1. - S wie Startaufstellung

"Silverstone ist Red-Bull-Land", sagt Adrian Sutil. Wie recht er damit hat. An Sebastian Vettel und Mark Webber führte im Qualifying kein Weg vorbei. "Bis jetzt sieht es gut aus", bestätigte Pole-Mann Vettel. "Es war mit Sicherheit ein guter Tag für uns, aber wie immer gibt es am Samstag keine Punkte. Aber wir haben das Ideale herausgeholt und die Pole mitgenommen."

Dahinter ließ Fernando Alonso den Safety-Car-Ärger von Valencia hinter sich und fuhr auf Platz 3. Neben ihm jubelte Lewis Hamilton über einen unterwarteten vierten Startplatz. "Ich bin sehr zufrieden. wir hatten nicht erwartet, so weit vorne zu stehen." Aus seiner Sicht war es sogar seine beste Runde in einem Formel-1-Auto überhaupt. "Sie war fantastisch", jubelte Hamilton, dessen Teamkollege Jenson Button nur von Platz 14 startet.

Viel besser schlug sich Nico Rosberg, der als Fünfter den Aufwärtstrend von Mercedes aufzeigte. "Ich habe einen Ferrari und einen McLaren hinter mir gelassen - das ist ein guter Fortschritt für uns", sagte er. Sein Teamkollege Michael Schumacher startet nur von Platz 10.

Schumacher wollte nur einen Quali-Run mit zwei gezeiteten Runden fahren, hatte aber ein Problem beim ersten Versuch. Danach schonte er seine Reifen für den entscheidenden Anlauf. "Aber aus irgendwelchen Gründen haben sie nicht richtig funktioniert. Auf meiner letzten Runde haben sie einfach nicht mehr richtig gearbeitet."

2. - S wie Start

Wie immer kommt dem Start in Silverstone eine entscheidende Bedeutung zu. "Ich kann nur versuchen, am Start und beim ersten Boxenstopp Plätze gut zu machen, mehr Möglichkeiten gibt es nicht", sagt Schumacher. Auch sein Teamkollege setzt auf den Start.

"Vom fünften Platz kann man mit einem guten Start vielleicht einen bekommen und dann noch einen mit einem Boxenstopp", so Rosberg. Ross Brawn bestätigt diese Taktik: "Nico steht auch auf der besseren Seite. Wenn wir am Start vorbeikommen, können wir für das Rennen optimistisch sein."

Nico Rosberg möchte am Start Plätze gutmachen, Foto: Sutton
Nico Rosberg möchte am Start Plätze gutmachen, Foto: Sutton

Ganz so einfach wie es sich anhört, ist das mit dem Start aber nicht. "Es ist mehr als nur eine Kurve oder der Start", betont Vettel, dessen Teamkollege Webber mit der Startposition hadert. "Ich wäre wohl lieber Dritter", sagt er. "Wir wissen, der zweite Startplatz ist meistens auf der beschissenen Seite. Wenn Fernando [Alonso] tauschen will, dann können wir schauen, ob das möglich ist."

3. - S wie Streit

Mark Webber war nach dem Qualifying in Silverstone nicht glücklich. Nur anderthalb Hundertstel fehlten dem Australier auf die Pole-Zeit seines Teamkollegen Sebastian Vettel. Hundertstel, die ihm die neue Konfiguration des Frontflügels vielleicht gebracht hätte. Doch ging der einzig verbliebene Flügel an Vettel - obwohl dessen neuer Flügel im Training kaputt ging und das letzte Exemplar eigentlich Webber gehörte.

"Adrian [Newey] wollte, dass wir den Flügel einsetzen, nicht unbedingt, weil er besser ist, sondern weil er eine neue Richtung einschlägt", sagte Teamchef Christian Horner, der sich angesichts der WM-Situation, der Trainingsleistung und des Fahrerfeedbacks dazu entschied, den Flügel an Vettel zu geben. Vettel freute sich, weil er seine Balance nicht antasten musste, und Webber spielte die Bedeutung herunter: "Wir testen die Flügel noch aus und ich glaube nicht, dass sie einen großen Unterschied ausmachen." Christian Danner sah trotzdem dicke Luft bei den Stieren.

4. - S wie Strecke

Silverstone ist das Traditionsrennen schlechthin. Immerhin fand hier 1950 der erste Formel 1 Grand Prix statt. In diesem Jahr wird nicht nur das 60-jährige Jubiläum gefeiert, sondern auch das neue Streckenlayout. Sebastian Vettel war schon vom alten Streckenverlauf begeistert: "Der erste Sektor gibt dir so viel. Ich weiß nicht, wer die Strecke designt hat, aber er muss ein Genie gewesen sein", ist Vettel begeistert. "Der Kurvenspeed ist unglaublich, an dieses Gefühl kommt man nirgends auch nur annähernd heran. Hier fühlt man die Formel 1."

Im neuen Arena-Komplex fühlen die Fahrer ganz besonders die Bodenwellen. In Kurve 11 gibt es eine besonders tückische. "Es ist, als ob man aus dem Stuhl fällt", vergleicht Vettel, dem die Strecke trotzdem noch immer Spaß macht. "Unser Auto funktioniert in schnellen Kurven sehr gut, es ist klasse. Die Geschwindigkeiten, die wir hier erreichen - wir sind alle etwas verrückt, aber es macht so viel Spaß." Nur Überholmöglichkeiten scheint es auch auf dem neuen Kurs kaum zu geben.

5. - S wie Strategie

"Es ist unmöglich, zu überholen", sagt Niki Lauda. "Aber Boxenstopps und andere Strategien spielen eine Rolle." Dabei gilt wie bei fast allen Rennen in diesem Jahr: Ohne Tankstopps und Reifenprobleme wird es nur einen Boxenstopp geben. Ross Brawn warnt deshalb: "Wenn es keine Fehler bei Boxenstopps gibt, wird es schwierig zu überholen."

Die Boxengasse in Silverstone ist 420 Meter lang und eine Durchfahrt ohne Stopp dauert 19,1 Sekunden. Wirklich spannend wird es bei einem Safety-Car-Einsatz, der in Silverstone allerdings eher unwahrscheinlich ist. In den letzten Jahren lag der Durchschnitt bei 0,6 SC-Phasen pro Rennen.

Nach dem Kuddelmuddel von Valencia wurde das SC-Reglement wie folgt angepasst: Das Speed-Limit für eine SC-Phase liegt bei 80 Prozent einer Vollgas-Runde. Die letzten 200 Meter der Strecke dürfen voll gefahren werden, um durch nicht durch ein spätes Safety Car aufgehalten zu werden. Zudem steht es der Rennleitung frei, die Abfahrt des Safety Cars zu verzögern, damit es nicht mitten in eine Gruppe hinein fährt. Gleichzeitig will man sicherstellen, dass alle wissen, wann die Boxenampeln grün und wann sie rot sein werden.

6. - S wie Sonntagswetter

Das Auto ist überlegen, der Teamkollege musste sogar seinen Frontflügel abgeben, was außer dem Wetter soll Sebastian Vettel am Sonntag stoppen? "Ich habe gehört, es soll sonnig sein", verrät Vettel. "Aber angeblich gibt es auch eine Wahrscheinlichkeit auf Regen. Lassen wir uns überraschen." Ein Rennwochenende ohne Regen wäre auch kein richtiges Rennwochenende in Silverstone. Die Wetterfrösche sagen bewölkten Himmel, 22 Grad und 35% Regenwahrscheinlichkeit für den Rennstart voraus. Mal sehen, ob sie genauso treffsicher sind wie es eine Wetterkrake wäre...

7. - S wie Spannung

Fernando Alonso möchte Red Bull fordern, Foto: Sutton
Fernando Alonso möchte Red Bull fordern, Foto: Sutton

Die Konkurrenz hat Red Bull bereits zum Sieger erklärt. "Red Bull müssen wir außer Acht lassen, die sind hier unschlagbar", meinte etwas Nico Rosberg. "Aber für McLaren könnte es reichen." Auch Christian Danner glaubt, dass Red Bull sicher gewinnen wird. Einfach wird es aber nicht. "Alonso ist näher dran als man glaubt", so Danner. "McLaren ist im Renntrimm auch viel besser, aber Red Bull wird schon vorne wegfahren."

Trotzdem setzt Ferrari auf seine kleine Chance. "Unsere Pace ist konkurrenzfähig und wir müssen versuchen, die Red Bull wenigstens etwas unter Druck zu setzen, damit sie keinen allzu einfachen Sieg haben", kündigt Alonso an. Auch Teamchef Stefano Domenicali weiß, dass die Red Bull im Qualifying unantastbar aussahen. "Aber in diesem Jahr war unser Auto im Rennen oftmals besser als im Qualifying", erinnert er.

Lewis Hamilton hofft derweil auf einen Podestplatz beim Heimspiel. "Bei der puren Pace sind wir nicht gut genug für ein Podium", gesteht er. "Red Bull hat einen angeblasenen Diffusor und wir konnten sie nicht schlagen. Ferrari hat ihn auch und wir konnten Alonso nicht schlagen. Mercedes hat ihn ebenfalls und wir hätten sie nicht schlagen dürfen, aber ich habe es geschafft."

Im Rennen könne aber alles passieren. "Ich werde alles geben, um zumindest auf dem Podium zu stehen", kündigt Hamilton an. Ross Brawn warnt: "Wir haben die McLaren-Rennpace noch nicht gesehen, weil sie gestern ein anderes Auto hatten."

Aus dem gleichen Grund bleibt auch Vettel vorsichtig. "Es liegt noch ein großer Brocken vor uns", warnt er. "Das Rennen ist sehr lang, sehr hart für das Auto und die Fahrer. Es ist wie immer: Das Rennen ist erst zu Ende, wenn die Zielflagge gefallen ist." Auf dem Papier scheint Red Bull unschlagbar. "Aber wenn sie sich um den Frontflügel streiten", scherzt Brawn, "dann vielleicht nicht..."