Es gibt kein Entrinnen. Sie sind überall. Und sie sind laut. Die Vuvuzelas haben die Welt infiltriert. Kein Tonfilter und kein Ohrenzuhalten hilft gegen das pausenlos andauernde, nervtötende Tröten. Sechs Deutsche und ein Schweizer hielten die Dauertröterei nicht mehr aus und suchten nach einem Gegenmittel.

Da die Tröten für die Schweiz gegen Spanien gut funktionierten, dachte sich Sebastien, dass er das in Valencia auch einmal ausprobieren sollte - er wollte quasi Tröten mit Tröten bekämpfen. Das schien zunächst gut zu gehen, doch dann gegen Ende ging ihm beim Blasen etwas die Luft aus. "Wir haben es hergeschenkt", klagte er. "Ich hatte sehr viele Vibrationen." So eine ausgewachsene Vuvuzela bringt die Luft eben zum Vibrieren.

Didgeridoo gegen Vuvuzela: Die Australier wissen, wie man richtig Lärm macht, Foto: Sutton
Didgeridoo gegen Vuvuzela: Die Australier wissen, wie man richtig Lärm macht, Foto: Sutton

Adrian ist ein schlaues Köpfchen, das es gerne mal krachen lässt. Nur ein gelegentlicher Knall reicht bei der Vuvuzela-Dauerbeschallung natürlich nicht aus. Da muss mehr her. Also schnappt er sich den neuesten Highend-Laptop des Elektronikherstellers seiner Wahl, kappt sämtliche Kabel der Mega-Wasserkühlung und voilà: ein stetiges Lüfterbrummen übertönt locker jeden Vuvuzela-Angriff. So weit die Theorie. "Man weiß, dass das nie so hundertprozentig genau ist", gibt Adrian zu bedenken. "Zudem hat man nur wenig Zeit, um zu reagieren." Trotzdem erreichte er den sechstbesten Wert auf der Lärmskala.

Im Gegensatz zu Adrian ist Hülk nicht so sehr der Techniker. Er steht mehr auf den grünen Lebensstil, möchte vielleicht sogar eines Tages beim solaren Zehnkampf mitmachen. Gegen die Vuvuzela-Plage holt er sich deshalb ein paar seiner grünen Freunde zu Hilfe: mit einem Feld voller munter zirpender Grillen stellt er jedes Stadiontröten in den Schatten - und schön grün sind sie auch noch.

Das allein reicht aber nicht. "Das Timing war für mich nicht gut", beklagt sich Hülk. So ein großes Grillen-Orchester muss perfekt abgestimmt sein. Als sich dann ein paar der Grillen am Barbecue bedienen wollen, bildet sich eine lange Schlange. Für Hülks Bemühungen ist das katastrophal: "Dann musste ich auch noch anstehen." Kurz darauf fing der Grill Feuer und er bekam nur Rauch zu sehen, statt eine leckere Punkte-Bratwurst zu schmecken.

Lärmtipp: Adrian ließ seinen Lüfter auf vollen Touren laufen, Foto: Patching/Sutton
Lärmtipp: Adrian ließ seinen Lüfter auf vollen Touren laufen, Foto: Patching/Sutton

Timo gefällt Hülks Idee. Aber mit den Grünlingen kann er sich nicht so recht anfreunden. Er steht mehr auf größere Tiere, die man auch anfassen und streicheln kann, ohne dass man sie zerquetscht. Schließlicht sagt er: "Wenn ich im Auto sitze, bin ich immer bissig." Da darf es nicht so zahm zugehen wie bei Hülks Grillen. Also organisiert sich Timo gleich ein ganzes Rudel Kampfdackel. Deren bissiges Gekläffe vertreibt jeden Vuvuzela-Bläser, selbst wenn der sich vor ihm breit macht. "Ich habe ihn berührt - oder er mich", erklärt Timo. "Danach wäre ich beinahe in der Mauer gelandet." Das hätte zwar auch einen lauten Rumms gegeben, aber die Vuvuzelas hätte er damit sicher nicht übertönt.

Michael und Nico haben es nicht so sehr mit Tieren. Das ist aber auch nicht verwunderlich, immerhin sitzt ihnen seit Wochen ein Schwarm schwarz-gelber Bienen und Hummeln im Nacken, deren Summen zusammen mit den Vuvuzelas zu einem akustischen Albtraum mutiert. Was tun? Michael und Nico fragen bei Tuninggott Ross um Rat und erhalten die Antwort: Sie rüsten ihren Mercedes mit zwei mächtigen Auspuffrohren aus. Statt Summen und Tröten hören sie ab sofort nur noch: Roooooaaaaaaar.

Michael und Nico wollten richtig Lärm machen, Foto: Sutton
Michael und Nico wollten richtig Lärm machen, Foto: Sutton

"Das war eine Katastrophe", urteilt Nico, dessen Bremsen die neuen Auspuffendrohre nicht verkrafteten. "Ich konnte nur noch herumeiern." Auch bei Michael klappte der Trick nicht. Kurz vor ihm wurde die rote Ampel erst auf grün und dann wieder auf rot geschaltet. "Das ist unverständlich", schimpft er. "Wenn wir Fehler machen, bekommen wir sofort eine Bestrafung und müssen es ausbaden." So lange die Ampel aber rot ist, kann er seinen Krawallauspuff natürlich nicht gegen die Trötenübermacht einsetzen.

Sebastian kann nur mit dem Kopf schütteln bei all den verrückten Versuchen, den Vuvuzela-Lärm zu mindern. Er schnappt sich also zwei Ohrstöpsel, verschließt seine Lauscher damit schalldicht und enteilt allen anderen auf nimmer Wiedersehen. Von diesen Tricks hat er noch mehr auf Lager: "Es ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wenn wir so weitermachen, sieht es immer besser aus." Die Lärmbrüder können sich also darauf gefasst machen, dass es von Sebastian am Tag des WM-Finales in Silverstone wieder eins auf die Ohren gibt.