DTM-Champion Ayhancan Güven über die letzte Runde: "Habe sie unzählige Male gesehen"

Diese letzte Runde wird in die Geschichtsbücher der DTM eingehen. Ayhancan Güven gegen Marco Wittmann, Duell um den Titel. Millionenfach von Fans in den sozialen Medien angesehen, die Szenen bis heute leidenschaftlich diskutiert - und am Ende krönte sich der Manthey-Porsche-Pilot in Hockenheim zum neuen DTM-Champion.

Zu den eifrigen Zuschauern der epischen letzten Runde zählt auch Güven selbst. "Ich habe sie unzählige Male gesehen und jedes Mal bekomme ich wieder Gänsehaut", sagt der Türke, der mit seinem fünften Saisonsieg die Meisterschaft knapp vor Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) einsackte. Brutal am Limit, aber nachvollziehbar, sei Güvens Fahrweise laut seinem Kontrahenten Wittmann (Schubert-BMW) gewesen.

Ayhancan Güven: "Im ersten Moment sieht es extrem riskant aus"

Wie beurteilt es Güven selbst mit gut drei Wochen Abstand? "Im ersten Moment sieht es nach einem extrem riskanten Überholmanöver aus und zunächst denkt man auch gar nicht, dass der Angriff funktioniert", meint der 27-Jährige. "Vielleicht ist es genau deshalb zu so einem besonderen Moment geworden. Ich wollte mich aber von vornherein nicht auf irgendwelche Rechenspiele einlassen, sondern unbedingt das Rennen gewinnen."

Güven wusste erst, dass es wirklich um die Wurst geht, als er direkt nach Wittmanns Überholmanöver die Ansage von seinem Renningenieur erhielt: "Can, du musst gewinnen!" Güven hörte, sah und siegte. Als er sich in der Sachskurve halb auf dem Gras mit seinem grünen Porsche 911 innen an Wittmann vorbeiquetschte, wurde es auf den Tribünen laut wie in einem Fußballstadion - mit langem, ähnlich lautem Nachhall...

Champion Güven: "DTM-Titel gehört zu den Top-5 weltweit"

Güven, der nach dem Sieg in Freudentränen ausbrach, trägt den Titel mit Würde durch die Motorsport-Welt. Die DTM habe für ihn einen "sehr hohen Stellenwert", und: "Im Sportwagen-Bereich stellt sie den vielleicht wichtigsten Titel für uns Fahrer dar, weil sie die einzige GT3-Serie ist, in der wir allein im Auto sitzen und gegen starke Konkurrenz kämpfen. Auch das Sprintformat macht die DTM zu etwas Besonderem. Für mich als Teilnehmer zählt dieser Titel damit zu den Top-5 weltweit, inklusive denen im Formelsport."

Güven machte sein Meisterstück in seiner erst dritten vollen DTM-Saison (2023-2025), nachdem er 2022 am Norisring bei AF-Corse-Ferrari als Ersatzmann für Nick Cassidy eingesprungen war. Das von Manthey in ihn gesetzte Vertrauen zahlte er nun nach einer schwierigen Vorsaison zurück. Zusammen mit dem zweiten Platz beim 24h-Rennen Nürburgring im Grello-Porsche blickt Güven jetzt auf das beste Jahr seiner Karriere zurück. Er hatte sich einst über Erfolge in unterschiedlichen Porsche-Markenpokalen für höhere Aufgaben in Stellung gebracht.

Güven: Wie geht es 2026 im Motorsport weiter?

"Als ich vor 20 Jahren mit dem Motorsport begonnen habe, bin ich nicht wirklich davon ausgegangen, eines Tages Profirennfahrer zu werden", sagt Güven. "Nach so langer Zeit harter Arbeit um den DTM-Titel zu kämpfen, ist etwas, wovon ich lange geträumt habe. Und dann entscheidet sich alles in der letzten Runde - diese Momente vom Finale werde ich für immer in Erinnerung haben."

Als Titelverteidiger gilt eine weitere Saison in der DTM eigentlich als Pflicht, aber Güven will sich noch nicht in die Karten schauen lassen: "Wie genau es in der näheren Zukunft weitergeht, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Es gibt verschiedene Optionen, gleichzeitig steht aktuell die eine oder andere Veränderung in der Welt des Motorsports an. Es ist daher noch etwas zu früh zu sagen, welche Möglichkeiten sich letztlich realisieren lassen."

Porsche Motorsport hat seinen zweiten DTM-Champion nach Thomas Preining 2023. Wie blickt Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach auf das Hockenheim-Finale zurück? Wir haben exklusiv mit ihm gesprochen:

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