Lamborghini-Team Grasser Racing erlebte mit Titelanwärter Mirko Bortolotti das zweite gebrauchte DTM-Rennwochenende in Folge. Der Lamborghini-Werksfahrer sammelte nach dem Doppel-Ausfall vor zwei Wochen auf dem Nürburgring nun in Spa-Francorchamps nur vier Meisterschaftspunkte. Schwierigen Qualifyings bei abtrocknenden Streckenbedingungen - zweimal Startplatz 20 - ließ der in Wien lebende Italiener Aufholjagden auf die Plätze acht und zehn folgen.
GRT-Teamchef Gottfried Grasser: "Mit der Punkteausbeute können wir natürlich nicht zufrieden sein. Wir haben an diesem Wochenende im Qualifying nicht die richtigen Entscheidungen getroffen und uns das Leben damit sehr schwer gemacht." In der Fahrer-Wertung ist Bortolotti auf den vierten Platz mit 94 Punkten zurückgefallen - 36 Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Sheldon van der Linde (Schubert-BMW).
In Spa musste Bortolotti auf seinen Renningenieur Niki Laa verzichten. Der Österreicher war stattdessen beim zeitgleich ausgetragenen WEC-Lauf im japanischen Fuji für das LMP2-Team JOTA (Antonio Felix da Costa/Will Stevens/Roberto Gonzalez) im Einsatz, das den zweiten Platz in der Klasse erzielte.
Grasser: Strafe für Boxenstopp-Unfall zu lasch
Was Teamchef Grasser im Sonntagsrennen auf dem Ardennenkurs besonders ärgerte: Eine Kollision zwischen GRT-Pilot Clemens Schmid und SSR-Porsche-Fahrer Laurens Vanthoor in der Boxengasse. Nach den frühen Pflicht-Reifenwechseln beider Fahrer in Runde fünf, traf Vanthoor den Österreicher kurz vor der Boxenausfahrt an der rechten Fahrzeugseite. Schmid fiel drei Runden vor dem Rennende, laut Angaben des Teams wegen eines Aufhängungsschadens, aus.
Grasser: "In der Boxengasse wird teilweise ohne jede Rücksicht gefahren und ihm (Schmid) wurde damit das Rennen zerstört. Sein Auto war nach der Kollision kaputt und der Unfallgegner wurde von der Rennleitung lediglich angewiesen, die Position zurückzugeben. Das ist für einen Unsafe Release definitiv zu lasch. Wir reden hier über wirklich gefährliche Situationen für unsere Mechaniker und das sollte härter bestraft werden."
Vanthoor wurde von der Rennleitung angewiesen, den Platz mit Schmid zu tauschen und kassierte obendrein eine Verwarnung für den Vorfall. Der Porsche-Werksfahrer beendete das Sonntagsrennen auf dem zwölften Platz und blieb bei seinem Heimspiel punktelos. Vanthoor wartet seit fünf Rennen auf die nächsten Meisterschaftszähler.
Schmid, wegen seiner harten Kritik an David Schumacher zuletzt in den Schlagzeilen, verpasste sein zweites Punkteresultat beim DTM-Debüt. Beide Fahrer erhalten beim kommenden Rennen in Spielberg obendrein eine Strafversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung wegen überschrittener Track-Limits im Spa-Sonntagsrennen.
Der 32-Jährige aus Österreich: "Im Rennen hatten wir leider wieder nicht das nötige Glück auf unserer Seite. In der Boxengasse fuhr mir ein anderer Fahrer nach seinem Boxenstopp geradewegs in die Seite. Die Spur meines Autos war danach verzogen und wir hatten keine Chance mehr auf ein gutes Resultat, sodass wir abstellen mussten."
Ähnliche Boxenstopp-Kollision: In Imola war GRT schuld
Bemerkenswert: Die GRT-Mannschaft war selbst in eine ähnliche Boxengassen-Situation beim dritten DTM-Rennwochenende in Imola involviert. Auf dem italienischen Kurs kam es zu einer Berührung zwischen GRT-Fahrer Bortolotti und Lucas Auer (Winward-Mercedes) auf dem Weg zur Boxenausfahrt.
Nach der Abfahrt vom Boxenplatz traf der Lamborghini-Werksfahrer mit seiner linken Fahrzeugseite die Front von Auers Mercedes. Der Österreicher befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit vollem Fahrzeugumfang in der Fast Lane.
Rennleitung ordnete in Imola ebenfalls Platztausch an
Auer wurde vom aus der Working Lane ausscherenden Bortolotti leicht in die Mauer auf Höhe der Kommandostände gedrückt und verlor durch den Lambo-Kontakt ein Teil am Frontsplitter. Bortolotti, der nach Auer in die Boxengasse gefahren war, gewann eine Position gegen seinen Mercedes-Kontrahenten. Noch während der anhaltenden Safety-Car-Phase ordnete die Rennleitung einen Platztausch zwischen Bortolotti und Auer an.
In Imola fragten sich einige Beobachter im Anschluss, ob Bortolotti bzw. sein GRT-Team nicht härter für die Boxengassen-Kollision hätten bestraft werden müssen. Es handele sich immerhin um ein Sicherheits-Thema, hieß es.
Im Sportlichen Reglement sind keine konkreten Strafen für ein Unsafe Release - oder andere Vergehen - genannt. Es liegt in der Entscheidung der Rennleitung, gegebenenfalls eine Strafe auszusprechen. Bei den Boxengassen-Kollisionen in Imola und Spa waren die Verantwortlichen zumindest konsequent und beließen bei einem Platztausch.
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