Ein bisschen mit den Mechanikern reden, Jo-Jo spielen und Twittern, der Samstagnachmittag in Suzuka gestaltete sich bei Jenson Button nicht besonders aufregend. Lewis Hamilton machte es sich dank des Regens sogar noch gemütlicher. "Jedes Mal, wenn eine Verschiebung kam, ging ich hinten in die Box, um mich auszuruhen und zu schlafen. Ein paar Minuten vor dem möglichen Start ging ich wieder zum Auto, weckte mich auf und dann ging ich wieder, um zu schlafen", meinte der McLaren-Pilot.

Schließlich kam die Absage und die Verschiebung des Qualifyings auf Sonntagmorgen um 10:00 Uhr Ortszeit (3:00 Uhr MESZ) und die beide Fahrer bei McLaren gingen davon aus, dass dann auch gefahren wird. So würde ihnen eine komplette Absage des Qualifyings zwar helfen, da dann die Startaufstellung anhand der Startnummern organisiert wird und sie mit 1 und 2 fahren, doch darauf bauten weder Button noch Hamilton.

Harter Job für Mechaniker

"Wir haben niedrige Nummern, eine Absage wäre also gut für das Rennen. Wir werden aber ein Qualifying erleben. Es soll nicht mehr regnen, es wird aber von den Schauern wohl noch feucht sein. Das Qualifying wird also stattfinden, was für die Mechaniker mehr Arbeit bedeutet. Für uns ist es entspannt, eher Business as usual. Sie [die Mechaniker] müssen dann das Auto vom Quali bis zum Rennen vorbereiten", sagte Button.

Lewis Hamilton war bei der Qualifying-Absage gut ausgeruht, Foto: Sutton
Lewis Hamilton war bei der Qualifying-Absage gut ausgeruht, Foto: Sutton

Teamchef Martin Whitmarsh hatte am Samstag ohnehin nur zwei Möglichkeiten gesehen. "Die Optionen heute waren, zu verschieben, bis es dunkel wird oder abzusagen. Die Stewards konnten entscheiden, was passiert oder es auf morgen verlegen. Ohne Qualifying wäre die Reihung nach den Startnummern, wogegen wir nichts hätten. Aber das werden wir nicht bekommen. Morgen wird es ein Qualifying geben", erklärte er. Damit bleiben den Teams nun auch ein paar Extrastunden zum Datenstudium, da das Parc Fermé Reglement erst nach dem Qualifying am Sonntag greift.

Mehr Zeit

Whitmarsh sah das positiv, denn am Freitag hatte McLaren einige Neuteile zum Testen auf dem Auto. "Danach analysieren wir normal die Daten und treffen Entscheidungen. Einige Teile werden dann verwendet und andere nicht. Jetzt haben wir Extrazeit für das Datenstudium, die Ingenieure arbeiten noch dran. Normalerweise ist die Einstellung des Autos mit dem Parc Fermé vorbei, aber das ist diesmal nicht so. Deswegen haben die Ingenieure heute Abend mehr Zeit, um über die Spezifikation des Autos nachzudenken."

Dass Qualifying und Rennen am Sonntag stattfinden, sah Hamilton nicht als zusätzlichen Druck. "Am Samstag haben wir auch FP3 und das Qualifying, wenn man da das Auto beschädigt, kann man das Qualifying nicht fahren. Es ist eigentlich morgen das Gleiche. Abhängig von den Wetterbedingungen wird es auch schwierig. Sogar wenn es trocken ist, wird es schwierig, denn man fährt das Auto am Limit, manchmal auch darüber, um eine gute Qualirunde zu haben", meinte der Brite. Hamilton wird dabei das Handicap haben, wegen seines Unfalls am Freitag bisher nur wenige Runden gefahren zu sein. "Das hier ist eine Strecke, auf der man umso besser pushen kann, je mehr Runden man gefahren hat, um das Limit zu finden. Daher ist das Training ein großer Vorteil."

Keine Punkte nicht das Ende der Welt

Trotzdem sah er keinen Grund, warum er es am Sonntag schwerer haben sollte, da er schon das ganze Jahr im Auto gesessen ist. Und selbst wenn etwas schiefgehen sollte, war er unbesorgt. "Sicher brauche ich morgen ein gutes Ergebnis, das tun wir alle. Nach meinen letzten Rennen freue ich mich auf eine neue Chance. Es sind aber noch vier Rennen und wenn man zurückschaut, dann kam Kimi beispielsweise in nur zwei Rennen zurück an die Spitze. Es sind noch vier Rennen, also wäre es nicht das Ende der Welt, wenn es morgen keine Punkte gibt."

Die Qualifying-Verschiebung hat McLaren bei Lewis Hamiltons Auto Zeit verschafft, Foto: Sutton
Die Qualifying-Verschiebung hat McLaren bei Lewis Hamiltons Auto Zeit verschafft, Foto: Sutton

Einen Vorteil hat die Qualifying-Verschiebung für Hamilton auf jeden Fall, sein nach dem Freitag wieder aufgebautes Auto kann in Ruhe durchgecheckt werden. "Sogar in FP3 war das Auto noch nicht ganz fertig. Gut, dass sie es heute den ganzen Abend noch checken können." Die Ersatzteile für seinen Heckflügel waren per Helikopter sogar erst während des Trainings eingetroffen. Einzige Frage blieb noch, wie mit den Setups am Sonntag verfahren wird, schließlich könnte es im Qualifying noch nass sein und im Rennen trocken, dazwischen darf aber nichts mehr verstellt werden.

Gleich in Fahrt

Für die McLaren-Piloten stellte das kein Problem dar. "Jeder ist da in der gleichen Position. Wir machen sowieso nicht so viele Änderungen für nass. Man könnte ganz auf Regen abstimmen, das ist aber nicht so weit weg. Wir müssen da keinen großen Kompromiss eingehen", sagte Hamilton. Button stimmte zu und freute sich sogar darauf, einen etwas anderen Sonntag zu haben. "Es ist einfach, da umzudenken. Wir müssen nur früher aufstehen und der Tag ist länger. Ich habe das genossen, als wir das vor sechs Jahren hier so gehabt haben. Es machte Spaß, das Qualifying am Morgen zu fahren. Danach ist man in Fahrt, egal was passiert. Es ist gut, wenn man mit der richtigen Einstellung ins Rennen geht."

Klar war allen, am Samstag war nichts zu machen. Button meinte, man hätte auch Segel und ein Ruder aufs Auto bauen können, Hamilton sagte, es seien die schlimmsten Bedingungen gewesen, die er je in der Formel 1 erlebt hatte. Besondere psychologische Betreuung für die Einstellung auf Sonntag wird es nicht geben. "John Button ist unser Sportpsychologe, sonst haben wir da niemand", sagte Whitmarsh.