukteurs-WM

PRO: Im Moment sieht es wirklich danach aus, als hätten Teams wie Williams und Toro Rosso ihre Hausaufgaben besser gemacht als Force India, doch nicht ohne Grund warnen die Teams davor, die Testfahrten über zu bewerten. Erst im Rennen gilt es. Zudem hat Force India mit Adrian Sutil einen Fahrer, der stets das Maximum aus dem Auto herausholt. (Kerstin Hasenbichler)

CONTRA: Force India möchte 2011 bei den Großen mitspielen, doch einfach wird das nicht. Die Wintertestfahrten sprachen nicht dafür, dass die Inder zu Saisonbeginn an ihre guten Leistungen der ersten Saisonhälfte 2010 anschließen können. Um das ersehnte Ziel von WM-Platz 5 und einem Podestplatz in die Tat umzusetzen, steht dem Team also noch sehr viel Arbeit ins Haus - aber bis zum Indien GP ist ja noch etwas Zeit. Diese muss aber voll genutzt werden, sonst sieht es schlecht aus.(Stephan Heublein)