Bahnt sich ein echter Porsche-Coup in der DTM an? Das berühmte Team Manthey Racing könnte 2023 in die deutsche Traditionsrennserie zurückkehren. Das hat Motorsport-Magazin.com am Rande des diesjährigen Saisonfinales auf dem Hockenheimring aus unterschiedlichen Quellen erfahren. Der langjährige Porsche-Partner Manthey mit Sitz in Meuspath am Nürburgring zählt zu den bekanntesten und bei Fans beliebtesten Renn-Teams in Deutschland.

Manthey in der DTM? Das gab es schon einmal: In den Jahren 2001 und 2002 setzte die Mannschaft um Olaf Manthey zwei AMG-Mercedes CLK-DTM mit den Fahrern Patrick Huisman, Bernd Mayländer und gelegentlich Marcel Tiemann in der Tourenwagenserie ein. Jetzt könnte das Comeback mit dem brandneuen Porsche 911 GT3 R folgen, der am vergangenen Samstag sein erstes Testrennen im Rahmen der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) bestritten hat und auf Anhieb aufs Podest (P3) gefahren ist.

Manthey Racing geht seit vielen Jahren erfolgreich als Werksteam für Porsche Motorsport in verschiedenen nationalen (NLS, Rekordsieger beim 24h-Rennen Nürburgring) und internationalen Rennserien (FIA WEC) an den Start. 2022 gelang in Le Mans der vierte Sieg in der GTE-Pro-Klasse und der 109. Klassensieg für Porsche insgesamt. Die Porsche 911 RSR werden dieses Jahr letztmalig in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) eingesetzt, bevor der Sportwagenbauer ab 2023 in der neuen LMDh-Kategorie (WEC und IMSA) antritt.

"Das WEC-Engagement endet für Manthey Racing mit dem Finale am 12. November in Bahrain", sagte Olaf Manthey in Hockenheim zu Motorsport-Magazin.com. "Wir haben uns die Frage gestellt, was wir danach mit unseren guten Leuten machen wollen. Es gibt Überlegungen bezüglich verschiedener relevanter Meisterschaften, zu denen auch die DTM zählt. Noch gibt es allerdings keine finale Entscheidung."

Teamgründer Olaf Manthey kennt die DTM nicht nur aus früheren Jahren als Fahrer (Vize-Meister 1984 und 1985) und Teamchef, sondern ist nach wie vor aktiv: Der 67-Jährige ist der erste Titelträger im neu eingeführten DTM Classic Cup für Tourenwagen vornehmlich aus der DTM. Beim Finale in Hockenheim reichte Manthey im BMW 635 CSi der erneute Klassensieg und zehnte Gesamtrang im Samstagrennen, um den Titel in der Rahmenrennserie unter Dach und Fach zu bringen.

Das 1996 von Olaf Manthey gegründete Team ist bei deutschen Motorsport-Fans vor allem wegen der Auftritte des auffälligen 'Grello'-Porsche auf der Nürburgring-Nordschleife bekannt. Seit 2013 ist das Unternehmen für die Durchführung der GT-Werkseinsätze von Porsche Motorsport verantwortlich, inzwischen wird das Unternehmen, an dem die Porsche AG 51 Prozent der Anteile hält, von den Brüdern Nicolas und Martin Raeder geführt.

Was aus Sicht von Manthey für die DTM, die seit 2021 auf ein GT3-Reglement setzt, spricht: "Viele Zuschauer wie am Wochenende in Hockenheim, das TV-Paket und ein Rahmenprogramm, bei dem sogar die DTM Classic einen eigenen Livestream hat. Hier ist die komplette Historie der DTM seit den Zeiten der Deutschen Rennsport-Meisterschaft vorhanden. Dazu die Reichweite - was will man mehr?"

Wie aus Zuffenhausen zu hören ist, gilt die DTM seit kurzer Zeit als höchst beliebtes Betätigungsfeld - ganz anders als in den vergangenen Jahrzehnten. Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach stattete der Serie auch beim Finale in Hockenheim wieder einen Besuch ab. Porsche-Teams starteten dieses Jahr erstmals zu einer vollen Saison in der deutsche Traditionsserie, die am Wochenende ihre 36. Saison beschlossen hat. Für den Sportwagenbauer waren das Team Bernhard um Porsche-Ikone Timo Bernhard sowie der Münchner Rennstall SSR Performance am Start.

"Unsere Kundenmannschaften haben die Marke Porsche in Rekordzeit in der DTM etabliert", sagte Laudenbach. "Wir sind sehr stolz auf die Teams und die Fahrer. In der allerersten Saison in dieser äußerst hart umkämpften Serie ist der 911 GT3 R zu drei Siegen gefahren - das ist eine großartige Bilanz."

"Rückblickend wurden unsere Erwartungen in Summe übertroffen", bilanziert Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. "Der ständige Aufwärtstrend in den Ergebnislisten zeigt, dass wir uns alle gemeinsam konsequent in die richtige Richtung entwickelt haben. Die Teams haben viel gelernt und dies umgesetzt. Die Zusammenarbeit zwischen der DTM und Porsche basiert auf einer offenen und sehr guten Basis, die uns sehr zuversichtlich auf die Saison 2023 blicken lässt."

Porsche beendete das DTM-Jahr auf Platz vier der Herstellermeisterschaft. Die Kundenmannschaften SSR Performance und Team 75 Bernhard rangieren auf den Positionen acht und zehn der Teamwertung. Die Fahrermeisterschaft schloss Porsche-Werksfahrer Thomas Preining auf Rang fünf ab, die SSR-Piloten Dennis Olsen und Laurens Vanthoor erreichen die Plätze zehn und 18. Porsche-Werksfahrer Vanthoor wurde beim Hockenheim-Finale überraschend durch 911-Routinier Christian Engelhart ersetzt.