Pro: Bestes Team der Neuen

von Kerstin Hasenbichler

Obwohl Lotus Racing [aktuell Team Lotus] nichts mit dem legendären F1-Rennstall von Colin Chapman gemeinsam hat, brachte das Team von Tony Fernandes mit seinen grün-gelben Boliden durchaus einen Hauch der vergangenen, glorreichen Tage in die Königsklasse zurück.

Lotus Racing konnte 2010 zwar keineswegs um Siege mitkämpfen, dennoch machte der Neueinsteiger von Anfang an einen professionellen Job. Statt auf Paydriver wie andere Teams zu setzen, engagierte Fernandes mit Jarno Trulli und Heikki Kovalainen zwei GP-Sieger. Zwar kämpfte auch Lotus während der Winter-Testfahrten mit Zuverlässigkeitsproblemen, doch im Gegensatz zu HRT oder Virgin, die immerhin drei Monate mehr Zeit hatten, sahen beide Lotus-Piloten beim Saisonauftakt in Bahrain die Ziellinie.

Bei Lotus zeigte die Formkurve nach oben, Foto: Sutton
Bei Lotus zeigte die Formkurve nach oben, Foto: Sutton

Sicherlich braucht Lotus wie alle Neueinsteiger noch Zeit, um beim Speed und der Zuverlässigkeit noch zuzulegen, allerdings konnte das Team während der Saison über eine Sekunde aufholen. Betrug der Abstand zu Mittelfeld-Teams wie Toro Rosso zu Beginn noch knapp drei Sekunden, waren es am Ende nur mehr knapp zwei Sekunden. Die direkten Konkurrenten von HRT und Virgin hatte Lotus sowohl im Qualifying als auch im Rennen zumeist im Griff. Der Beweis: Platz zehn in der Konstrukteurswertung.

Contra: Viele Negativschlagzeilen

von Stephan Heublein

Lotus war das Beste der drei neuen Teams. Diesen Titel hat sich die Truppe von Mike Gascoyne und Tony Fernandes verdient - obwohl der Vorsprung auf Virgin und HRT im Laufe des Jahres durch das Einstellen der Entwicklung immer weiter schmolz und man den Dreikampf vor allem in der ersten Saisonhälfte gewann.

Dieser "Erfolg" sollte dem Team jedoch nicht zu Kopf steigen, denn insgesamt war Lotus von den etablierten Teams noch immer viel zu weit weg, um ernsthaft über einen Angriff auf Toro Rosso & Co nachzudenken. Neben dem Speed hakte es auch bei der Zuverlässigkeit, die vor allem im Bereich der Hydraulik und des Getriebes immer wieder zu Ausfällen führte.

Heikki Kovalainen spielte Feuerwehrmann - Champagner gab es nicht zu versprühen, Foto: LotusF1
Heikki Kovalainen spielte Feuerwehrmann - Champagner gab es nicht zu versprühen, Foto: LotusF1

Ganz zu schweigen vom spektakulären Flammenschlag aus dem Heck von Heikki Kovalainens Auto in Singapur. Dafür gewann das Team zwar einen Preis, aber besonders stolz sollte man darauf eigentlich nicht sein...

Die größten Negativschlagzeilen schrieben die Grünen abseits der Strecke - bei politischen Spielchen und Auseinandersetzungen. Bereits vor Saisonbeginn beklagte Force India, dass Lotus und deren Partner Aerolab ein Windkanalmodell des Teams aus Silverstone verwendet haben sollen. Gegen Saisonende legte sich Lotus mit dem Namensgeber Proton und der Lotus Gruppe an und stritt um den Teamnamen für 2011 - letzterer ist noch immer nicht in Stein gemeißelt.

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