Am heutigen Tag vor 25 Jahren (29.10.2000) konnte Mercedes-Werksfahrer Bernd Schneider völlig entspannt die beiden DTM-Finalrennen in Hockenheim genießen und im Anschluss den Meisterpokal in die Höhe recken. Der Grund: Den zweiten Titelgewinn nach 1995 hatte der damals 36-Jährige aus St. Ingbert bereits drei Wochen zuvor beim vorletzten Event auf dem Nürburgring gefeiert.

Dabei zeigte sich am 08.10.2000 der Eifelkurs wieder einmal nicht von seiner besten Seite: Im dichten Nebel rund um die Nürburg hatte Schneider aber den Durchblick behalten und sich mit einem zweiten und vierten Platz in den Saisonrennen 13 und 14 im Mercedes-Benz CLK vorzeitig den Gesamtsieg beim Deutschen Tourenwagen-Masters (so der damalige Name beim DTM-Comeback) gesichert. "Es war ein hartes Stück Arbeit, aber es hat sich rentiert. Herzlichen Dank an mein HWA-Team", freute sich der verdiente Gewinner.

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Bernd Schneider: Letzter Champion der Alten und erster der Neuen DTM

"Wir hatten faire Zweikämpfe, es war aber sehr schwierig, die Opel zu überholen", meinte Schneider unter Hinweis auf den höheren Topspeed der Opel-Rivalen. Trotzdem erfüllte sich Schneider einen Traum, als er bereits im drittletzten Rennen den Titel in der Tasche hatte. Damit wurde der 'alte' Champion auch der neue, denn der Sternfahrer hatte sich 1995 auch den letzten DTM-Titel gesichert. Danach pausierte die DTM bekanntermaßen bis zum Jahr 2000.

Der ehemalige FIA-GT-Champion von 1997 konnte beim abschließenden Saisonfinale in Hockenheim nicht mehr abgefangen werden, obwohl Opel-Ikone Manuel Reuter auf dem nebligen Nürburgring sogar einen Doppelsieg erzielte. Dagegen vergab Schneiders HWA-Teamkollege Klaus Ludwig nach einem Doppel-Nuller auch seine letzte Titelchance.

Schneider gelangen im Übrigen 2000 sogar zwei Husarenstücke: Beim Auftakt in Hockenheim stand er auf der Pole, gewann beide Rennen und fuhr in diesen jeweils auch die schnellste Rennrunde. Zuvor hatte sich der Saarländer in Oschersleben beim siebten Renen zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt die Pole Position gesichert.

Bernd Schneider mit Mercedes in der DTM-Saison 2000
Erster Meister der Neuen DTM: Mercedes-Ikone Bernd Schneider, Foto: IMAGO/Irlmeier

Mister DTM: Die Rekorde des Bernd Schneider

Schneider prägte die DTM wie kaum ein anderer Pilot und ist auch heute noch regelmäßig bei DTM-Rennen als Gast und AMG-Markenbotschafter anzutreffen.

Seit der Saison 2006 ist Bernd Schneider mit insgesamt fünf Titeln Rekordchampion der DTM. Seine ewigen Bestmarken lesen sich eindrucksvoll: die meisten DTM/ITC-Starts (236), die meisten Fahrertitel (insgesamt sechs, davon fünf in der DTM, einer in der ITC), die meisten Siege (43), die meisten Podiumsplätze (104) und die meisten schnellsten Rennrunden (60) aller Piloten in der DTM-Historie.

Zudem gelang ihm als erstem Fahrer der DTM-Geschichte die erfolgreiche Titelverteidigung (2001) in der Fahrerwertung. Außerdem ist Schneider neben Timo Scheider (2009) und Rene Rast (2020) noch immer der einzige Fahrer, der seinen DTM-Titel verteidigen konnte.

Bernd Schneider mit Mercedes in der DTM-Saison 2000
Bernd Schneider in der DTM-Saison 2000, Foto: IMAGO/Irlmeier

Schneider: Aus der DTM in die Formel 1 und wieder zurück

1986 kam Schneider als Ford-Youngster in die DTM. Damals hatte allerdings eine Formel-Karriere Priorität. Ein zweiter Platz auf dem Nürburgring 1987 blieb zunächst das beste DTM-Ergebnis. 1988 wechselte er in die Formel 1, qualifizierte sich bei den Teams Zakspeed und Arrows aber für nur neun Grand Prix.

1991 holte der frühere Mercedes-Motorsportchef und Schneider-Förderer Norbert Haug den aufstrebenden Sternfahrer in die DTM zurück. Nach sporadischen Einsätzen in der Saison 1991 wurde Schneider 1992 zum Stammfahrer beim Werksteam HWA befördert. Damit begann die längste und erfolgreichste "Ehe" in der DTM/ITC. Nur 1994 (als Gesamtzehnter), 2004 (auf Gesamtrang sechs) und 2005 (auf Platz vier) schaffte es Schneider, u.a. wegen technischer Probleme, nicht, unter die Top-3 der populären Rennserie. Ein Jahr später (1995) feierte er seinen ersten DTM- und ITC-Titel, 2006 den letzten DTM-Triumph.

Nach drei Jahren Abstinenz war Schneider auch beim DTM-Comeback einer der Fahrer, die in der Traditionsrennserie mit einem richtungsweisenden Reglement um Punkte kämpften. Der Sternfahrer wurde mit dem Mercedes-Benz CLK auf Anhieb souverän Gesamtsieger der Neuen DTM. Schneider war damit der letzte Champion der Alten DTM und auch der erste der neuen Ära.

Bernd Schneider mit Mercedes in der DTM-Saison 2000
Bernd Schneider und der damalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, Foto: IMAGO/Pressefoto Baumann

DTM vor 25 Jahren: Schneiders Weg zum Titelgewinn

Er startete mit einem überlegenen Doppelsieg beim Auftakt in Hockenheim in die 14. DTM/ITC-Saison und verteidigte die Führung im Saisonverlauf mit insgesamt sechs Siegen in Hockenheim (2), Norisring (1), Nürburgring (2) und Oschersleben (1), drei zweiten und drei dritten Plätzen souverän. Nur ein einziges Mal beim Finalrennen in Hockenheim platzierte sich Schneider nicht den Punkterängen (P1 bis P10). In 12 der insgesamt 16 Rennen belegte er einen Top-3-Platz.

"Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben", betonte Schneider nach seinem insgesamt sechsten Saisonerfolg in Oschersleben dennoch zurückhaltend. Auch sein Opel-Rivale Uwe Alzen hatte allen Grund zur Freude, denn ihm gelang im ersten Rennen auch der erste Saisonsieg eines Opel Astra V8 Coupé. Wegen eines Fahrfehlers im zweiten Rennen brachte sich der Betzdorfer selbst um den greifbar nahen Doppelerfolg. "Ich freue mich tierisch über meinen ersten DTM-Sieg", meinte Alzen dennoch glücklich. "Ich hoffe, dass der Knoten jetzt geplatzt ist."

Einfach Mister DTM: Rekord-Champion Bernd Schneider, Foto: Mercedes-Benz
Einfach Mister DTM: Rekord-Champion Bernd Schneider, Foto: Mercedes-Benz

Beim darauffolgenden Event auf dem Nürburgring sicherte sich Schneider mit einem Doppelsieg im 13. und 14. Saisonrennen bereits vorzeitig seinen zweiten DTM-Titel. Schneiders härtester Rivale im Titelkampf war Opel-Werksfahrer Manuel Reuter. Nach den ersten vier Rennen lagen Schneider und der ITC-Champion von 1996 sogar punktgleich an der Tabellenspitze. Am Saisonende hatte Schneider 59 Punkte Vorsprung auf Reuter, was bis heute der zweitgrößte in der DTM ist.

Bei seiner erfolgreichen Titelverteidigung ein Jahr später (2001) waren es sogar 60 Zähler, die Schneider vor Markenkollege Uwe Alzen, der von Opel zu Mercedes gewechselt war, lag. Die Vorentscheidung fiel auf dem Sachsenring, wo die Opel-Fahrer durch eine Reihe von Reifenschäden gebremst wurden. Auch deshalb konnte Schneider seinen Vorsprung auf insgesamt 221 Punkte ausbauen und Reuter (162) und HWA-Teamkollege Klaus Ludwig (122) in der Gesamtwertung deutlich hinter sich lassen.