Pro: Fast unschlagbar

von Stephan Heublein

Egal ob Ferrari, McLaren oder Mercedes - nach Saisonende gestanden alle Konkurrenten ein: Unser Auto war nicht so schnell wie das von Red Bull. Ein Kompliment, wie es in der Formel-1-Welt seltener nicht sein könnte - das gleichzeitig aber auch der Wahrheit entspricht: Red Bull konnte sich 2010 nur selbst schlagen - an solchen Selbstversuchen mangelte es ebenfalls nicht.

Trotzdem: Der Red Bull RB6 war im Qualifying nahezu unschlagbar, besonders Sebastian Vettel verstand es, aus dem Auto auf einer Runde immer die letzten Zehntel herauszuquetschen, und damit selbst seinen Teamkollegen Mark Webber weit zu distanzieren. Im Rennen war die Konkurrenz oft näher dran, aber Red Bull hätte trotzdem schon viel früher alles festzurren können.

Sebastian Vettel und Christian Horner holten sich verdient die größten Pokale ab, Foto: FIA
Sebastian Vettel und Christian Horner holten sich verdient die größten Pokale ab, Foto: FIA

Adrian Newey gelang mit dem RB6 abermals ein Meisterstück. Das Geheimnis hieß angeblasener Diffusor, da konnte es das Team sogar verschmerzen, dass es den F-Kanal erst viel später einführte. Der Grundspeed und die Weiterentwicklung stimmten - so hatte die Konkurrenz keine Chance. Im Gegensatz zu McLaren und Ferrari hatte Red Bull bei der Performance nie einen Durchhänger - höchstens bei der Zuverlässigkeit und dem Krisenmanagement.

Der Titelgewinn in beiden Weltmeisterschaften war die logische Konsequenz aus der Kombination des besten und schnellsten Autos mit einem der besten und schnellsten Fahrer, der im entscheidenden Moment keine Fehler machte und keine Nerven zeigte. Das ließ sich von seinen Rivalen nicht behaupten...

Contra: Viele Punkte verschenkt

von Kerstin Hasenbichler

Red Bull hat die Fahrer- und Konstrukteurswertung verdient gewonnen - darin sind sich alle einig. Es hätte aber auch anders kommen können. Der RB6 war diese Saison das schnellste Auto im Feld, aber nicht immer das zuverlässigste. Zwar fielen die Red Bull-Boliden insgesamt nur zwei Mal wegen eines technischen Problems aus, doch der RB6 neigte zu Zicken. In Bahrain war es eine defekte Zündkerze, in Australien eine lockere Radmutter - beide Male verpasste Red Bull bzw. Sebastian Vettel einen sicheren Sieg.

Vettel und Webber warfen nicht nur in Istanbul Punkte weg, Foto: Sutton
Vettel und Webber warfen nicht nur in Istanbul Punkte weg, Foto: Sutton

In Hockenheim traf es Mark Webber als dessen Ölnachschub nicht richtig funktionierte und ihn zum langsam Fahren zwang. Auch der Red Bull-Kommandostand brillierte nicht immer. So ordnete das Team an, dass Vettel Webber in Ungarn helfen sollte, indem er die Konkurrenz etwas auf Abstand hielt. Am Ende war der Abstand von Vettel auf das Safety Car zu groß, woraufhin der Deutsche eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekam.

Dass es die richtige Entscheidung war, dass Red Bull keine Teamorder ausgesprochen hat, beweisen beide Titel. Fakt ist, dass sich das Team damit aber keinen Gefallen getan hat. Mit einer klaren Linie hätten Aktionen wie in Istanbul als sich Vettel und Webber in die Kiste fuhren, verhindern lassen. Mit der Taktik, beide Fahrer frei fahren zu lassen, hat man nicht nur wichtige Punkte verschenkt, sondern beinahe auch den Titel.

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