Siebtes und vorletztes Rennwochenende der DTM-Saison 2023 auf dem Red Bull Ring in Spielberg. Kelvin van der Linde (Abt-Audi) und Rene Rast (Schubert-BMW) gewannen die Saisonrennen Nummer 13 und 14. Thomas Preining (Manthey-Porsche) reist als Gesamtführender der Meisterschaft zum Saisonfinale auf den Hockenheimring (20.-22. Oktober)
Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Kelvin van der Linde, 2. Laurin Heinrich, 3. Ricardo Feller, 4. Rene Rast, 5. Maro Engel, 6. Thomas Preining, 7. Luca Stolz, 8. Marco Wittmann, 9. Mirko Bortolotti, 10. Dennis Olsen
Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. Rene Rast, 2. Sheldon van der Linde, 3. Thomas Preining, 4. Marco Wittmann, 5. Dennis Olsen, 6. Clemens Schmid, 7. Ayhancan Güven, 8. Jack Aitken, 9. Thierry Vermeulen, 10. Arjun Maini
*** Kelvin van der Linde erzielte im verregneten Samstagsrennen seinen fünften DTM-Sieg und den ersten nach ziemlich genau zwei Jahren (zuletzt am 02. Oktober in Hockenheim). Zum ersten Mal gewann der Abt-Pilot ein Rennen nicht von der Pole Position ***
*** Im Sonntagsrennen ging van der Linde nach einem frühen Reifenschaden in Folge einer Kollision mit Tim Heinemann leer aus. Bereits zum vierten Mal in dieser Saison wurde der Südafrikaner in der Startphase unverschuldet umgedreht. "Wir haben dieses Jahr 40 Punkte verloren. Du kannst dir ausrechnen, wo ich sonst stehen würde", sagte 'KVDL', der mit dieser Rechnung den vierten Platz in der Tabelle belegen würde - aktuell ist van der Linde Gesamt-Siebter ***
*** Kelvin van der Lindes Sieg war emotional, die Aufholjagd seines Abt-Teamkollegen Ricardo Feller hingegen historisch. Der Schweizer stürmte vom 26. Startplatz bis auf die dritte Position nach vorne und stellte damit den 1984 von Hans-Joachim Stuck aufgestellten Überholrekord in der DTM ein ***
*** Van der Linde und Feller bescherten Abt-CEO und Teamchef Thomas Biermaier mit dem Doppelpodium ein nahezu perfektes Geschenk zum 46. Geburtstag. Das aus Abt-Sicht wenig ertragreiche Sonntagsrennen verfolgte Biermaier aus der Heimat ***
*** Mit Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) war am Samstag ein weiteres Geburtstagskind in Spielberg. Der britische Lausitzring-Sieger belegte an seinem Ehrentag nur P20 und ließ am Sonntag den achten Platz nach Start von P3 folgen. Aitken: "Ich denke, dass es leider nicht unsere Stärke ist, auf einer Bergauf-Geraden einen Start zu haben, die BMWs sind dort sehr stark." ***
*** Das Samstagsrennen zählen DTM-Experten zu den besten der bisherigen Saison. Die Zuschauer waren offenbar ähnlicher Meinung. TV-Sender ProSieben freute sich über einen Marktanteil von 8,4 Prozent in der Zielgruppe und 390.000 Zuschauer im Schnitt - Bestwert dieses Jahr ***
*** Laut Angaben des Red Bull Ring reisten an diesem Wochenende trotz schlechter Wettervorhersagen 45.000 Zuschauer zum DTM-Event nach Spielberg. Allein Sponsor BWT hatte rund 2.000 Gäste eingeladen. Voll war es auch beim Lokalmatador GRT-Lamborghini samt neuem Sponsor sowie bei SSR-Lamborghini, das eine eigene Lounge angemietet hatte ***
*** Der frühere Abt-Audi und heutige Schubert-BMW-Fahrer Rene Rast gewann das trockene und unspektakuläre Sonntagsrennen vom ersten Startplatz. Rast hatte am Morgen den Pole-Rekord von DTM-Rekordchampion Bernd Schneider (25 Pole Positions) eingestellt und erzielte später seinen ersten Sieg als BMW-Werksfahrer ***
*** Rast war im 14. Saisonrennen bereits der 10. Pole-Sieger und setzte diesen Trend auch auf dem überhol-freudigen Red Bull Ring fort. Überholmanöver im Spitzenfeld der DTM bleiben mit den GT3-Autos ein seltenes Kunststück ***
*** Dass Rast am Sonntag überhaupt an den Start gehen würde, war nicht immer klar. Für den möglichen Fall, dass Ehefrau Diana Rast am Wochenende das zweite Kind geboren hätte, hatte Manager Dennis Rostek eine Sondergenehmigung beantragt, dass Rast die Veranstaltung vorzeitig verlassen darf. Die Regelung galt bis zum zweiten Qualifying. "Ich bin heute so schnell gefahren, damit ich schneller nach Hause komme", scherzte der dreifache DTM-Meister, der seinen ersten Sieg seit Imola 2022 eroberte ***
*** Für Rast war es der erste DTM-Triumph als BMW-Werksfahrer und hinter dem Steuer des BMW M4 GT3. Für Schubert Motorsport war es der zweite Doppelsieg in der laufenden Saison nach dem Norisring-Double ***
*** Der zweifache DTM-Meister Marco Wittmann (Project-1-BMW) stellte mit Platz vier am Sonntag nach Start von P5 sein bestes Saisonergebnis ein. "Leider hat uns ein rund drei Sekunden längerer Boxenstopp die Chance aufs Podium gekostet. Mehr als Platz vier war danach nicht mehr möglich", haderte der BMW-Werksfahrer ***
*** Die Project-1-Crew benötigte bei Wittmanns BMW M4 GT3 8,9 Sekunden für den Pflicht-Boxenstopp. Den schnellsten Reifenwechsel des Wochenendes erledigte Emil Frey Racing bei Jack Aitkens Ferrari in nur 5,9 Sekunden ***
*** "Nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen an den DTM-Wochenenden tut dieser Erfolg sehr gut", wurde BMW-Motorsportchef Andreas Roos in Abwesenheit zitiert. Sheldon van der Linde (138 Punkte) hat nur noch theoretische Titelchancen. Noch-Meister van der Linde: "Leider ist meine Titelverteidigung nach diesem Wochenende nahezu unmöglich." ***
*** Die Balance of Performance - wie üblich im GT3-Sport und in der DTM das große Fahrerlager-Thema - wurde am Wochenende dreimal durch Dienstleister SRO angepasst. Von Freitag bis Sonntag durften Audi 15 Kilogramm sowie Porsche und Mercedes-AMG je 5 Kilo ausladen. BMW erhielt 20 Zusatz-Kilo, Ferrari musste 5 Kilogramm zuladen. Nur beim Lamborghini gab es keine Änderungen ***
*** Mercedes-AMG spielte in Spielberg keine Rolle beim Kampf um den Sieg. Am Samstag war Maro Engel (Landgraf-Mercedes) nach hartem Kampf mit Thomas Preining auf P5 der bestplatzierte AMG-Fahrer. Am Sonntag nahm Arjun Maini (HRT-Mercedes) mit P10 diese Position ein. Einen Titelaspiranten hat Mercedes-AMG nicht im eigenen Aufgebot. DTM-Leiter Thomas Jäger: "Wir sind unter unseren Erwartungen geblieben." ***
*** Thomas Preining (Manthey-Porsche) reist als DTM-Spitzenreiter zum Saisonfinale nach Hockenheim in knapp vier Wochen. Der Österreicher fuhr in beiden Rennen auf die Plätze sechs und drei und damit zum sechsten Mal aufs Podium. Preining ist neben Ricardo Feller der einzige Fahrer im Starterfeld, der in jedem der 14 Rennen punkten konnte ***
*** Preining hat 190 Punkte auf dem Konto und damit 10 mehr als Mirko Bortolotti (180). In Hockenheim werden noch maximal 56 Zähler vergeben ***
*** Mirko Bortolotti verlor die Führung in der DTM-Tabelle durch die Plätze 9 und 21 (Reifenschaden nach Kontakt mit Marvin Dienst) in Spielberg. Der Italiener und Preining wechselten sich schon zum fünften Mal an der Spitze der Meisterschaft ab. Der dreifache Rennsieger Bortolotti: "Ich war dieses Jahr schon in viel schlechteren Positionen in der Meisterschaft." ***
*** Ricardo Feller hat mir 159 Punkten Außenseiterchancen auf den Titel. "Aufgeben tut man bei der Post, nicht in der DTM", feixte der Abt-Youngster. "Wir werden natürlich etwas mehr riskieren müssen. Den Rückstand holen wir nicht auf, indem wir brav hinterherfahren. Wenn man einen Audi fährt, muss man eh immer ein bisschen mehr riskieren." ***
*** Nach dem Sonntagsrennen wurden die Motoren von Preinings Porsche, dem Lamborghini von Bortolotti sowie Fellers Audi einer routinemäßigen Untersuchung unterzogen. Dieser Check der Top-3 in der Meisterschaft, der in den Werken der Hersteller durchgeführt wird und schon vor dem Rennen bekannt war, ist kein Indikator für spezielle Verdachtsmomente ***
*** Bestplatzierter Lamborghini-Fahrer am Sonntag war Lokalmatador Clemens Schmid aus Österreich. Der GRT-Fahrer brachte seinen sechsten Startplatz auf dieser Position ins Ziel und feierte sein zweitbestes Resultat nach P5 in Oschersleben. "Es ist schön, ihn wieder dort zu sehen, wo er hingehört", freute sich GRT-Teamchef Gottfried Grasser für seinen Landsmann. "Wir wissen alle, zu welch tollen Leistungen er im Stande ist, wenn bei ihm alles passt." ***
*** GRT-Teamkollege und DTM-Debütant Andrea Caldarelli landete am Samstag auf P17 und wurde vom Sonntagsrennen nachträglich disqualifiziert. Grund: GRT hatte unter Parc-Fermé-Bedingungen die Engine Control Unit aus Caldarellis Lamborghini ausgebaut, weil die ECU für den Einsatz in einem Fahrzeug im parallel stattfindenden ADAC GT Masters benötigt worden sei ***
*** GRT-Lamborghini und Project-1-BMW mussten am Sonntag je 1.000 Euro Strafe wegen "unsportlichen Verhaltens in der Boxengasse" zahlen. Ursache: Die Teams hatten Schmutz auf dem Asphalt von ihren eigenen Boxenstoppplätzen auf die Working Lane gekehrt ***
*** Ex-DTM-Meister Bruno Spengler gewann das Samstagsrennen des ADAC GT Masters bei seinem zweiten Gaststart nach 2015 im Nachgang, weil die Erst- und Zweitplatzierten wegen technischer Vergehen disqualifiziert wurden. Am Sonntag siegte Joos-Teamchef Michael Joos gleich bei seiner Rückkehr ins Porsche-Cockpit nach drei Jahren an der Seite von Ex-DTM-Fahrer und GT-Masters-Champion Christian Engelhart ***
*** Weitere Rennfahrer-Prominenz in Spielberg: Der frühere Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld zog mit seinem alten Mahindra-Teamchef aus der Formel E, Dilbagh Gill, durchs Fahrerlager. Die beiden arbeiten aktuell an einer neuen Nachwuchs-Serie im elektrischen Formel-Sport und waren bereits am Norisring zu Gast ***
*** Fans auf dem Red Bull Ring freuten sich auch über den Besuch von Karl Wendlinger. Der Österreicher startete fünf Saisons in der Formel 1 und ging 2002 sowie 2003 für Abt-Audi in der DTM an den Start ***
*** Mindestens genauso gefragt war Marcel Hirscher, der mit zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen und sieben WM-Titeln zu den erfolgreichsten Skiläufern in der Geschichte Österreichs zählt. Hirscher durfte am Sonntag den 640 PS starken Audi R8 LMS GT2, das 'Innovations-Taxi' von DTM-Partner Schaeffler, über die Strecke fahren, nachdem er sich bei einem Test am Donnerstag akribisch vorbereitet hatte ***
*** Doppelter Einsatz für Pirelli: Der Reifenhersteller aus Italien stattet sowohl die DTM als auch das ADAC GT Masters mit seinen Produkten aus. Mit sieben Lastwagen und zwei Montage-Bereichen war Pirelli im Support-Paddock nicht zu übersehen. Interessante Info von Michael Blaufuss, seit 2009 Leiter Motorsport bei Pirelli Deutschland: Im Gegensatz zu Slick-Reifen gibt es bei den Regen-Reifen keine Verlosung an die Teams vor dem Beginn des Rennwochenendes. Da es sich um die gleichen Produkte wie in der GT World Challenge handelt, können Teams, die in beiden Serien engagiert sind, überschüssige Regen-Reifen auch für die DTM nutzen ***
*** Am Freitagabend gab ADAC-Motorsportchef Thomas Voss bekannt, was Experten ohnehin vermutet hatten: 2024 bleibt es bei acht Rennwochenenden an den gleichen Austragungsorten wie dieses Jahr. Ein mögliches Zusatz-Event im europäischen Ausland, das der ADAC sich als DTM-Promoter als Option offengelassen hatte, kommt nicht zustande. Neun Events hätten die ohnehin angespannten Etats einiger Teams zusätzlich belastet ***
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