Das durchaus imposante Starterfeld für die DTM-Saison 2022 ist größtenteils vollständig. Hinter zwei der bislang bestätigten 26 Einschreibungen stehen allerdings noch Fragezeichen: Wer sitzt in den beiden Porsche 911 GT3 R des Teams SSR Performance?

Stefan Schlund, Geschäftsführer der in München ansässigen SSR Performance GmbH, hält dicht, obwohl die Fahrerwahl schon seit einer ganzen Weile feststehen soll. Zu den in der Öffentlichkeit und in Medien spekulierten, möglichen Fahrern Laurens Vanthoor (Porsche-Werksfahrer) und Dennis Olsen, einer von insgesamt 17 Piloten, die den neuen Status 'Porsche-Fahrer' haben, will sich Schlund nicht äußern.

Warum macht SSR Performance, das 2020 (Michael Ammermüller/Christian Engelhart) bei seinem Debüt im ADAC GT Masters auf Anhieb die Fahrer- und Teammeisterschaft errang und 2021 (Ammermüller/Mathieu Jaminet) nur haarscharf an der Titelverteidigung vorbeischrammte, so ein großes Geheimnis um seine Fahrer? Schließlich wurden in der 'DTM-Woche der Wahrheit' bereits zahlreiche Teams und Fahrer offiziell bestätigt.

SSR lüftet DTM-Geheimnis Mitte März

Laut Schlund haben die verpflichteten Fahrer sogar schon vor längerer Zeit einen Test in Portimao absolviert! Immerhin, bald soll das SSR-Geheimnis gelüftet werden: Laut eigenem Strategieplan soll das Fahrer-Lineup in der zweiten März-Woche offiziell bekanntgegeben werden. Dann sei, so Schlund im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, auch eine "lange Leidenszeit" für die interessierte Öffentlichkeit beendet.

Wir erinnern uns: Schon am 06. Dezember 2021 hatte SSR Performance für einen historischen Moment in der DTM gesorgt und als erstes Porsche-Team überhaupt eine Einschreibung in eine DTM-Saison offiziell bekanntgegeben. Mit dem KÜS Team Bernhard folgte ein weiteres Porsche-Kundenteam, das mit Werksfahrer Thomas Preining seinen Piloten längst verkündet hat.

Schlund: Deshalb wollen wir noch nichts verraten

Vorfreude ist bekanntermaßen die schönste Freude, und Schlund erklärt, warum sich Fans und Medien eine ganze Weile bis zur Bekanntgabe gedulden müssen: "Wir haben viel Geld in die Präsentation unseres Teams investiert (u. a. wurde ein Film produziert, d. Red.) und deshalb wollen wir Details zu unserem Engagement in der DTM - beispielsweise das Design - noch nicht verraten." Durchblicken lässt er aber, dass man sich beim Personal neu aufgestellt und verstärkt hätte - Überraschungen inklusive!

Schlund weiter: "Wir planen eine Reihe weiterer Tests auf verschiedenen internationalen Rennstrecken und nicht nur auf Kursen, auf denen wir in der DTM fahren. Dabei werden wir bis zu unserer Präsentation mit einer Carbon-Optik und nur mit den Pflichtsponsoren in Erscheinung treten." Auch der vorgeschriebene BoP-Test Anfang April bei den offiziellen DTM-Testfahrten in Hockenheim gehört zum umfangreichen Test-Programm des SSR-Teams aus München.

SSR Performance startete 2020 und 2021 erfolgreich im ADAC GT Masters, Foto: ADAC GT Masters
SSR Performance startete 2020 und 2021 erfolgreich im ADAC GT Masters, Foto: ADAC GT Masters

Vanthoor: DTM-Debüt elf Jahre nach Audi-Test?

Ob dann der belgische Porsche-Werksfahrer Vanthoor in einem der Autos sitzt? Für den 30-Jährigen wäre es ein DTM-Debüt mit Anlauf: Schon 2011 erhielt er die Gelegenheit, einen Audi A4 DTM gemeinsam mit Daniel Abt zu testen. Der Autobauer aus Ingolstadt ermöglichte dies damals den bestplatzierten Fahrern mit einem Motor von Mutterkonzern Volkswagen in der F3 Euro Serie. Vanthoor war in jener Saison als Gesamtsechster der zweitbeste 'VW-Fahrer' hinter Marco Wittmann, der sein Glück - und zwei DTM-Titel - jedoch bei BMW fand.

In welchen Porsche-Programmen der ältere der beiden Vanthoor-Brüder 2022 zum Einsatz kommt, ist noch nicht vollständig bestätigt worden. Sicher sind nur seine Einzeleinsätze bei den 24 Stunden von Le Mans im Porsche GT Team sowie beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring im Manthey-Grello. Zuletzt lieferte sich Vanthoor bei den 24 Stunden von Daytona ein Siegduell mit Porsche-Werksfahrer-Kollege Mathieu Jaminet um den GTD-Pro-Klassensieg, das schon jetzt ein Anwärter auf den Zweikampf des Jahres ist.

Auf den Daytona-Sieg muss Vanthoor weiter warten, doch seit dem Beginn seiner Automobilsportkarriere 2008 in der Deutschen Formel 3 hat er eine beachtliche Erfolgsserie mit Audi und seit 2017 im Porsche hingelegt. Dazu zählen unter anderem Siege bei den 24h Nürburgring (2015), beim FIA GT World Cup in Macau und den 24 Stunden von Dubai (beide 2016), in der GTE-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans 2018 sowie beim 24h-Rennen in Spa-Francorchamps 2020.

Porsche-Werksfahrer: Einige sind schon vergeben

Bei Porsche Motorsport sind bereits einige Fahrer für die unterschiedlichen Programme bestätigt worden. Gianmaria Bruni, Michael Christensen, Kevin Estre und Richard Lietz stehen für die DTM definitiv nicht zur Verfügung, weil sich ihr WEC-Programm am 10./11. September 2022 in Fuji/Japan mit dem DTM-Event im belgischen Spa überschneidet. Auch die neuen Porsche-Werksfahrer Dane Cameron und Felipe Nasr kommen wegen der Entwicklung und den monatlich geplanten Testfahrten bezüglich des LMDh-Projekts nicht infrage.

Damit blieben Matt Campbell, Mathieu Jaminet, Frederic Makowiecki und eben Vanthoor als potenzielle Kandidaten übrig. Für das Quartett stehen laut Porsche Motorsport offiziell noch keine Renn-Programme 2022 fest. Nach Informationen von Motorsport-Magazin sollen sie zumindest bei von Porsche Motorsport ausgewählten Langstreckenrennen zum Einsatz kommen.

SSR-Porsche beim DTM-Gaststart 2021 auf dem Nürburgring mitten im Getümmel, Foto: DTM
SSR-Porsche beim DTM-Gaststart 2021 auf dem Nürburgring mitten im Getümmel, Foto: DTM

Projektleiter: So läuft die Fahrerwahl bei Porsche

Bei der Fahrerwahl stimmen sich Kundenteams wie SSR Performance mit Porsche Motorsport eng ab. Sebastian Golz, Projektleiter 911 GT3 R, erklärt bei Motorsport-Magazin.com: "In der Regel sind Teams in ihrer Fahrer-Entscheidung frei. Es ist kein Werks- sondern ein Kundeneinsatz und der Kunde definiert, mit wem er fahren möchte. Wenn er einen unserer Fahrer haben möchte, nennen wir diverse Namen, aus denen er sich mit uns zusammen entscheiden kann."

Der Porsche-Projektleiter führt aus: "Wir schauen, ob der Fahrer als Charakter zum Team passt, wie seine restliche Auslastung aussieht, passt er in eine Serie wie die DTM, ist er Einzelkämpfer oder performt er besser mit anderen Fahrern auf einem Auto, und so weiter."

Übrigens: Ein ausführliches Interview mit Sebastian Golz lest ihr in der kommenden Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com

SSR-Chef: Wehrlein-Gerücht ist völliger Blödsinn

Bis zur DTM-Präsentation von SSR Performance Mitte März darf weiter fleißig geraten werden. Interessant ist immerhin der Hinweis von SSR-Geschäftsführer Schlund bezüglich der bereits feststehenden Startnummern #92 und #94 auf den beiden 911ern. "Ich habe mir für unsere beiden Porsche gerade Ziffern gewünscht und dabei die #92 in Anlehnung an die achte Generation des Porsche 992 gewählt."

Und welchen Bezug gibt es zur #94? "Das verrate ich jetzt noch nicht. Fakt ist, dass die in Medien spekulierte Idee, Pascal Wehrlein könnte sich als Fahrer und mit seiner Lieblingsnummer #94 bei uns ins Spiel gebracht haben, völliger Blödsinn ist", betont Schlund mit Blick auf den DTM-Champion von 2015, der nach zwei Jahren in der Formel 1 nun für Porsche in der Formel E an den Start geht und jüngst seinen ersten Sieg gefeiert hat.

Wir bei Motorsport-Magazin.com spekulieren jetzt einfach mal, dass es sich bei der #94 vielleicht um die zehnte Generation des Porsche 911 (994) handeln könnte, von der aber bei dem Sportwagenbauer - zumindest öffentlich - noch nicht die Rede ist...