*** Finale der 36. DTM/ITC-Saison auf dem Hockenheimring. Lucas Auer siegt am Samstag, Marco Wittmann im Sonntagsrennen. Sheldon van der Linde fährt mit Platz drei im 16. und letzten Saisonrennen zum Gewinn der Meisterschaft. Auer feiert mit Gewinn der Vize-Meisterschaft sein bestes DTM-Ergebnis

*** Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Lucas Auer, 2. Sheldon van der Linde, 3. Marco Wittmann, 4. Dev Gore, 5. Rene Rast, 6. Philipp Eng, 7. Mirko Bortolotti, 8. Nico Müller, 9. Luca Stolz, 10. Maxi Buhk

*** Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. Marco Wittmann, 2. Rene Rast, 3. Sheldon van der Linde, 4. Marius Zug, 5. Kelvin van der Linde, 6. Nico Müller, 7. Lucas Auer, 8. Leon Köhler, 9. Luca Stolz, 10. Alessio Deledda

*** Sheldon van der Linde beschert BMW den siebten DTM-Fahrertitel seit der DTM-Gründung 1984. Der 23-Jährige geht als erster Meister aus Südafrika in die Geschichtsbücher ein - und als elfter nicht-deutscher Champion. Van der Linde ist der erste BMW-Champion seit Marco Wittmann (2014 & 2016)

DTM-Tabelle 2022: Top-5 nach 16/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Sheldon van der LindeSchubert-BMW164
2Lucas AuerWinward-Mercedes153
3Rene RastAbt-Audi149
4Mirko BortolottiGRT-Lamborghini121
5Thomas PreiningBernhard-Porsche116

*** BMW-Kundenteam Schubert Motorsport gewinnt beim DTM-Debüt die Team-Meisterschaft. Mit Sheldon van der Linde und Philipp Eng erzielte der Rennstall aus Oschersleben 226 Punkte. Vize-Meister ist das Mercedes-AMG Team Winward (Lucas Auer/Maximilian Götz) mit 152 Punkten, Rang drei geht an ABT Sportsline (Kelvin van der Linde/Ricardo Feller)

*** Teamchef Torsten Schubert freut sich über den Gewinn des Fahrer- und Teamtitels mit dem neuen BMW M4 GT3: "Das ist der Lohn für die harte Arbeit in diesem Jahr. Wir haben uns so gut auf die DTM vorbereitet, wie wir konnten, und unsere Fahrer haben in den Rennen einen tollen Job gemacht."

*** Audi folgt als DTM-Markenmeister auf Mercedes. Die Ingolstädter setzten sich mit 441 Punkten vor der AMG-Konkurrenz (413), BMW (327), Porsche (234), Lamborghini (130) und Ferrari (129) durch. Audi-Kundensportleiter Chris Reinke: "In der gesamten Welt des Kundensports zählt die DTM gewiss zu den hart umkämpften Rennserien. Ein großes Lob an unsere drei Teams."

*** Fun Fact I: Im Italien-Duell zwischen Lamborghini und Ferrari war ausgerechnet Alessio Deledda mit seinem Punktgewinn für P10 am Sonntag das Zünglein an der Waage - es war gleichzeitig der erste DTM-Punkt überhaupt für den GRT-Piloten

*** Fun Fact II: Bei Sheldon van der Linde funktionierte beim Zieleinlauf der Teamfunk nicht! Der BMW-Fahrer bekam zunächst gar nicht mit, wie seine Schubert-Truppe am Kommandostand funkte. Kurios: Ähnlich erging es Rene Rast bei seinem ersten DTM-Titelgewinn 2017. "Ganz komisch, es war totenstill", erinnerte sich Rast heute an die Situation

*** Vor dem Final-Wochenende in Hockenheim sah es nach einem sehr knappen Endergebnis aus. War es am Ende aber nicht. Die Top drei, Sheldon van der Linde (Schubert-BMW/164), Lucas Auer (Winward-Mercedes-AMG/153) und Rene Rast (Abt-Audi/149) trennten am Ende 15 Punkte.

*** Der neue DTM-Champion van der Linde: "Es fühlt sich jetzt an, als sei eine Last von 300 Kilo von meinen Schultern gefallen! Viele hatten im Vorfeld erwartet, dass ich eh den Titel hole. Es war aber sehr hart. Die DTM war immer mein Traum, schien aber immer so weit weg - und jetzt bin ich Meister. Ganz ehrlich, das ist einfach fucking unglaublich!"

*** Titelgegner Lucas Auer hatte im Qualifying Pech, als er wegen des vorzeitigen Abbruchs keine schnelle Runde mehr setzen konnte und als Elfter starten musste. Mit den 25 Zusatz-Kilos vom Samstagssieg standen die Chancen noch schlechter. Auer zu Motorsport-Magazin.com: "Am Samstag waren wir noch in einer guten Ausgangsposition, aber heute haben alle gesehen, dass wir gegen BMW und Audi keine Chance hatten. Trotzdem bin ich mit dem zweiten Gesamtrang im Großen und Ganzen zufrieden."

*** Hoppla! Ex-DTM-Champion Bruno Spengler versuchte, Auer den Vizemeister-Pokal auf dem Podium zu überreichen - scheiterte aber und ließ das gute Stück ausversehen auf den Boden fallen! Die Trophäe wurde zunächst notdürftig mit ein paar Schrauben zusammengeschustert...

*** Apropos Spengler, der im DTM Classic Cup im Rahmenprogramm startete: Der BMW-Star und Fan-Liebling würde liebend gerne 2023 wieder in die DTM zurückkehren. BMW-Motorsportchef Andreas Roos zu Motorsport-Magazin.com: "Wir arbeiten an Brunos Programm."

*** 'Gelingt das Rast-Wunder?', hatten wir nach dem Qualifying am Sonntagmorgen getitelt. Es gelang nicht, Rast belegte den zweiten Platz, wurde Gesamt-Dritter, fuhr aber in seinem fünften DTM-Jahr zum fünften Mal um den Titel! "Wenn man so nah dran ist, will man natürlich gewinnen", sagte Rast. "Aber wir können stolz sein auf unsere Leistung."

*** Für Rast endet mit Hockenheim das Kapitel Audi. Der dreifache DTM-Champion wechselt zu BMW und kehrt 2023 mit McLaren auch in die Formel E zurück. Wie emotional war das letzte Rennen? Rast: "Es war schon emotional, aber ich war darauf vorbereitet."

*** Auch Nico Müller verabschiedete sich am Sonntag offiziell von Audi, der Schweizer und zweifache DTM-Vizemeister wechselt zu Peugeot ins Le-Mans-Programm. In der Formel E sieht er Rast wieder, denn: Müller gibt sein FE-Comeback mit ABT Sportsline, trifft dort auf seinen alten Teamkollegen Robin Frijns

*** Interessant: In Hockenheim haben wir Vincent Vosse, Teamchef von Erfolgsrennstall WRT, gesichtet. Das belgische Team wechselt wie Rast von Audi zu BMW. Könnte WRT 2023 in die DTM zurückkehren? Vielleicht sogar mit Rast? BMW-Motorsportchef Roos: "Wir befinden uns in den Planungen für die DTM-Saison 2023."

*** Sehen und gesehen werden beim DTM-Finale! Viele namhafte Gesichter aus der Motorsportwelt waren in Hockenheim zu Gast. Darunter, und in unbestimmter Reihenfolge: Ex-ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk, Audi-Technikvorstand Oliver Hoffmann, BMW-M-Geschäftsführer Frank van Meel, BMW-Motorsportchef Andreas Roos, Audi-Motorsportchef Rolf Michl, Audi-Kundensportleiter Chris Reinke, Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach, Porsche-GT3-Projektleiter Sebastian Golz, Lamborghini-Motorsportchef Giorgio Sanna, HRT-Teambesitzer Hubert Haupt, Ex-Audi-Motorenpapst Ulrich Baretzky, Norbert Vettel, Ex-Mercedes-Kommunikationschef Wolfgang Schattling, den ersten DTM-Champion (1984) und heutigen AvD-Sportpräsidenten Volker Strycek und viele weitere

*** Sorgen um mögliche Teamorder bestätigen sich beim Finale (glücklicherweise) nicht. Der DTM-Plattformverantwortliche Martin Tomczyk dürfte nach den Vorkommnissen 2021 innerlich aufgeatmet haben: "In der DTM sind professionelle Teams und Fahrer am Start, die ihre Gelegenheiten nutzen. Kämpfe wie heute, das wollen wir sehen. Das war das beste Beispiel dafür, wie eine Saison enden sollte."

*** Hatte nichts mit dem Titelkampf zu tun, aber Marco Wittmann dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein nach seinem 18. DTM-Sieg, mit dem er in der ewigen Statistik mit Nicola Larini, dem DTM-Champion von 1993 gleichgezogen hat. In Folge einer schwierigen Saison mit mehreren Rückschlägen beim Team Walkenhorst endete Wittmanns Saison mit zwei Podestplätzen beim Finale versöhnlich. Sehenswert sein Duell mit Rene Rast um den Sieg: "Ein harter Fight mit Rene, es gab auch Kontakt, aber es war fair."

*** Neben Wittmann und Rast sahen nur zehn weitere Fahrer die Zielflagge - von 27 eingeschriebenen GT3-Autos! Sechs Autos waren nach dem unfallträchtigen Samstagsrennen sowieso mehr oder weniger stark deformiert, Felipe Fraga erwischte es zudem im Sonntags-Qualifying und im Rennen folgten sieben weitere Ausfälle. Im Ziel: 6 Audi, 3 BMW, 2 Mercedes, 1 Lamborghini

*** Einen 'Ausfall' erlebte auch Gerhard Berger, der DTM-Boss musste das Finale wegen einer Corona-Infektion aus der Ferne verfolgen. Zitieren ließ sich der Ex-F1-Fahrer mit den Worten: "Herzlichen Glückwunsch an Sheldon van der Linde, der mit seinen konstanten, eindrucksvollen Leistungen ein würdiger DTM-Champion 2022 ist. An dieser Stelle aber auch Gratulation an den Vize-Meister Lucas Auer, sein Team und Mercedes-AMG, die bis zuletzt fair und mit tollen Manövern und Strategien um den Titel mitgekämpft haben."

*** Zu den ausgefallenen Piloten zählte Maxi Buhk - ein ärgerliches Resultat in seinem letzten Rennen, nachdem das Mercedes-AMG-Ass am Sonntagmorgen das Ende seiner Karriere bekanntgegeben hatte. Der 29-Jährige: "Ich habe im Sommer geheiratet und durfte die Geburt meiner Tochter Clara Margeaux miterleben. Ich merke, dass sich meine Prioritäten verschieben und die Lust am Rennfahren und an der Competition nicht mehr uneingeschränkt an erster Stelle stehen."

*** Wie es 2023 weitergeht, ist an vielen Fronten noch nicht geklärt... Den Rennkalender für die kommende Saison konnte die ITR nicht wie erhofft präsentieren. In den nächsten Wochen soll es soweit sein. ITR-Manager Tomczyk gab zumindest einen kleinen Hinweis: "Wir wollen im April 2023 noch stärker zurückkehren." Nach Hockenheim, wie Motorsport-Magazin.com weiß!