Susie Stoddart schlendert unbeobachtet in Richtung DTM-Fahrerlager. Gleich dahinter kommt Maro Engel an der Rennstrecke an, ein Handschlag, eine kurze Begrüßung und schon setzt auch er den Weg in Richtung Mercedes-Motorhome fort. Hundert Meter weiter wird es eng. Fotografen stolpern rückwärts, Blitzlichter erhellen den frühen Samstagmorgen, Autogrammkarten, Mützen und Filzschreiber werden in der Menschentraube ausgestreckt - Ralf Schumacher beginnt den Tag umrundet von Fans und Journalisten.

"Ich denke, es wird nachlassen", sagt der am meisten beachtete 14. der DTM-Geschichte. "Die DTM hat das Interesse verdient, wenn es der Sache hilft, mache ich es gerne. Aber ich gehe schon davon aus, dass es ruhiger werden wird." Schon in Oschersleben dürfte das Fan- und Medieninteresse geringer sein - so jedenfalls die Hoffnung. Trotzdem stellte Ralf schon am Freitag fest: "Ich werde momentan nur von den Medien gejagt", noch nicht von den Gegnern auf der Rennstrecke.

Für ihn ist es eine neue Welt, nicht nur das riesige Interesse an seiner Person, das war als Formel 1-Fahrer mit dem Nachnamen Schumacher schon immer in irgendeiner Form vorhanden. Ralf muss jedoch selbst jene Dinge neu lernen, die er bereits kann und kennt - zum Beispiel das Auto fahren und den Hockenheimring. Er beschreibt seine aktuelle Situation als erste Fahrschulstufe. Obwohl er die Rennstrecke seit Jahren aus der Formel 1 kennt, musste er sie komplett anders fahren, eine andere Ideallinie lernen, neue Bremspunkte und Kurvengeschwindigkeiten wählen, viel mehr über die Kerbs fahren. "Für mich ist die DTM anspruchsvoller als die F1", sagt er, "das liegt natürlich daran, dass alles für mich komplett neu ist."

So ist er mit seinem 14. Platz, den konstant guten Rennrunden und der zweitbesten Platzierung einer 2007er C-Klasse zufrieden. "P14 liest sich nicht so gut, aber ich konnte zwei Autos auf der Strecke überholen, habe keine Fehler gemacht und die Rundenzeiten waren auch okay - das wir meine Zielsetzung." Nur seinen Start und das Qualifying will er noch verbessern.

Die erste Feindberührung hat der neue Ralf Schumacher auch schon hinter sich. "Ich wollte Christijan Albers überholen und er wollte mich nicht vorbeilassen", sagt er mit einem Lächeln. "Ein bisschen Feindberührung schadet ja nicht - der Mercedes war eben stabiler als der Audi", fügt er mit einem noch breiteren Grinsen in Richtung Pressesprecher hinzu. Die kleinen PR-Seitenhiebe hat Ralf schon verinnerlicht.

Ralf Schumacher ist viel gefragt., Foto: DTM
Ralf Schumacher ist viel gefragt., Foto: DTM

An allen weiteren Neuerungen der DTM-Welt wird er schon am kommenden Wochenende beim zweiten Saisonrennen in Oschersleben feilen. "Es ist für mich noch schwierig, banale Setupänderungen auf Deutsch anzugeben", gesteht er. Die Jahre in der englischsprachigen Formel 1 hinterlassen eben doch Spuren. Bei seiner Stimmung und seinem Auftreten ist davon jedoch nichts zu spüren. Ralf Schumacher tritt offen, gelassen und locker auf. Seine letzte F1-Saison mit Toyota sei durchschnittlich bis grottenschlecht gewesen, so etwas schlage sich bei allen Beteiligten auf die Stimmung nieder - also bei Team, Fahrer und Journalisten. "Manchmal wollte man den entspannten Ralf auch gar nicht mehr sehen", erinnert er sich. Doch das ist Vergangenheit. "Jetzt kann ich die Dinge machen, die mir Freude bereiten."

Das klappte in Hockenheim schon ganz gut. "Je länger das Rennen ging, desto besser bin ich klar gekommen. Ich kam immer besser in meinen Rennfluss." Dabei kam ihm die Fahrt im Mittelfeld sogar entgegen. "Ich hatte keinen großen Stress, konnte mich auf mich konzentrieren - das war sehr angenehm." Noch suche er sich ein bisschen selbst im neuen Umfeld, am neuen Arbeitsplatz, "aber das kann nur Stück für Stück kommen". Und je mehr es kommt, desto beschwerlicher wird sein Weg ins Fahrerlager durch die morgendlichen Fan- und Fotografentrauben.