Diese Entscheidung könnte ganz wichtig sein mit Blick auf den Kampf um die DTM-Meisterschaft 2022: Rund vier Stunden nach dem Ende des Samstagsrennens in Spielberg wurde die 10-Sekunden-Zeitstrafe gegen Titelanwärter Lucas Auer zurückgenommen! Im neuen Rennergebnis wird der Winward-Mercedes-Pilot als Vierter statt als Neunter gewertet.

Bedeutet konkret: Zwölf statt zwei Punkte für Auer, der in der Meisterschaft dadurch einen Platz gutmacht und mit 110 Zählern punktgleich mit Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) den dritten Rang belegt. Der Rückstand auf Spitzenreiter Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) mit seinen 130 Punkten beträgt nach der Strafen-Rücknahme 20 Zähler. Gesamtzweiter bleibt Rene Rast (Abt-Audi) mit 117 Punkten.

Im Rennen auf dem Red Bull Ring hatte Auer eine 10-Sekunden-Zeitstrafe wegen überhöhter Geschwindigkeit in der Boxengasse kassiert. Mit 63 statt der erlaubten 60 km/h soll der Österreicher bei seinem Heimspiel 'geblitzt' worden sein. Nach einer Anfrage der Winward-Mannschaft wurde die Zeitstrafe gegen Auer nachträglich von den Sportkommissaren untersucht.

Die Strafe sorgte beim Team laut eigenen Angaben für Irritationen, weil die Überschreitung um 3 km/h nicht am Beginn oder Ende der Boxengasse, sondern unmittelbar bei der Anfahrt zum Boxenstandplatz registriert worden sei. Winward bat die Verantwortlichen um Prüfung der GPS-Anlage, die zur Überwachung der Geschwindigkeit in der Boxengasse eingesetzt wird.

"Wenn eine Übertretung am Anfang oder Ende der Boxengasse stattfindet, ist die Erklärung dafür in der Regel sehr einfach. Aber wenn das Tempo überall stimmt und nur bei der Anfahrt zum Standplatz plötzlich eine Überschreitung von 3 km/h auftritt, wirft das durchaus Fragen nach der Korrektheit der Messung auf. Daher haben wir um Prüfung des Sachverhalts gebeten, mehr Möglichkeiten lässt das DTM-Reglement ohnehin nicht zu", erklärte Teamchef Christian Hohenadel.

Nach eingehender Untersuchung revidierte die Rennleitung die Entscheidung und strich die zehn Strafsekunden wieder aus dem Ergebnis. Auer hatte sich schon kurz nach dem Rennende sehr über die Strafe gewundert und war sich keiner Schuld bewusst. "Normalerweise bist du am Eingang und Ausgang (der Boxengasse; d. Red.) am Limit. Hier war es das Gegenteil, ich war eher defensiv unterwegs. Deshalb war ich so verwundert."

Nach der Strafe wies das Team Auer an, Vollgas zu geben, um den vermeintlichen Schaden zu begrenzen. Die Begründung für die Strafe verblüffte den Lokalmatador komplett, wie er zu Protokoll gab: "Am Anfang dachte ich an Track Limits. Als dann 'Pitspeed-Limit' durchkam, bin ich durchgedreht, das war echt Scheiße! Beim Heimrennen möchtest du so etwas nicht haben."

Dass es theoretisch möglich ist, mit zu hoher Geschwindigkeit durch die Box zu fahren, war Auer bewusst - nicht aber in diesem konkreten Fall: "Ab und zu passiert etwas beim Reinfahren, wenn das ABS eingreift und man überschießt, oder beim Einlenken an den Boxenplatz. Ich dachte, die reden Blödsinn. Deswegen war ich ziemlich erstaunt über die Strafe."