Im Starterfeld der DTM tummelt sich zweifelsfrei die Creme de la Creme des GT-Sports. Knapp 20 Werks- oder Performance-Fahrer im Feld der 27 Piloten verteilen sich auf die Teams der sechs Marken Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Ferrari und Lamborghini. Doch das Samstagsrennen auf dem Norisring - so die Meinung zahlreicher Beobachter - wirkte eher wie eine Amateurveranstaltung.

"Da sind ein, zwei Fahrer dabei, die vielleicht dem Top-Standard nicht gewachsen sind", meinte DTM-Boss Gerhard Berger. "Ich will keine Namen nennen. 24 bis 25 sind Top-Standard. Am Samstag waren auch die Top-Leute nicht ideal unterwegs. Die Meisterschaft ist extrem hart, hier kann die erste Kurve ein Lotteriespiel sein."

DTM-Boss Berger: "Ich wünsche mir sowas nicht"

Reihenweise segelten die rund eine halbe Million Euro teuren GT3-Sportwagen von der Strecke, Kollisionen am laufenden Band, drei Safety-Cars sowie eine Full-Course-Yellow-Phase und am Ende 16 vorzeitige Ausfälle. "Das war keine gute Werbung für die DTM", waren sich viele Fahrer und Teamchefs nach dem Crash-Festival mit Millionen-Schäden auf dem Nürnberger Stadtkurs einig.

Berger nahm das wilde Treiben sportlich und erklärte seine Sicht. "Es hat immer wieder solche Rennen gegeben", sagte der frühere Formel-1-Fahrer. "Und der Norisring ist genau der perfekte Platz dafür. Wenn so viele Autos unterwegs sind und der Kampf so eng ist, dann heizt es sich so sehr auf, dass man das nicht mehr einfangen kann. Ich wünsche mir so etwas nicht. Man muss aber auch akzeptieren, dass es zwischendurch mal nicht so läuft wie man es gerne hätte."

Rennleitung drohte mit deutlich härteren Strafen

Einige Teamchefs plädierten im Anschluss an das siebte Saisonrennen - auch mit Blick auf das schwer belastete Reparatur-Budget - für härtere Strafen, um mehr Disziplin in den wildgewordenen DTM-Haufen zu bekommen. Ein außerplanmäßiges Treffen der Fahrer mit der Rennleitung am frühen Sonntagmorgen zeigte seine Wirkung, die Ansprache musste gesessen haben!

Die Inhalte blieben vertraulich, doch es sickerte durch, dass schon kleinere Kollisionen hart bestraft würden und die Rennleitung insbesondere vor rennzerstörenden Durchfahrtsstrafen - die Berger eigentlich nicht mag - nicht Halt machen würde. "In dem zusätzlichen Fahrerbriefing am Sonntagmorgen ging es um einen gemeinsamen Rückblick auf das Samstagsrennen und mögliche Schlüsse daraus", formulierte es Renndirektor Christian Vormann höchst vorsichtig.

Berger: "Startszenario fand ich nicht gut"

Nachdem es im Samstagsrennen schon kurz nach dem Start mächtig gerasselt hatte und sieben Autos einer Massen-Kollision (keine Strafen, wie erst am Sonntagmorgen nach Ansicht des Videomaterials kommuniziert wurde) zum Opfer fielen, fuhren am Sonntag die 25 verbliebenen GT3-Boliden (Esteban Muth und Franck Perera konnten wegen zu starker Schäden nicht starten) schon fast im Kuschelkurs durch die ersten Kurven.

Klare Ansage der Rennleitung an die Fahrer: Bis zur Rennfreigabe durfte niemand aus der engen Startformation herauszucken. Ein leicht versetztes Fahren war bis dato erlaubt, damit die Fahrer hinter dem Heckflügel des Vordermannes die über der Start/Ziel-Linie angebrachte Startampel erkennen können. Von manchen Teamchefs geforderte Änderungen beim Restart-Prozedere im Indi-Stil nach Safety Cars oder FCY-Phasen gab es unterdessen nicht.

Dabei waren gerade diese Phasen am Samstag ein Crash-Garant: Bei jedem der insgesamt vier Restarts krachte es irgendwo im Feld der immer weniger werdenden Autos. Berger: "Was ich nicht gut fand, war das Startszenario. Die Burschen haben hinten schon gezuckt und gehofft, dass sie im Schwung sind, wenn die Ampel grün wird. Das ist immer schlecht, wenn es so eng und die erste Kurve so spitz ist. Da sind einige Sachen zusammengekommen, wo jeder seinen Beitrag geleistet hat."

Zehn Gewinner im DTM-Samstagsrennen

Gewinner der Ausfall-Schlacht am Samstag waren neben KÜS-Porsche-Rennsieger Thomas Preining - Berger: "Der hat mich beeindruckt" - quasi alle Fahrer, die Punkte mitnehmen konnten. Mit Ausnahme von Marius Zug (Attempto-Audi) auf P11 also die zehn weiteren Piloten, die die Zielflagge sahen. Verrückt: Die Top-4 der Gesamtwertung gingen allesamt leer aus!

"Wenn es sich so emotional aufheizt, vergessen einige wohl, dass es eine Meisterschaft gibt und man gute Punkte mitnehmen kann, wenn man sich raushält. So wie Rene Rast. Der macht immer seinen Job, deshalb war er auch schon dreimal Meister", meinte Berger mit Blick auf den Abt-Audi-Piloten, der zwei dritte Plätze ergatterte und zusammen mit Preining die meisten Punkte am Norisring-Wochenende einheimste.