Für Marco Wittmann kommt das Heimspiel auf dem Norisring gerade recht. Der zweifache DTM-Champion dürfte in den vergangenen Wochen schon fast vergessen haben, was 'Zuhause' überhaupt bedeutet. Der 34-Jährige blickt auf ein wahnsinniges Renn-Pensum zurück, das nach dem DTM-Wochenende in Nürnberg noch immer nicht beendet ist.

Marco Marathonmann! Drei DTM-Events am Lausitzring, in Zandvoort und am Norisring, dazu drei 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, in Le Mans sowie in Spa-Francorchamps, und zu guter Letzt ein WEC-Lauf in Sao Paulo: Wittmann wird von Ende Mai bis Mitte Juli sieben Rennen innerhalb von acht Wochenenden abgespult haben. 50 Tage absolutes Vollgas! Nur zwischen den 24h-Rennen in Le Mans und Spa hatte der BMW-Star eine kurze Verschnaufpause.

7 Rennen in 50 Tagen: Das Marathonprogramm von Marco Wittmann

DatumRennenErgebnis
24.-26.05.2024DTM LausitzringP13/P9
01.-02.06.202424h NürburgringP7
07.-09.06.2024DTM Zandvoort/Le-Mans-TestP7/P1
12.-17.06.202424h Le MansDNF
28.-30.06.202424h SpaDNF
05.-07.07.2024DTM Norisring?
12.-14.07.2024WEC Sao Paulo?

Marco Wittmann feiert ersten DTM-Sieg seit 2022

Kaum ein anderer internationaler Topfahrer hat in dieser Zeitspanne so häufig im Auto gesessen wie Wittmann, uns fällt nur sein BMW-Markenkollege Sheldon van der Linde ein. Während die drei 24-Stunden-Rennen für Wittmann und seinen Münchner Arbeitgeber nicht wie erhofft verliefen - Platz sieben am Nürburgring vorbehaltlich des Rowe-Protests und Ausfälle in Le Mans (Hypercar) sowie Spa - gab es beim DTM-Rennen in Zandvoort Grund zum Feiern.

Auf dem niederländischen Dünenkurs gelang Wittmann im Schubert-BMW M4 GT3 eine riesengroße Aufholjagd vom 14. Startplatz bis zum Sieg. Der Franke gewann sein erstes DTM-Rennen seit dem Saisonfinale 2022 in Hockenheim und feierte den 19. Rennsieg in der deutschen Traditionsserie. Damit belegt Wittmann in der ewigen Sieger-Statistik aktuell den siebten Rang, unter den aktiven Rennfahrern ist nur Schubert-Teamkollege Rene Rast (26 Siege) noch erfolgreicher.

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Marco Wittmann errang in Zandvoort seinen 19. DTM-Sieg, Foto: DTM

Wittmann: "Hatte Siegerpokal drei Wochen im Gepäck"

"Den Siegerpokal aus Zandvoort hatte ich drei Wochen im Gepäck und habe ihn erst gestern in die Vitrine gestellt. Es gab wenig Zeit, die schönen Momente zu genießen", sagte Wittmann am Dienstag in einer DTM-Pressekonferenz vor dem Norisring-Wochenende. "Der Monat war extrem stressig mit drei 24-Stunden-Rennen, und es geht Schlag auf Schlag weiter. Trotzdem ist es schön, wenn man viel unterwegs ist und viele Rennen fährt."

Für Wittmann - den erfolgreichsten BMW-Piloten des Jahrzehnts - dürfte der Zandvoort-Triumph eine große Erleichterung gewesen sein. Die letzten beiden DTM-Saisons mit den unterlegenen BMW-Kundenteams Walkenhorst und Project 1 gingen nicht spurlos an ihm vorbei. Mit dem Wechsel zum ehemaligen Meister-Team Schubert Motorsport tat sich an der Seite seiner starken Teamkollegen van der Linde und Rast eine neue Chance auf.

Marco Wittmann im BMW
Marco Wittmann steuert die Green Machine in der DTM, Foto: ADAC

Mit dem Vertrauen kommen die Siege

Der Start beim Rennstall aus Oschersleben verlief allerdings holprig: Wittmann errang nur 25 Punkte in den ersten fünf Saisonrennen - genauso viele holte er allein mit dem Sieg in Zandvoort, der ihn auf den elften Rang in der Fahrer-Tabelle führte. Van der Linde (59 Punkte, Platz 8) und Rast (57 Punkte, Platz 9) als erste Ziele befinden sich nun wieder in Schlagdistanz.

"Es ist nie einfach, wenn man die Teams wechselt", blickte Wittmann zurück. "Du startest bei null. Du musst dich selbst erst einmal vertraut machen und auch das Team muss dich kennenlernen, um zu verstehen, was du brauchst. In Zandvoort sind wir an dem Punkt angekommen, wo wir uns vertrauen und man weiß, welche Abstimmung ich benötige. Darauf können wir aufbauen, dass es in die richtige Richtung läuft."

Marco Wittmann mit Torsten Schubert beim DTM-Rennen in Oschersleben
Marco Wittmann im Gespräch mit Torsten Schubert, Foto: BMW M Motorsport

Wittmann: Norisring-Podest wäre ein Traum

Das Ziel für den Norisring ist klar gesetzt: den Aufwärtstrend in seinem grünen BMW M4 GT3 bestätigen und vorne angreifen. Wie sich ein Sieg in seinem DTM-Wohnzimmer anfühlt, weiß Wittmann ganz genau: "Mein Erfolg am Norisring 2018 war für mich mit Abstand der emotionalste Sieg, den ich in meiner Karriere je erlebt habe. Mit den ganzen Fans auf den Tribünen und der Familie zu feiern, war etwas ganz Besonderes. Es wäre natürlich ein Traum, wenn das oder zumindest der Sprung aufs Podium dieses Jahr klappen würde."

Die Chancen auf ein gutes Ergebnis am Norisring stehen nicht schlecht: Im Vorjahr gelang Schubert-BMW im Samstagsrennen ein Doppelsieg durch van der Linde und Rast, am Sonntag fuhr das Duo mit den Plätzen zwei und drei erneut dicke Punkte ein. In beiden Qualifyings schnappten sich die Fahrer aus dem Team von Torsten Schubert zudem die Pole Position.

Wittmann: "Ich hoffe, dass wir ans letzte Jahr anknüpfen können. Geschwindigkeit und Beschleunigung sind entscheidend, aber auch die Bremse, weil wir bis auf 60 km/h runterbremsen. Im Schöller-S musst du schauen, mit wenig Abtrieb gut durchzukommen. Du brauchst ein bisschen was von allem. BMW war hier immer relativ gut. Wir haben ein Konzept, das auf den Geraden gut aussortiert ist. Eine kleine Schwäche ist eher die Verzögerung."