Brennpunkt #1: Audi-Wechsel-Dich bei Ricardo Feller

Lange Zeit war unklar, mit welchem Audi R8 LMS GT3 Evo2 Ricardo Feller und sein Team Land-Motorsport den DTM-Auftakt in Oschersleben (24.-27. April 2025) bestreiten würden. Motorsport-Magazin.com bringt jetzt Licht ins Dunkel: Feller fährt einen GT3-Audi, der sich im Besitz des DTM-Neueinsteiger-Teams befindet. Das langjährige Audi-Kundenteam hat drei R8 im eigenen Besitz, alle mit dem aktuellen Evo2-Paket ausgerüstet.

Parallel dazu baut Land-Motorsport im hauseigenen Workshop den Evo1-Audi, den Feller 2021 zum Titelgewinn im ADAC GT Masters geführt hatte, auf die aktuelle Evo2-Version um. Das Meister-Auto, das Fellers Vater damals gekauft hatte, soll ab dem DTM-Rennwochenende auf dem Lausitzring zum Einsatz kommen. Fellers jetzigen Audi setzt Land-Motorsport dann im ADAC GT Masters für Carrie Schreiner und Alain Valente ein.

Teamgründer Wolfgang Land hielt die Erwartungshaltung angesichts des extrem kurzfristigen Einstieges, durch den Porsche-Vertragsfahrer Feller überhaupt erst in die DTM zurückkehren konnte, bewusst niedrig. Zu Motorsport-Magazin.com sagte Land: "Wir kriegen in Oschersleben eins auf die Mütze, weil wir gegenüber allen Teams schon einen Nachteil bei den Boxenstopps haben. Momentan fehlen uns 1,5 Sekunden auf die Top-Zeiten."

Brennpunkt #2: Rennen ohne zweiten Boxenstopp möglich

Dass die DTM 2025 für die Sonntagsrennen wieder einen zweiten Pflicht-Boxenstopp einführt, ist seit Wochen bekannt. Im zweiten Lauf eines Wochenendes müssen die Reifen zwischen der 10. und 25. Minute (Stopp 1) und zwischen der 39. und 45. Minute (Stopp 2) gewechselt werden. Was bisher nicht bekannt war: Unter Umständen fällt der zweite Pflicht-Boxenstopp flach.

Das kann etwa im Falle einer längeren Safety-Car-Phase der Fall sein. Wenn sich dadurch das erste Boxenstopp-Fenster verschiebt, entfällt der zweite Stopp. "Das wird auch strategisch interessant", meint der DTM-Leiter von Mercedes-AMG, Thomas Jäger. Um einen möglichst fairen Wettbewerb zu gewährleisten, muss die Rennleitung bis zum Beginn des 1. Boxenstopp-Fensters entscheiden, ob es auch den zweiten Pflicht-Reifenwechsel geben wird.

Zur Erinnerung: Die Renndistanz wird am Samstag und Sonntag um 5 Minuten auf 55 Minuten gekürzt. Das führt auch auf den synthetischen Sprit zurück, der dieses Jahr in der DTM zum Einsatz kommt und dessen Wirkungsweise noch nicht exakt eingeschätzt werden kann. Im Falle eines Safety-Car kann die Rennleitung bis zu zwei zusätzliche Runden anordnen.

Brennpunkt #3: Mustang-Debüt - HRT tritt auf Euphoriebremse

Viele Fans blicken dem DTM-Debüt des Ford Mustang GT3 mit großer Vorfreude entgegen. Uli Fritz, dessen HRT-Team die US-Cars einsetzt, bremst aber die Erwartungen. Kein Wunder: Der Mustang ist noch nie ein Sprint-Rennen gefahren und HRT als langjähriges Mercedes-AMG-Kundenteam muss sich erst einmal mit dem neuen Sportgerät vertraut machen. 13.000 bis 14.000 Testkilometer hat das frischgebackene Ford-Werksteam mit dem GT3-Mustang abgespult.

"Man muss realistisch sein", trat Fritz auf die Euphoriebremse. "Es geht nicht um die Meisterschaft, sondern darum, ordentlich mitzufahren, viel zu lernen und hoffentlich nächstes Jahr anzugreifen. Ich habe diese Saison überhaupt nicht abgeschrieben. Aber mit einer Pistole gewinnt man keine Schießerei gegen Artillerie. Ich wäre glücklich, wenn wir regelmäßig in die Punkte und vielleicht auf das eine oder andere Podium fahren würden."

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Gibt sein DTM-Debüt: Der Ford Mustang GT3 von HRT, Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Brennpunkt #4: Bekommt Schubert-BMW seine Schwäche in den Griff?

Bekommt das BMW-Team Schubert Motorsport seine letztjährige Qualifying-Schwäche endlich in den Griff? Mit den neuentwickelten Pirelli-Slickreifen und dem Evo-Paket für den BMW M4 GT3 gibt es zwei neue Unbekannte. Die Eindrücke von den Testfahrten in Oschersleben und dem 1. Training an diesem Freitag vermittelten nicht den Eindruck, als ob Rene Rast und Marco Wittmann so schnell auf Pole-Jagd gehen würden.

"Das Handling der neuen Reifen mit dem Evo-Paket müssen wir noch verstehen. Anscheinend haben wir es noch nicht verstanden", sagte Rast letzte Woche zu Motorsport-Magazin.com. "Mit den Rundenzeiten waren wir im Nirgendwo. Seit dem letzten Test war nicht viel Zeit. Wir können nur hoffen und beten, dass es besser wird als im vergangenen Jahr."

Teamchef Torsten Schubert meinte nach dem Test Anfang April: "Wenn uns auf Strecken wie Oschersleben oder dem Sachsenring nichts einfällt, wie wir das Auto zum Arbeiten bekommen, dann wird es schwer. Wenn wir im Qualifying nicht weit weg sind, haben wir gute Chancen, denn der Speed im Rennen wird wieder gut sein."

Dass Schubert-BMW nach dem DTM-Abschied von Sheldon van der Linde nur noch zwei Autos einsetzt, sei laut Rast "kein Rückschritt. Drei Autos haben gerade zu Saisonbeginn schon etwas Unruhe reingebracht. Jetzt können wir uns mehr aufs Engineering fokussieren." Teamchef Schubert: "Ich hätte gerne mit Sheldon weitergemacht. Es ist schade für die DTM, dass beide van der Lindes fehlen. Sie sind zu Markenbotschaftern der DTM geworden. Mit Marco und Rene bin ich auch happy. Wenn Sponsoren kommen, ist nicht ausgeschlossen, dass es wieder ein drittes Auto geben wird."

Brennpunkt #5: Neuer Ablauf bei BoP-Erstellung

Die Balance of Performance bleibt das große Thema im GT3-Motorsport und wird die DTM höchstwahrscheinlich auch 2025 begleiten. Stephane Ratels Unternehmen SRO tritt weiterhin als Dienstleister für die DTM auf, passt aber den Erstellungsprozess an, um für größere Transparenz zu sorgen. Ab sofort können die involvierten Hersteller auf einer Online-Plattform die BoP für das nächste Rennen vorab einsehen, kommentieren und ihren Input geben.

"Die Herstellervertreter können und sollen das auch kommentieren", sagte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss zu Motorsport-Magazin.com. "Sollte etwas Stichhaltiges dabei sein, wird die Balance of Performance möglicherweise noch einmal angepasst. Es geht in der Hauptsache um Transparenz." Beim DTM-Auftakt in Oschersleben gab es am Freitag die erste Anpassung: Die in der DTM neuen Ford Mustang GT3 erhalten 15 Kilogramm weniger Zusatzgewicht (12 statt 27 kg).