So nah und doch so fern: Bis zur letzten Runde sah alles beim verrückten DTM-Rennen auf dem Sachsenring nach dem zweiten Saisonsieg von Manthey-Porsche-Pilot Thomas Preining aus. Der DTM-Champion von 2023 hatte erst zwei Runden zuvor den bis dahin das gesamte Rennen lang Führenden Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) überholt.

Doch ausgangs der letzten Kurve war Pepper Preining plötzlich wieder dicht auf den Fersen und setzte sich neben ihn. In Kurve 1 schlitterte Preining schließlich bei noch nasser Innenbahn in die Auslaufzone, wobei es zum Kontakt mit Pepper kam. Preinings Teamkollege Ayhancan Güven schlüpfte zum Sieg durch, er selbst musste sich im Ziel zudem nicht nur Pepper, sondern auch noch Titelrivale Jack Aitken im Emil-Frey-Ferrari geschlagen geben.

Preining hadert mit Fehler: Habe nicht einmal gepusht

"Ich bin einfach ein Idiot", zeigte sich Preining im Anschluss selbstkritisch. „Er war neben mir und ich musste meine Position behaupten“, beschrieb der Österreicher im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Trotz der schwierigen Bedingungen versuchte Preining dabei den riskanten Weg über die Innenbahn, der jedoch letztlich nicht zum Erfolg führte. „Das Auto hat nicht wirklich verzögert“, so der 27-Jährige. „Innen war es nasser als in der Mitte und ich habe das Auto verloren.“

Doch warum kam Preining nach seinem eigentlich bereits absolvierten Überholmanöver gegen Pepper überhaupt noch einmal in die Position sich verteidigen zu müssen? Grund hierfür war, dass Preining in der letzten Kurve zwischenzeitlich die Kontrolle über seinen Porsche 911 GT3 R verlor. “Es ist ein dummer Fehler“, so der siebenfache DTM-Sieger. „Ich hatte keinen Druck von hinten. Ich habe auch nicht wirklich viel gepusht, aber wenn es nur eine trockene Spur gibt, verlierst du das Auto schnell.“ Dennoch wollte Preining die Wetterbedingungen nicht als Ausrede gelten lassen: „Das darf mir nicht passieren.“

Thomas Preining im Manthey-Porsche auf dem Sachsenring
Preining zeigte sich nach dem Rennen selbstkritisch, Foto: IMAGO / Eibner

Ayhancan Güven profitiert von Chaos: Wusste, dass keiner zurückzieht

Der gleiche Fehler passierte zuvor im Rennen allerdings auch Pepper, wodurch Preining unter anderem überhaupt erst vorbeigehen konnte. „Ich habe eine Möglichkeit erhalten, mich noch einmal zurückkämpfen, als Thomas den gleichen Fehler gemacht hat wie ich“, berichtete Pepper von dem Duell. „Ich konnte ihn nur nicht ganz bis in Kurve 1 überholen und habe dann mein ganzes Vertrauen in ihn gelegt. Es hat natürlich nicht funktioniert, denn er ist voll in mich hineingefahren, weil er so weit rausgekommen ist.“

Profiteur Güven konnte währenddessen das Spektakel vor sich in Ruhe genießen und auf seine Chance lauern. „Als ich gesehen habe, was in der letzten Kurve passiert ist, dachte ich: ‘Ich habe eine Chance‘“, so der Türke. „Wenn es die letzte Runde ist, in Konditionen wie diesen, mit zwei Rennfahrern: Keine Chance, dass einer von ihnen zurückzieht. Das ist klar.“

Manthey-Porsche siegt erneut im Regen: „In einer anderen Liga“

Dabei stärkte Güven seinem Teamkollegen im Hinblick auf die schwierigen Bedingungen zumindest etwas den Rücken. „Die Racing Line ist auf dieser Strecke zu schmal. Wenn du sie auch nur um ein kleines bisschen verpasst, ist es vollkommen nass“, erklärte er. „Es ist nicht so, als ob die zwei Fahrer zu verrückt gewesen wären. Die Bedingungen waren einfach zu verrückt, um in der letzten Runde zu kämpfen.“

Trotz des Dramas um Preining kann sich sein Team Manthey-Porsche mit dem Sieg durch Güven und P4 mit Preining über ein überaus gelungenes erstes Sachsenring-Rennen freuen – gerade nach Start von den Positionen acht und neun. Pepper beschrieb Porsche gar als „in einer anderen Liga.“ Schon beim Regenrennen in Zandvoort hatte Porsche eine starke Performance hingelegt und den Samstagslauf mit Güven gewonnen.

Doch was macht Manthey im Regen so stark? „Einerseits kannst du im Regen als Fahrer mehr einen Unterschied machen“, meinte Preining. „Andererseits kann das Team einen Unterschied machen mit der Strategie, gerade in einem Rennen mit gemischtem Wetter, und den Reifendrücken. Da haben wir einen Riesen-Vorteil gegen die anderen gehabt.“ Zwar führte Mantheys aggressiver Ansatz dazu, dass Preining zu Beginn zunächst seine Reifen konservieren und machte nur wenig Fortschritte. Im Anschluss ging das Duo aber zur Attacke über. „Ich konnte eine Position nach der anderen gut machen“, zeigte sich Preining zufrieden.

Preining: Mit Sieg am Sachsenring hätten wir DTM-Titel gewonnen

In der Gesamtwertung der DTM konnte Manthey durch das Ergebnis seine Spitzenposition behaupten und den Vorsprung auf Schubert Motorsport auf 39 Punkte ausbauen. Bei den Fahrern befindet sich Preining trotz seines verschenkten Sieges als Vierter mit 17 Zählern Rückstand auf den Führenden Aitken ebenso nach wie vor im Titelkampf – und selbst Güven kann sich mit neun Punkten weniger noch Chancen ausrechnen. „Mit dem Sieg hätte ich gesagt, wir gewinnen das Ding“, haderte Preining im Hinblick auf die Fahrerwertung. „Aber ich mache mir das Leben auch selbst schwer.“

Neben Aitken, Preining und Güven befindet sich auch Pepper vollkommen im Titelkampf. Der Südafrikaner ist aktuell Zweiter und das sogar punktgleich mit Aitken! Pepper hat dabei an diesem Wochenende mit einem ungewohnten Wechsel zu kämpfen. Der 29-Jährige, der vor einem Jahr am Sachsenring sein DTM-Debüt gegeben hatte, arbeitet mit einem neuen Renningenieur zusammen. Was dahinter steckt, lest Ihr in diesem Artikel: