Der Saisonstart war nach sechs Monaten Winterpause wie immer etwas ganz Besonderes. Niemand wusste, wo er wirklich steht - das Kribbeln war extrem groß. Man kann sich während der Tests zwar intern mit den Vorjahresautos messen, da man weiß, wer mit wie viel Gewicht fährt - und doch wussten wir trotz meiner Bestzeit auch in Oschersleben noch nicht, wie gut wir wirklich sind. Diese Rundenzeit war sehr eindrucksvoll, aber erst am Samstag in Hockenheim hat sich alles bestätigt. Für mich hat es im Trockenen wie im Nassen gut angefangen, doch selbst nach meiner Bestzeit im freien Training war ich immer noch nicht sicher, ob Mercedes noch eine Schippe drauflegen kann.

Die Pole Position war für mich ein sensationeller Start in die Saison. Ich bin gleich zwei Runden gefahren, die für die Pole gereicht hätten. Schon im ersten Shoot-out brauchte ich nur einen Turn zu fahren und konnte somit wertvolle Reifensätze sparen - genauso in der zweiten Session. Erst in der letzten Session stand für mich die Bestzeit im Vordergrund - und die haben wir geschafft. Doch wenn man auf dem ersten Startplatz steht, erwartet man natürlich auch von sich selbst einen Sieg...

Kampf mit der Vorderachse

Ich wusste, dass ich ein gutes Auto habe - das habe ich auch über die Distanz gespürt. Eki hatte allerdings von Platz zwei aus einen etwas besseren Start als ich erwischt. Ich habe das bei allem Ärger nicht als ganz so dramatisch empfunden, denn es wäre schlimmer gewesen, wenn an Ekis Stelle ein Mercedes gewesen wäre. Ganz so schlecht kann mein Start zudem nicht gewesen sein, denn die Mercedes waren nicht annähernd in der Position, mich zu überholen. Aber natürlich werde ich versuchen, meine Starts zu optimieren, so dass Eki spätestens in Oschersleben die Quittung bekommt...

Ich hatte mein Setup so ausgelegt, dass ich mit einem untersteuernden Auto beginne - in der Hoffnung, in Führung bleiben zu können. Nach einer gewissen Zeit fängt das Auto immer an zu übersteuern. Der Plan sah vor, dass dies durch die untersteuernde Abstimmung ausgeglichen wird. Das Problem war nur, dass ich so hinter Eki in den schnellen und mittelschnellen Passagen nicht schnell genug hinterherkam. Der Abtrieb an der Vorderachse hat gefehlt, so dass die Vorderreifen schnell gelitten haben.

Timo Scheider eroberte den zweiten Podestplatz in Folge, Foto: Sutton
Timo Scheider eroberte den zweiten Podestplatz in Folge, Foto: Sutton

In allen schnellen Kurven hatte ich ein extremes Untersteuern, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als zehn bis 15 Meter Abstand zu halten, um mir nicht die Reifen komplett zu zerstören. Ich konnte nur auf einen Fehler oder einen etwas langsameren Boxenstopp bei Eki hoffen - aber die Äbte haben wieder einmal bei uns beiden vier perfekte Stopps hinbekommen. Auch Eki hat keinen Fehler gemacht, und insofern hat er den Sieg klar verdient. Dass es mit dem neuen Auto gleich so gut funktioniert, hätte niemand erwartet.

Doch nicht bei jedem von uns lief es so gut. Katherine hat heute ihr erstes DTM-Rennen gefahren und sagte mir, dass es sehr hart für sie war. Sie hatte schon Angst, von uns überrundet zu werden. Allerdings sollte sie sich nicht zu sehr unter Druck setzen: Jeder Neuling muss am Beginn seiner DTM-Karriere unglaublich viel lernen. Sie war offenbar aus anderen Rennserien eine weniger starke Konkurrenz gewohnt. Doch in der DTM gibt es niemanden, den du an jedem Rennwochenende schlagen kannst.

Action auf zwei Rädern

Nicht nur wegen unserer DTM-Erfolge war der Saisonauftakt ein besonderes Wochenende für mich. Auch der Gastauftritt der Supermoto-Piloten, die im Bereich von Motodrom, Südkurve und Boxengasse gefahren sind, hat dazu beigetragen. Supermoto sind Motorräder, die speziell für enge und verwinkelte Pisten ausgelegt sind - und so auch auf kleinem Parcours das Publikum unterhalten. Jasmin, meine Verlobte, hat vor zwei Jahren angefangen, die ITR und Hans-Jürgen Abt für das Thema Supermoto zu begeistern. Wir sind dann auf die Abt Racing Show eingeladen worden, einmal ein paar Demo-Runden zu fahren - das hat den Jungs gut gefallen. Vor ein paar Monaten habe ich die Abt-Mannschaft eingeladen, selbst einmal Tests auf dem Motorrad zu fahren - sie haben es alle überlebt und waren extremst begeistert. Nur Abt-Technikchef Albert Deuring war einmal ein wenig auf der Nase gelegen...

Danach hat Jasmin noch einmal bei Hans-Jürgen Abt geworben, diese Show auch einmal an einem DTM-Wochenende zu veranstalten. Nachdem die ITR damit einverstanden war, hat Jasmin die Organisationsarbeit übernommen - die in den letzten Wochen extrem hart war. Manchmal musste ich sie erinnern: Jasmin, ich muss gleichzeitig auch noch ein DTM-Wochenende bestreiten! Die Resonanz für die Supermoto-Jungs war allerdings überwältigend - und wir haben nun schon zwei Angebote, dieses Thema noch auszuweiten.

Nach meiner Bestzeit bei den ITR-Tests in Oschersleben gehe ich mit einem guten Bauchgefühl ins kommende Rennwochenende - sowohl was meine persönliche Performance als auch die des Autos angeht. Natürlich wird uns der Gewichtsnachteil dort ein wenig zu schaffen machen, aber ich setze auf ein gutes Qualifying. Die Jungs am Kommandostand und an den Boxen sind momentan topfit. Dennoch müssen wir damit rechnen, dass unsere Freunde aus Stuttgart hart arbeiten und uns das Leben schwermachen werden. Mercedes wird uns nichts schenken...