Die Wogen gingen in den vergangenen Wochen bei Red Bull zeitweise recht hoch. Erst war der Zusammenstoß von Mark Webber und Sebastian Vettel in Istanbul, dann kam die vermeintliche Bevorzugung von Vettel weil er statt Webber in Silverstone den letzten verbliebenen neuen Frontflügel erhielt, obwohl dem Deutschen das zweite Modell des Teils im Training kaputtgegangen war. Das Team beteuerte, die Entscheidung aufgrund der WM-Platzierungen und des Feedbacks nach den Trainings getroffen zu haben. Zwar betonen mittlerweile alle Seiten, es habe sich wieder alles beruhigt, doch Vettel kann weiter nicht nachvollziehen, wie jemand meinen kann, es gebe Bevorzugung im Team.

"Vorrangig geht es um das Team. Ein Rennfahrer sieht die Dinge meist sehr eigensinnig. So auch in diesem Fall", meinte der Vizeweltmeister gegenüber dem Spiegel zur zunächst geäußerten Kritik Webbers. Vettel musste festhalten, dass es im Team auf jeden Fall keine Rangordnung unter den Fahrern gibt. "In der Hackordnung steht am Ende derjenige oben, der schneller ist", sagte er. Eine Rivalität zwischen den beiden Red-Bull-Piloten gibt es natürlich, schließlich gilt seit jeher der Spruch: der Teamkollege ist der Erste, den man schlagen will, da er das gleiche Material hat.

Jeder sucht seinen Vorteil

Zwar muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Piloten nicht miteinander auskommen, doch eine innige Freundschaft wird es zwischen Vettel und Webber wohl nicht geben. "Es herrscht immer eine gewisse Distanz. Wir arbeiten zusammen, wo wir zusammenarbeiten müssen, um das Team voranzubringen und das Auto weiterzuentwickeln. Ansonsten ist jeder auf sich fixiert und sucht seinen eigenen Vorteil", erklärte der Deutsche. Denn das Ziel der Beiden ist das gleiche, sie wollen den WM-Titel holen, alles andere wäre mit dem nach wie vor schnellsten Auto im Feld wohl auch eine Enttäuschung. "

"Nur mitzufahren, daran hätte ich keine Freude. Ich brauche diese Selbstbestätigung, besser zu sein als alle anderen", gestand auch Vettel. Insgesamt bislang sieben Mal besser als alle anderen war Michael Schumacher und Vettel hat den Glauben noch nicht verloren, dass das Comeback des Rekordweltmeisters noch ein Erfolg wird. "Es ist alles andere als einfach, nach dreijähriger Pause zurückzukehren, selbst wenn man, wie er, nie ganz verschwunden war aus der Formel 1", meinte er. Die Autos und die Reifen hätten sich verändert, vieles sei nicht mehr so, wie Schumacher es gewohnt war, erklärte Vettel. Er war aber überzeugt, dass sein Landsmann das meistert: "Wenn jemand das schafft, dann er. Wenn ich ihm ins Gesicht schaue und seine Körpersprache lese, dann sehe ich keine Verunsicherung oder gar Panik."