"Porsche-Sensation? Manthey Racing erwägt DTM-Einstieg", hatte Motorsport-Magazin.com schon am 10. Oktober 2022, einen Tag nach dem Saisonfinale in Hockenheim, exklusiv getitelt. 135 Tage später war der Coup tatsächlich perfekt, mit Manthey steigt eines der bei deutschen Motorsport-Fans beliebtesten Teams in die DTM ein.

Der Name 'Manthey' kehrt nach mehr als 20 Jahren in die Traditionsrennserie zurück - und hat zwei Porsche 911 GT3 R der aktuellen Generation im Gepäck. Am heutigen Freitagmorgen gab der Rennstall aus Meuspath am Nürburgring zudem die beiden Fahrer bekannt, die die 911er in der DTM-Saison 2023 ins Feld führen werden.

Manthey: DTM-Comeback mit Preining und Olsen

Die Wahl des langjährigen Werksteams fiel auf Porsche-Werksfahrer Thomas Preining und Porsche-Vertragsfahrer Dennis Olsen. Beide blicken auf Erfahrung in der DTM zurück und gingen in anderen Kategorien auch schon für Manthey an den Start.

In der Saison 2022 bescherte Preining im Porsche 911 des KÜS Team Bernhard am Norisring den ersten DTM-Sieg für den Sportwagenbauer aus Zuffenhausen und ließ beim Heimspiel am Red Bull Ring einen weiteren Triumph folgen. Sein neuer Teamkollege Olsen - letztes Jahr für das heutige Lamborghini-Team SSR Performance im Einsatz - war in Spa-Francorchamps erfolgreich.

Manthey-Porsche bereitet sich auf die DTM 2023 vor, Foto: Manthey
Manthey-Porsche bereitet sich auf die DTM 2023 vor, Foto: Manthey

Fans hoffen auf Grello-Porsche in der DTM

In der DTM greifen die Manthey-911er mit den Startnummern #90 und #91 an, nur das Design der Boliden steht offiziell noch nicht fest. Rennsport-Fans hoffen sicherlich auf eine Folierung im Stile des grün-gelben 'Grello'-Porsche, mit dem Manthey unter anderem auf der Nordschleife seit Jahren für Furore sorgt und als siegreichstes Team beim 24h-Rennen Nürburgring in den Geschichtsbüchern geführt wird.

In der DTM ist der Traditionsrennstall aus der Eifel unter dem Namen 'Manthey EMA' eingeschrieben, was auf eine Partnerschaft mit dem australischen GT-Team EMA Motorsport zurückführt. Anfang Februar bestritt Manthey EMA bereits das berühmte 12-Stunden-Rennen in Bathurst und verpasste unter anderem mit Preining am Steuer nur hauchdünn den Gesamtsieg. Der Österreicher fuhr schon im vergangenen Jahr ein NLS-Rennen auf der Nordschleife im Manthey-Porsche und steht wie Olsen vor seiner zweiten DTM-Saison.

Fan-Liebling: Der Grello-Porsche von Manthey, Foto: Porsche
Fan-Liebling: Der Grello-Porsche von Manthey, Foto: Porsche

Olaf Manthey freut sich über DTM-Rückkehr

"Seit zwei Jahren sind GT3-Fahrzeuge in der DTM startberechtigt und das Starterfeld verspricht spannende Rennen. Ich freue mich sehr, dass mit Manthey EMA unser Name in die DTM zurückkehrt", erklärt Olaf Manthey, der Gründer und Namensgeber des Unternehmens. In den Jahren 2001 und 2002 setzte die Mannschaft um Olaf Manthey zwei AMG-Mercedes CLK-DTM mit den Fahrern Patrick Huisman, Bernd Mayländer und gelegentlich Marcel Tiemann in der Tourenwagenserie ein.

Teamgründer Manthey kennt die DTM nicht nur aus früheren Jahren als Fahrer (Vize-Meister 1984 und 1985) und Teamchef, sondern war in der vergangenen Saison sogar noch aktiv auf der Plattform im Einsatz: Der 67-Jährige war der erste Titelträger im DTM Classic Cup für Tourenwagen vornehmlich aus der DTM.

Manthey ist das erfolgreichste Team beim 24h-Rennen Nürburgring, Foto: Gruppe C Photography
Manthey ist das erfolgreichste Team beim 24h-Rennen Nürburgring, Foto: Gruppe C Photography

Manthey: DTM-Einstieg nach GTE-Pro-Ende

Manthey Racing geht seit vielen Jahren erfolgreich als Werksteam für Porsche Motorsport in verschiedenen nationalen (NLS, Rekordsieger beim 24h-Rennen Nürburgring) und internationalen Rennserien (FIA WEC) an den Start. 2022 gelang in Le Mans der vierte Sieg in der letztmals ausgetragenen GTE-Pro-Klasse und der 109. Klassensieg für Porsche insgesamt. Nach der Einstellung der GTE-Pro bietet sich mit der DTM nun ein neues Betätigungsfeld für die Truppe aus Meuspath.

Das 1996 gegründete Team war seit 2013 für die Durchführung der GT-Werkseinsätze von Porsche Motorsport in der Sportwagen-WM verantwortlich. Seit jenem Jahr wird das Unternehmen, an dem die Porsche AG 51 Prozent der Anteile hält, von den Brüdern Nicolas und Martin Raeder geführt. Manthey zog sich 2015 aus dem Tagesgeschäft, das neben dem Motorsport unter anderem die Veredlung von Serien-Porsche beinhaltet, zurück.

"Wir freuen uns sehr, in diesem Jahr in der DTM anzutreten. Nachdem in den letzten Jahren ein großer Fokus auf den Rennen des Porsche 911 RSR in der WEC gemeinsam mit Porsche Motorsport und unseren Nordschleifen-Einsätzen lag, sind wir bereit für ein neues Projekt mit EMA Motorsport", sagt Nicolas Raeder, Geschäftsführer der Manthey Racing GmbH. "Ich bin gespannt, was dieses Motorsportjahr für uns bereithält."

Startet der Manthey-Porsche im Grello-Design auch in der DTM?, Foto: Gruppe C Photography
Startet der Manthey-Porsche im Grello-Design auch in der DTM?, Foto: Gruppe C Photography

KÜS Team Bernhard mit zwei Neuzugängen

Manthey ist eines von drei in die DTM 2023 eingeschriebenen Porsche-Teams. Das KÜS Team Bernhard von Porsche-Ikone Timo Bernhard steht vor seiner zweiten Saison, während Toksport WRT mit Sitz am Nürburgring sein Debüt bestreitet. Zusammen mit Mercedes-AMG macht Porsche den größten Teil des diesjährigen Starterfeldes bestehend aus 13 Teams aus.

Am Freitag haben in einer Welle von Fahrer-Bekanntgaben auch das KÜS Team Bernhard und Toksport WRT ihre Piloten für die Saison 2023 präsentiert. Die Bernhard-Mannschaft erweitert ihren Einsatz auf zwei Porsche 911 GT3 R und setzt nach dem Abschied von Preining auf Ayhancan Güven sowie Laurin Heinrich.

Der Türke gilt seit Jahren als Spezialist für Porsche-Rennwagen und errang Vize-Meisterschaften im Carrera Cup Deutschland sowie im Porsche Supercup. Im ADAC GT Masters gewann Güven, der 2022 einen DTM-Gaststart bei AF-Corse-Ferrari absolvierte, zuletzt die Vize-Meisterschaft. Sein neuer Teamkollege Heinrich kletterte in den vergangenen Jahren ebenfalls die Porsche-Leiter nach oben, gewann 2022 den Carrera Cup Deutschland und holte den dritten Rang im Supercup.

"Es sind fantastische News, dass wir in der DTM 2023 mit zwei Fahrzeugen vertreten sein werden", sagt Teamchef Bernhard. "Nach unserer Premierensaison mit unter anderem zwei Siegen war das auch immer unser Ziel gewesen mit zwei Autos am Start zu stehen."

Timo Bernhard steht als Teamchef vor seiner zweiten Saison in der DTM, Foto: DTM
Timo Bernhard steht als Teamchef vor seiner zweiten Saison in der DTM, Foto: DTM

Toksport WRT mit Engelhart und Heinemann

DTM-Neueinsteiger Toksport WRT setzt ebenfalls aus einen Mix aus Erfahrung und Jugend. Der Rennstall aus Quiddelbach nahe des Nürburgrings hat GT3-Routinier Christian Engelhart sowie Tim Heinemann verpflichtet. Allrounder Engelhart gewann unter anderem 2017 mit GRT-Lamborghini die Blancpain-GT-Meisterschaft und 2020 das ADAC GT Masters mit dem damaligen Porsche- und heutigem Lamborghini-Team SSR Performance.

Toksport-Teamkollege Heinemann zählt unterdessen zu den hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten im GT-Sport - und erhält nun endlich eine Chance, sich in der DTM zu beweisen. Der 25-Jährige hat sich mit dem Gewinn von zwei Meisterschaften in der inzwischen nicht mehr existenten DTM Trophy für höhere Aufgaben empfohlen. 2020 siegte Heinemann im Mercedes-AMG GT4, 2022 errang er seinen zweiten Titelgewinn mit einer GT4-Version der Toyota Supra.

Historie von Olaf Manthey in der DTM

  • Von 1984 - 1990 als Fahrer und 2001 und 2002 als Teamchef
  • 1984 Als Gesamtzweiten und Werksfahrer von Austin Rover Deutschland fehlten dem heute 67 Jahre alten gebürtiger Bonner Manthey in einer Rover Vitesse nur 7,5 Punkte zum Premiere-Titel in der DTM, den sich Volker Strycek ohne einen einzigen Sieg in einem BMW 635 CSi sicherte.
  • 1985 Als Gesamtzweiten und Werksfahrer von Austin Rover Deutschland fehlten Manthey erneut mit einer Rover Vitesse 17,5 Punkte auf Volvo-Werksfahrer Per Stureson in einem 240 Turbo.
  • Nach dem werksseitigen Ausstieg von Austin Rover Deutschland Ende 1985 ging Manthey von 1986 bis 1990 als BMW-Privatfahrer in der DTM an den Start. Dabei belegte er 1986 in einem 325i als sporadischer Starter Rang 15 unter insgesamt 43 Startern.
  • Noch besser lief es ein Jahr später (1987): Obwohl Manthey beim Saisonauftakt in Hockenheim fehlte, kämpfte er sich in einem Isert-BMW M3 im Laufe der Saison immer weiter nach vorne. Im denkwürdigen und knappsten DTM-Finale der Geschichte auf dem Salzburgring fehlten dem Rheinländer als Gesamtvierter (113 Punkte) und bester Privatier nur 14 Zähler zum Gesamtsieg. Den feierte BMW-Werksfahrer Eric van de Poele (BMW/127) vor Ford-Werks-Junior Manuel Reuter (Ford/124) sowie BMW-Werks-Junior Marc Hessel (BMW/123).
  • 2001 und 2002 fungierte Olaf Manthey als Teamchef eines Mercedes-Teams, das mit drei Fahrern (Patrick Huisman, Bernd Mayländer, Marcel Tiemann) in AMG-Mercedes CLK DTM 2001 an den Start ging. Dabei erzielte der "fliegende Holländer" Huisman 2001 mit Rang sechs die beste Platzierung. Im gleichen Jahr belegte die Manthey-Mannschaft Platz drei in der Teamwertung.

DTM-Starterfeld 2023

TeamFahrerAuto
Abt SportslinetbaAudi R8 LMS GT3 Evo II
Liqui Moly Team EngstlertbaAudi R8 LMS GT3 Evo II
Schubert MotorsportSheldon van der Linde / Rene RastBMW M4 GT3
Project 1Marco Wittmann / tbaBMW M4 GT3
Mercedes-AMG Team WinwardLucas Auer / David Schumacher Mercedes-AMG GT3 Evo
Mercedes-AMG Team HRTLuca Stolz / Arjun Maini Mercedes-AMG GT3 Evo
Mercedes-AMG Team LandgrafMaro Engel / Jusuf Owega Mercedes-AMG GT3 Evo
KÜS Team BernhardLaurin Heinrich / Ayhancan Güven Porsche 911 GT3 R
Manthey EMAThomas Preining / Dennis Olsen Porsche 911 GT3 R
Toksport WRTChristian Engelhart / Tim Heinemann Porsche 911 GT3 R
GRT Grasser Racing TeamtbaLamborghini Huracan GT3 EVO2
SSR PerformanceMirko Bortolotti / Franck Perera / Alessio DeleddaLamborghini Huracan GT3 EVO2
Emil Frey RacingJack Aitken / Thierry VermeulenFerrari 296 GT3