Gut ein Jahr musste David Schumacher auf seinen ersten Erfolg im GT3-Sport warten, dann war es am Nürburgring soweit: Der Sohn des früheren Formel-1- und DTM-Piloten Ralf Schumacher erzielte vergangenes Wochenende im Endurance-Rennen der GT World Challenge einen Klassensieg. Zusammen mit seinen Winward-Mercedes-Teamkollegen Marius Zug und Miklas Born entschied er die Gold-Cup-Wertung (maximaler FIA-Status: Gold-Gold-Silber) der SRO-Serie für sich.

Es war eine starke Leistung des jungen Trios im Starterfeld der 54 GT3-Autos, die Schumacher mit dem siebten Startplatz im Qualifying eingeleitet hatte und die dem Team den sechsten Rang im Gesamtklassement des dreistündigen Rennens einbrachte.

David Schumacher startet für Winward-Mercedes, Foto: LAT Images
David Schumacher startet für Winward-Mercedes, Foto: LAT Images

David Schumacher: Vom Nürburgring zum Nürburgring

Der erste zählbare Erfolg im Mercedes-AMG GT3 dürfte Schumacher Rückenwind verleihen bei der anstehenden Herausforderung: Dieses Wochenende gastiert der 21-jährige GT-Umsteiger erneut auf dem Nürburgring, diesmal mit der DTM und auf der 3,629 Kilometer kurzen Sprintstrecke statt auf dem klassischen Grand-Prix-Layout. Rennwagen und Team bleiben gleich beim vierten Rennwochenende der deutschen Traditionsserie.

In der DTM läuft es noch nicht wie gewünscht für Schumacher, der 2022 sein Debüt im GT3-Renner gab und in der ersten Saison ohne Punkte blieb. Im zweiten Jahr konnte er bislang vier Meisterschaftszähler abgreifen, allerdings nur wegen der neuen DTM-Punkteregelung: 2023 erhalten die Top-15 eines Rennens Punkte, nicht mehr nur die besten Zehn. Schumachers bestes Ergebnis in der laufenden Saison war ein 13. Platz beim Saisonauftakt in Oschersleben.

Zweite DTM-Saison für David Schumacher, Foto: DTM
Zweite DTM-Saison für David Schumacher, Foto: DTM

"Idiot!" Schumacher-Kollision sorgt für Schlagzeilen

Hinzukommen zwei Ausfälle in Zandvoort sowie auf dem Norisring. Vor allem Schumachers Kollision beim Nürnberger Stadtrennen mit Audi-Sport-Fahrer Patric Niederhauser (Attempto-Audi) sorgte für Schlagzeilen. Der sonst äußerst beherrschte und umgängliche Schweizer fluchte am Teamfunk wild über den Unfall-Verursacher und bezeichnete Schumacher - im Eifer des Gefechts - unter anderem als "verdammten Idioten".

Vor dem letzten Event der DTM-Saisonhalbzeit stellte sich Schumacher im Rahmen der Veranstaltung 'SID Mixed Zone' in Köln den Fragen der Kollegen des Sport-Informations-Dienst.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Klassensieg und dem aktuell sechsten Platz in der Gesamtwertung (der GT World Challenge)?
David Schumacher: Wir hatten ein gutes Wochenende. Im Qualifying waren wir mit P7 schon gut dabei. Dann hatte ich einen sehr guten Start bis auf den zweiten Platz, habe aber leider die Reifen nicht ganz ins Fenster bekommen und wieder ein paar Plätze verloren. Wir konnten die Pace ganz gut mitgehen und waren vorne mit dabei. Wir haben das Rennen in der Klasse gewonnen und sind Gesamt-Sechster geworden. Ein paar kleine Fehler waren noch dabei, die wir für das DTM-Wochenende aussortieren müssen. Wir haben sehr gute Daten gesammelt, um an diesem Wochenende noch mal anzugreifen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden in der Saison?
David Schumacher: Wirklich zufrieden kann man nicht sein als 24. Wir hatten gute Momente, aber auch viele nicht so gute. In Oschersleben würde ich es auf die BoP schieben, da war ganz Mercedes nicht wirklich stark. Das ist auch keine Strecke, die unserem Auto wirklich hilft. Danach in Zandvoort haben wir teamintern nicht alles hingekriegt, da mussten wir noch sehr viel arbeiten. Am Norisring war recht viel auf meiner Kappe. Die Qualifyings waren nicht gut, ich habe ein paar Fehler gemacht und leider keine Punkte mitgenommen. Wir müssen jetzt schauen, dass wir es endlich zusammenkriegen und dann konstant in den Top-10 fahren.

Was muss sich ändern, um auch weiterhin eine gute Leistung zeigen zu können?
David Schumacher: Wir brauchen Klarheit über den Reifen. Damit haben wir uns bis jetzt am schwersten getan, ihn im Qualifying ins perfekte Fenster zu bekommen. Dass müssen wir endlich auf die Reihe kriegen, damit wir weiter vorne starten. Dann verläuft das ganze Rennwochenende anders. Im Rennen hatten wir sowieso eine gute Pace, dann können wir vorne mitkämpfen.

Wie hoch ist die Leistungsdichte in der DTM und was sagt das über die Qualität der DTM aus?
David Schumacher: Ich denke, dass die DTM in der GT-Klasse weltweit das stärkste Fahrerfeld hat. Es sind die besten Fahrer dabei und deshalb ist es sehr eng beieinander. Bei einem kleinen Fehler im Qualifying steht man zehn Plätze weiter hinten. Da muss alles passen, um vorne dabei zu sein.

Wie groß ist die Erwartungshaltung, die mit dem Namen 'Schumacher' einhergeht, und wie gehen Sie persönlich damit um?
David Schumacher: Teilweise hat das Vorteile, teilweise Nachteile. Wenn mal irgendwas passiert, wird direkt ein großes Auge auf mich geworfen, auch von den Medien. Das hat man am Norisring gut gesehen, ich war direkt in den Schlagzeilen. Das gehört dazu. Ich kann damit recht gut umgehen. Das Wichtigste ist einfach, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Ralf Schumacher mit Sohn David bei der DTM, Foto: DTM
Ralf Schumacher mit Sohn David bei der DTM, Foto: DTM

Wie bewerten Sie rückblickend die Kollision mit Patric Niederhauser am Norisring?
David Schumacher: Das war ein Fehler von meiner Seite. Ich habe eine Bodenwelle erwischt, wodurch das Auto seht hart ins ABS gegangen ist. Dann war vorne nicht mehr viel Bremsung und ich habe Patric getroffen. Er hat viel gesagt am Funk, aber da muss man ihn auch verstehen. Man ist voll unter Adrenalin. Dass so etwas mal rauskommt, kann passieren. Da bin ich ihm nicht böse. Da ist kein Rennfahrer anders. Wenn dir einer hinten aufs Ecks fährt und du raus aus dem Rennen bist, herrscht Frust. Das gehört dazu. Patric und ich haben das gut geklärt. Ich habe ihm geschrieben und mich entschuldigt. Er sagte: 'Schwamm drüber'.

Was haben Sie sich für die zweite Saisonhälfte in der DTM vorgenommen?
David Schumacher: Das Ziel bleibt, Punkte zu sammeln und weiter zu lernen. Das ist meine zweite Saison im GT3-Auto. Es gibt viele Fahrer, die schon mehr als fünf Jahre dabei sein. Da ist noch Luft nach oben bei mir und daran muss ich arbeiten. Ich will konstant in den Top-10 fahren. Das müssen wir auch erst mal hinkriegen, das ist gar nicht so einfach dieses Jahr.