Porsche-Werksfahrer Thomas Preining (Manthey-Porsche) hat die DTM-Tabellenführung beim vierten Rennwochenende der Saison 2023 auf dem Nürburgring ausgebaut. Dank konstant guter Leistungen konnte Preining seinen Vorsprung durch die Plätze drei und fünf von 10 auf 28 Punkte vor dem amtierenden DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) vergrößern.

"Unser Ziel war von Beginn an, um den DTM-Titel zu kämpfen", sagt der Österreicher zu Motorsport-Magazin.com, mahnt aber gleichzeitig: "Alle bei Manthey-EMA wissen, dass noch mal acht Rennen zu fahren sind und schon ein einziger Ausrutscher bedeuten könnte, dass die Konkurrenz da ist und sich das Blatt zu unseren Ungunsten wendet. Wichtig sind weiterhin das Qualifying und die Konstanz in den Rennen. Das wird auch zukünftig die Voraussetzung sein, möglichst viele und auch entscheidende Punkte zu sammeln."

Podium: Platz drei für Thomas Preining
Thomas Preining beim Samstagsrennen auf dem Nürburgring am Podest, Foto: DTM

Preining bester Qualifyer in der DTM

Die inoffizielle Halbzeit-Meisterschaft für den 25-Jährigen und DTM-Rückkehrer Manthey ist eine Folge genau jener Konstanz. Während Preining in seiner ersten DTM-Saison 2022 bei 15 Rennen (Hockenheim II verpasste er wegen eines vorangegangenen Unfalls) 'nur' neun in Wertung beendete und dabei achtmal in die Punkteränge fuhr, ist seine bisherige Saisonbilanz und Punkteausbeute beeindruckend.

Mit dem Manthey-Grello punkte er in allen acht bisherigen Rennen (117 Zähler), was sonst nur noch dem Viertplatzierten Ricardo Feller (Abt-Audi/88 Punkte) sowie Maro Engel (Landgraf-Mercedes-AMG) auf P5 (87) gelungen ist. Außerdem hat Preining im Qualifying mit elf Punkten die meisten Zähler aller Fahrer eingefahren.

"2022 hatte ich sehr viel Respekt vor der DTM"

Dass der gebürtige Linzer kräftig um die Meisterschaft mitmischt, ist für DTM- und GT3-Szene-Beobachter keine Überraschung. 2022 belegte Preining als einziger Fahrer im Porsche-Kundenteam von 911er-Ikone Timo Bernhard den fünften Platz in der Gesamtwertung.

Zwei Siege auf dem Norisring sowie später beim Heimspiel in Spielberg - gleichzeitig der erste Porsche-Triumph in der DTM - sowie zwei weitere Podesterfolge in Spa-Francorchamps ebneten den Weg hin zu diesem Top-Resultat.

"Ich habe mir schon in der zweiten Jahreshälfte 2022 durch meinen ersten DTM-Sieg am Norisring und weiteren drei Podiumsplätzen Respekt erarbeitet", sagt Preining. "Das hat mir vor allem im Winter bei der Vorbereitung auf die neue Saison mental geholfen. Da lag der Fokus darauf, konstanter zu werden und mich zu verbessern. Ich habe mich weiterentwickelt, bin jetzt vor allem ruhiger und weiß, was in der DTM auf mich zukommt. 2022 hatte ich sehr viel Respekt vor der Serie und der Konkurrenz. Jetzt bin ich fester Bestandteil einer Rennserie mit DTM-Legenden, die ich zuvor vor dem Fernseher bestaunt habe."

Mann der Stunde in der DTM: Thomas Preining, Foto: LAT Images
Mann der Stunde in der DTM: Thomas Preining, Foto: LAT Images

Manthey führt Team-Wertung zur DTM-Halbzeit an

Mit dem langjährigen Porsche-Werksteam Manthey aus Meuspath in der Eifel weiß Preining zudem ein absolutes Top-Team um sich. Zwar bestreitet der von Olaf Manthey gegründete Rennstall seine erste DTM-Saison seit 2002, doch bei der Autovorbereitung oder der Strategie macht der Truppe kaum jemand etwas vor. Nach anfänglichen Problemen sitzen inzwischen auch die zuvor eher unbekannten Performance-Boxenstopps inzwischen deutlich besser. Manthey belegt den ersten Platz in der Team-Wertung.

Preining bestritt schon 2022 einen NLS-Einsatz für Manthey auf der Nürburgring-Nordschleife und ging für das Team zu Beginn dieses Jahres beim legendären 12-Stunden-Rennen von Bathurst an den Start. "Dadurch konnte ich mit dem Team wachsen und bin optimistisch in die Saison 2023 gestartet", sagt Preining. "Jeder Mitarbeiter in diesem sehr erfahrenen Team ist in irgendeiner Form für mich ein Ansprechpartner, das hat mir natürlich vor allem zu Beginn sehr geholfen. Ich spüre, dass alle ihr Bestes geben und für den gewünschten Erfolg arbeiten."

Und weiter: "Die Teams in einer so professionellen Rennserie wie der DTM spielen eine große Rolle. Wie hart und gut hier gearbeitet wird, habe ich schon 2022 bei der Mannschaft von Timo Bernhard schätzen gelernt. Mehr als Gesamtrang fünf war aus meiner Sicht aber nicht möglich."

Preining will noch nichts von DTM-Titel wissen

Von einem möglichen Titelgewinn im dritten Jahr der DTM unter dem GT3-Reglement will Preining noch nichts wissen: "Wir sind sicher in einer guten, aber noch nicht komfortablen Position." Wie schnell es anders laufen kann, bekam er am Sonntag auf dem Nürburgring zu spüren, als er sich mit dem 16. Platz in der Startaufstellung begnügen musste. Ein ganz anderes Bild als am Samstag, wo er von P2 - trotz 20 Kilo Erfolgsballast in Folge des Norisring-Sieges - zum dritten Platz fuhr.

"Das Qualifying am Sonntag hat gezeigt, wie schnell man trotz eines guten Autos außerhalb der Top-10 in der Startaufstellung stehen kann. Als es um die Wurst ging, steckte ich im Verkehr fest und das war's dann mit einem möglichen Startplatz in der zweiten oder dritten Reihe." Sein anschließender fünfter Platz im regnerischen Rennen verdiente dann ähnlich großen Respekt wie die Leistung am Vortag.

Start, Thomas Preining im Porsche
Der Manthey-Grello startet erstmals in der DTM, Foto: DTM

Preinings Front hält - Olsens Spurstange bricht

Die Aufholjagd verlief allerdings nicht ohne Blessuren: Schon in der Startphase wurde Preinings Grello-Porsche von zwei Autos in die Mangel genommen, sodass sich die Frontstoßstange leicht löste. Preining und Manthey hatten eine gehörige Portion Glück, dass das Teil bis zum Rennende an den Befestigungen hielt. Weniger Fortune hatte Teamkollege Dennis Olsen, der nach P5 am Samstag im Sonntagsrennen wegen einer gebrochenen Spurstange an seinem Greeno-Porsche vorzeitig ausfiel. Der Norweger belegt mit 63 Punkten den achten Platz in der Meisterschaft.

"Das Rennen war wettermäßig sehr anspruchsvoll, auch weil wir mit einem Trocken-Setup und mit Regenreifen gestartet sind", sagte Manthey-Teamchef Nicki Raeder zu Motorsport-Magazin.com. "Damit waren wir zu Beginn im Vergleich zur Konkurrenz im Nachteil. Als der Regen während des Rennens stärker wurde und der Luftdruck passte, hat es schlussendlich für Thomas noch zu Platz fünf gereicht. Ich habe nicht erwartet, dass wir unseren Vorsprung in der Tabelle ausbauen würden."

DTM-Tabelle 2023 nach 8/16 Rennen (Top-10)

Pos.FahrerTeamPunkte
1Thomas PreiningManthey-Porsche117
2Sheldon van der LindeSchubert-BMW89
3Mirko BortolottiSSR-Lamborghini88
4Ricardo FellerAbt-Audi88
5Maro EngelLandgraf-Mercedes78
6Lucas AuerWinward-Mercedes70
7Franck PereraSSR-Lamborghini66
8Dennis OlsenManthey-Porsche63
9Rene RastSchubert-BMW54
10Laurin HeinrichBernhard-Porsche51