Beim DTM-Rennwochenende auf dem Nürburgring haben Ralf Schumacher und Sohn David für große Schlagzeilen gesorgt. 62.500 Zuschauer verfolgten den ersten gemeinsamen Start des Vater-Sohn-Gespannes in der Rahmenrennserie Prototype Cup Germany. Ralf beim Motorsport-Comeback nach zwölf Jahren und Sohnemann David lieferten mit dem 455 PS starken LMP3-Prototypen auf ganzer Linie ab: Doppel-Pole und Siege in den beiden 55-minütigen Rennen mit gigantischem Vorsprung!
Nach dem Triumph im Sonntagsrennen bildete sich eine riesengroße Menschenmenge vor dem Zelt ihres Teams US Racing, das seit Jahren vom früheren Mercedes-Chefmechaniker Gerhard Ungar und Ralf Schumacher geleitet wird - alle wollten einen Blick auf das pfeilschnelle Vater-Sohn-Duo erhaschen. Neben unzähligen Autogrammwünschen und TV-Interviews nahmen sich Ralf und David die Zeit, um das Traum-Wochenende im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com Revue passieren zu lassen.
Doppel-Pole und Doppel-Sieg beim ersten gemeinsamen Rennwochenende und den ersten Rennen in einem LMP3-Auto: Besser geht's nicht, oder?
Ralf Schumacher: Im Team herrschte von Beginn an eine super Stimmung. Mit solch einem Erfolg hätten wir aber alle nicht gerechnet - zumindest ich nicht, nach einer so langen Rennpause. Bei David vielleicht schon eher, aber er hatte ja noch einen "Ballast" dabei - das war in dem Fall ich!
David Schumacher: Es war ein tolles Wochenende! Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, und das war die Hauptsache. Dass wir die zwei Rennen gewinnen und die beiden Qualifyings für uns entscheiden konnten, war die Kirsche auf der Sahnetorte.
Man muss lange suchen, um einen kleinen Schönheitsfehler an eurem Traum-Wochenende zu finden. David, nur beim Rennstart am Sonntag hast du kurzzeitig Platz eins verloren. Was war da los?
David Schumacher: Ich hatte die Startprozedur falsch verstanden. Ich dachte, es wäre wie beim ADAC GT Masters, wo ich eigentlich fahre. Da gibt es einen Startkorridor, in dem der Führende die Geschwindigkeit vorgibt. Am Ende dieses Bereichs wird die Ampel grün geschaltet, und dann darf ausgeschert werden. Im Prototype Cup wird aber direkt bei Grün gestartet, und das habe ich nicht sofort realisiert.
Ralf Schumacher: David wollte es spannend machen!
David Schumacher: Haha, genau, ein bisschen Spannung muss sein, und ich wollte ja mal überholen! Nein, nur Spaß. Ich konnte wenig später wieder den ersten Platz übernehmen, und als die Reifendrücke passten, ging es schnell weiter vorneweg.
Ralf, du bist am Samstag deinen ersten Rennstart seit dem DTM-Finale in Hockenheim anno 2012 gefahren. Warst du jetzt beim rollenden Start nervös?
Ralf Schumacher: Stimmt, das war mein erster Rennstart seit zwölf Jahren. Es lief eigentlich gut, war aber auch ein wenig chaotisch. Ich kannte diesen Ablauf nicht, weil ich früher nur stehende Starts gefahren bin. Ich muss auch sagen, dass die anderen Fahrer sehr diszipliniert in die erste Kurve eingelenkt haben. Dabei kann leicht etwas passieren, besonders auf einer halbnassen Strecke. Diese Bedingungen haben mir schon früher viel Spaß gemacht. Dass es dann so gut klappte, verdanken wir dem Team. Das Auto war zu jeder Zeit an diesem Wochenende bei allen Bedingungen einfach perfekt. Wirklich unglaublich!
In den zwölf Autos des Prototype Cup Germany fuhren vorrangig Nachwuchspiloten und Amateure. Mit dem amtierenden Meister Markus Pommer oder 24-Stunden-Nürburgring-Sieger Felipe Laser gehen aber auch einige richtig starke Fahrer an den Start. David, hättest du gedacht, dass du das Auto nach deinem Start-Stint mit gigantischen 20 Sekunden Vorsprung an Ralf übergibst?
David Schumacher: Es war ein kontrolliertes Fahren, und zwar auf eine Weise, bei der das Risiko abschätzbar war. Ich bin trotzdem schnell gefahren und ans Limit des Autos gegangen, aber nicht darüber hinaus. Es ging ja darum, die Reifen für Papas Stint zu schonen, weil es hier beim Boxenstopp keinen Reifenwechsel gibt. Ich wollte einen guten Vorsprung herausfahren, und das ist mir gelungen.
David ist am Sonntag erst kurz vor dem Schließen des Boxenstopp-Fensters hereingekommen und fast die Maximalzeit von 35 Minuten gefahren. Ralf, musstest du ihn irgendwann reinwinken, damit du überhaupt noch ans Steuer kommst?
Ralf Schumacher: Nein, überhaupt nicht! Dabei spielt die Strategie eine Rolle. Wenn es so gut läuft und David so schnell unterwegs ist, dann fährt man den Vorsprung heraus. Wir hatten ja wegen unseres Sieges am Samstag noch 7 Zusatzsekunden beim Boxenstopp erhalten. Es hätte keinen Sinn gemacht, früh hereinzukommen, es sei denn, er hätte im Verkehr festgehangen. Es lief also wie geplant.
David ist in seinem Stint in 1:25.025 Minuten die mit Abstand schnellste Rennrunde gelungen. Wolltest du die Zeit in deinem Stint knacken, Ralf?
Ralf Schumacher: Wir hatten einen kleinen Fehler beim Boxenstopp, sind zu spät losgefahren und haben dadurch ein paar Sekunden verloren. Deshalb musste ich auf der Strecke noch mal überholen. Ich bin das Rennen dann kontrolliert zu Ende gefahren. Wir hatten die Rennpace etwas langsamer kalkuliert, daher musste ich am Ende etwas vorsichtiger fahren, damit alles passt.
Ihr habt das Rennwochenende am Nürburgring gefühlt nach Belieben dominiert. Hattet ihr das im Vorfeld erwartet?
Ralf Schumacher: Nein, hatten wir nicht. Man darf aber nicht unterschätzen, wie professionell ein Formel-4-Team wie US Racing arbeitet. Gerhard Ungar weiß einfach, was er tut. Wir müssen ihm und der Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen. So dominant war ein Ligier (Chassis-Hersteller; d. Red.) in einer deutschen LMP3-Serie noch nie. Das ist der perfekten Arbeit des Teams geschuldet.
David Schumacher: Definitiv. Das Auto war sehr gut vorbereitet, es gab überhaupt nichts zu bemängeln. Das allein hat schon die halbe Miete ausgemacht. Pro Runde eine Sekunde auf einen sehr erfahrenen Piloten herauszufahren, das kommt nicht von ungefähr. Klar, einen Teil haben auch Papa und ich am Steuer ausgemacht. Aber der große Teil dieses Erfolgs gebührt dem Auto und dem Team um Gerhard Ungar, das einfach einen tollen Job gemacht hat.
Jetzt stehen wir hier beim Interview, und vor eurem Teamzelt hat sich eine riesige Menschenmenge gebildet. Um euer Vater-Sohn-Gespann ist ein echter Hype entstanden, wie auch die Aufrufe der Livestreams oder tausende Likes und Kommentare unter anderem auf unserer Facebook-Seite zeigen. Hattet ihr euch das so vorgestellt?
David Schumacher: Ein bisschen hatte ich schon damit gerechnet, dass die Zuschauer uns hier die Bude einrennen würden. Es war aber wirklich richtig viel los an diesem Wochenende, die Stimmung war mega! Jetzt habe ich eine Ahnung davon bekommen, wie Papa sich früher zu seiner Formel-1-Zeit gefühlt haben muss.
War dieses Projekt eine einmalige Angelegenheit, oder sehen wir Schumacher/Schumacher in Zukunft noch einmal zusammen im Rennauto?
Ralf Schumacher: Jetzt genießen wir erst einmal das Wochenende. Alles Weitere werden wir dann sehen. Im Moment war nur dieses eine Rennen geplant.
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